Sellner im großen FREILICH-Interview: „Die AfD sollte mehr Kickl wagen“
Martin Sellner kritisiert das deutsche Asylsystem, fordert konsequente Rückführungen und warnt vor der Entstehung eines „Kleinsyriens“ in Deutschland. Gleichzeitig sieht er in der FPÖ unter Kickl ein Erfolgsmodell für die AfD.
Mit seinem Konzept der Remigration hat Sellner in den vergangenen Wochen und Monaten für viel Diskussion gesorgt.
© Martin SellnerWien. – Zehn Jahre nach 2015 zieht der österreichische Aktivist und Autor Martin Sellner eine radikale Bilanz: Die damalige Migrationswelle habe den „Bevölkerungsaustausch maximal vorangetrieben” und die Überfremdung Europas normalisiert, erklärt er jüngst in einem FREILICH-Interview. Zugleich sei aber auch ein Widerstandsimpuls entstanden, der sich in neuen Bewegungen und Parteien äußere. Für Sellner war dieser Schock „ein versteckter Segen“, da er Gegenkräfte mobilisierte.
Kritik am Asylsystem
Gleichzeitig spart Sellner nicht mit Angriffen auf bestehende Strukturen: „Die schlimmsten Pestbeulen auf diesem Monstrum sind aus meiner Sicht das Verbot von Pushbacks und das subjektive Recht auf ein Asylverfahren und das Verbleiben in diesem Land.“ Aus seiner Sicht liegt die Hauptverantwortung in Deutschland: NGOs, Politik und Justiz hätten die Überfremdung erst möglich gemacht. „Ohne die BRD hätte Europa längst eine echte Frontex-Gruppe.“
Das Konzept der Remigration
In seinem Buch Remigration – Ein Vorschlag entwirft Sellner einen Plan, der auf stufenweise Rückführungen setzt. Betroffen seien zunächst Illegale, dann Ausländer, die „wirtschaftlich, kriminell und kulturell zur Last fallen“, und schließlich nicht assimilierte Staatsbürger. Letztere will er nicht massenhaft ausbürgern, sondern durch eine staatlich verordnete Leitkultur unter Anpassungsdruck setzen. „Remigration ist ein stufenweises rechtsstaatliches Konzept, das die Überfremdung und das Asylchaos beendet und langfristig dafür sorgt, dass Österreich in fünfzig Jahren österreichischer ist als heute“, wie er erklärt. Ein Burkaverbot nennt er als Beispiel für ein „strukturelles Gesetz“, das alle betrifft, aber vor allem Parallelgesellschaften unter Assimilationsdruck setzt.
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Konflikt mit Maximilian Krah
Innerhalb der AfD wird Sellners Konzept kontrovers diskutiert. Besonders der AfD-EU-Abgeordnerte Maximilian Krah trat zuletzt als Kritiker hervor. Er hält staatlich erzwungene Assimilation für gefährlich und warnt vor Repression. Sellner wiederum wirft Krah vor, „das Geschäft des politischen Gegners“ zu betreiben, indem er die Idee der Remigration in neurechten Kreisen delegimiere. Zudem attackiert er Krahs Alternatividee eines „Binnenethnopluralismus“ mit selbstverwalteten ethnischen Communities scharf. „Das ist ein Traum, aber nicht einmal ein schöner“, so Sellner. Für ihn wäre ein solches Modell nichts anderes als ein „Kleinsyrien“ mit deutschem Bürgergeld – ein weiterer Magnet für Massenmigration.
Loyalität und Assimilation
Für Sellner ist Assimilation nur begrenzt möglich und geht mit einem „Loyalitätsbruch“ gegenüber der Herkunftskultur und dem Herkunftsstaat einher. Wer als Staatsbürger Erdoğan zujubelt und zugleich in Europa lebt, ist seiner Meinung nach nicht assimiliert. Migranten, die sich gegen Bevölkerungsaustausch und für Remigration aussprechen, betrachtet er hingegen als potenzielle Partner in einer „Remigrationsallianz“.
Im Interview kritisiert Sellner auch rechte Politiker, die sich allein auf parlamentarische Arbeit konzentrieren: „Diese Leute halte ich für strategische Blindgänger.“ Macht werde in einem Netzwerk aus Medien, NGOs und außerparlamentarischen Akteuren generiert. Nur wenn Partei und Vorfeld eng kooperierten, könne die Bewegung erfolgreich sein.
FPÖ als Vorbild für die AfD
Lobend erwähnt Sellner insbesondere den Kurs von Herbert Kickl in Österreich. Die FPÖ habe Distanzierungsrituale abgelegt und ein klares Remigrationsprogramm formuliert. „Die AfD sollte mehr Kickl wagen“, fordert Sellner mit Blick auf den großen Nachbarn unmissverständlich.