Freilich #36: Ausgebremst!

Die CDU hat sich verzockt: Jetzt bestimmt die AfD, zu welchen Konditionen zukünftig regiert wird

Die Union taumelt zwischen Panik und Orientierungslosigkeit: Täglich werden neue Angriffe auf die AfD gestartet, während das eigene Fundament erodiert. Niklas Lotz seziert die strategischen Fehler der Union und erklärt, warum der Merz-Kurs den Untergang der Partei besiegelt.

Kommentar von
8.11.2025
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3 Minuten Lesezeit
Die CDU hat sich verzockt: Jetzt bestimmt die AfD, zu welchen Konditionen zukünftig regiert wird

Friedrich Merz ist gefangen zwischen einer unbeliebten Koalition und rechter Konkurrenz.

© IMAGO / dts Nachrichtenagentur

Bei der Union geht die Panik um, Politiker von CSU und CDU übertreffen sich täglich mit neuen Vorwürfen und Beschimpfungen in Richtung AfD. Spannend sind die Hintergründe, welche dieses Nervenflattern der Union auslösen: Langsam begreift man, dass man das Zeitfenster verspielt hat, in welchem man der AfD die Bedingungen einer künftigen Regierung hätte vordiktieren können. Die AfD muss jetzt nichts weiter tun, als standhaft auf ihrem Programm zu beharren – Merz kann in der Regierung nur noch verlieren.

Lange Zeit hat die Union es versäumt, strategisch zu denken. Sei es aus Bequemlichkeit oder schlichtweg aufgrund von Analyseunfähigkeit. Auf dem Status als stärkste Partei haben sich die Schwarzen über Jahre ausgeruht. Zugegeben: Dass die AfD die Union so schnell nach der Bundestagswahl ablöst, haben auch viele AfD-Strategen kaum zu hoffen gewagt. Aber dass es passieren wird, müsste eigentlich jedem klar gewesen sein, der sich mit Wahldaten und Demografie auskennt. Der Vorsprung der Union basierte lange Zeit größtenteils auf der Generation 70+, welche den Unionsparteien noch in großer Zahl die Treue hält. Der massive Erfolg der AfD bei Menschen mittleren Alters aber ist hier wesentlich nachhaltiger und macht die Alternative ganz natürlich zur Partei der Zukunft.

Versäumte Strategie und verpasste Chancen

Wäre die Union intelligent gewesen, hätte sie eine Koalition mit der AfD schnell begonnen, bevor sie den Rang als stärkste Kraft verliert. Vielleicht war es den meisten CDUlern nicht bewusst, aber das war tatsächlich ihre letzte Chance, als Volkspartei nicht zu sterben. Hätte die Union in einer schwarz-blauen Koalition im Land signifikant etwas verbessert, hätte das auch auf ihr Konto eingezahlt. Vermutlich wäre die AfD dann auch nie an der Union vorbeigezogen – strategisch gesehen hätte es für die Alternative also kaum besser laufen können.

Jetzt ist die AfD stärkste Kraft in ganz Deutschland, während Merz in einer Koalition mit der SPD linke Politik machen muss und daher in einer Dauerkrise steckt. Die Union hat sich durch das Anketten an Lars Klingbeil und Co. in eine Position gebracht, aus der sie jetzt jahrelang nicht mehr in die Offensive kommen kann. Jede Rede gegen illegale Migration, jede Rede von Reform der Wirtschaft, jeder rhetorisch zur Schau getragene Nationalstolz – all das ist gänzlich wertlos, wenn der Wähler in der Realpolitik nichts davon merkt. Was in der Opposition gereicht hat, um Kanzler zu werden, wird Friedrich Merz nun nicht mehr helfen. Daher ist der demoskopische Niedergang der Union jetzt fast unaufhaltsam. Laut der aktuellen Forsa-Umfrage hat Merz bereits über 70 Prozent der Bürger gegen sich. Dies wird für ihn mit jeder kommenden Woche noch schlimmer werden, in der er den linken Untergang Deutschlands nicht aufhalten kann.

AfD-Erfolg dank klarer Haltung

Ist der Sieg der AfD 2029 also schon sicher? Nein, diesen Denkfehler sollte jetzt auf keinen Fall jemand machen, denn die Schwäche der CDU alleine reicht nicht aus. Ihr gegenüber muss eine deutlich wahrnehmbare Stärke der AfD stehen, sodass Wähler nicht zu Nichtwählern werden, sondern aktiv von der CDU zur AfD wechseln. Hierbei ist die AfD schon auf einem guten Weg, denn eine aktuelle Forsa-Umfrage ergab bereits, dass etwa die Hälfte der neuen AfD-Wähler seit der Bundestagswahl direkt von der Union kommen. Das liegt vor allem auch daran, dass die AfD gerade als erkennbare Alternative auftritt und sich viel weniger in die Defensive treiben lässt als früher.

Dass Jens Spahn die AfD jetzt erneut als Putin-Partei beschimpft und die neue Ausdrucksweise innerhalb der Union offensichtlich ist, die AfD möglichst oft mit Russland in Verbindung zu bringen, ist natürlich an dieser Stelle kein Zufall: Genau das ist der verzweifelte Versuch, die AfD wieder in die Defensive zu drängen und zu spalten. Man sucht sich genau ein Thema heraus, von welchem man weiß, dass es in der AfD aktuell sehr erfolgreich läuft, und versucht, die AfD zur Distanzierung von ihrem eigenen Erfolg zu bewegen. Denn natürlich basiert der Erfolg der AfD auch darauf, die Ukraine-Finanzierung mit deutschem Geld zu kritisieren, während die eigenen Bürger zunehmend in die Armut rutschen. Die Taktik, Gewinnerthemen der AfD zu zerreden, wurde auch schon massiv mit dem Begriff Remigration betrieben, welchen die Altparteien der AfD zum Nachteil zu gereichen versuchen.

Die AfD tut gut daran, sich die aktuellen Umfragewerte anzusehen und sich zu verinnerlichen: Wir stehen da, wo wir stehen, gerade weil wir zu unseren Werten und Überzeugungen stehen, während die CDU sie verraten hat. Wir müssen uns also von nichts distanzieren und der CDU in keiner Form entgegenkommen. Die CDU hat nichts mehr zu fordern, sie wird sich in den nächsten Monaten in einer linken Regierung mit der SPD selbst verzwergen. Die Bedingungen, zu welchen Deutschland in Zukunft regiert wird, legt die AfD als stärkste Kraft fest. Die CDU wird als Juniorpartner noch darum betteln, das Programm der AfD mittragen zu dürfen. Die Zeit spielt für uns – jetzt müssen wir nur noch die Nerven behalten.

Die in Gastbeiträgen geäußerten Ansichten geben ausschließlich die Meinung des jeweiligen Autors wieder und entsprechen nicht notwendigerweise denen der Freilich-Redaktion.
Über den Autor

Niklas Lotz

Niklas Lotz, Jahrgang 1999, ist vielen vor allem unter seinem Pseudonym Neverfogetniki bekannt. Als freier Journalist und Videoblogger äußert er sich auf seinem YouTube-Kanal mit über 360.000 Abonnenten regelmäßig zu aktuellen politischen Themen.

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