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„Turbo-Einbürgerung“: Dobrindt-Reform hätte weniger als 700 Fälle verhindert

Die geplante Abschaffung der „Turbo-Einbürgerung“ würde nur wenige Hundert Fälle bundesweit betreffen. In den meisten Bundesländern spielte die verkürzte Frist bislang kaum eine Rolle.

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„Turbo-Einbürgerung“: Dobrindt-Reform hätte weniger als 700 Fälle verhindert

In Deutschland soll es künftig keine „Turbo-Einbürgerungen“ mehr geben. In manchen Ländern hätte diese Maßnahme jedoch kaum Auswirkungen.

© IMAGO / dts Nachrichtenagentur

Berlin. – Die Regelung der Ampel-Koalition, die es besonders gut integrierten Ausländern bereits nach drei Jahren Aufenthalt ermöglicht, die deutsche Staatsbürgerschaft zu erwerben, wurde in den vergangenen Monaten nur äußerst selten in Anspruch genommen. Dies geht aus einer Umfrage der Deutschen Presse-Agentur bei Ländern und Kommunen hervor, wie die Welt berichtet. Die nun geplante Abschaffung dieser sogenannten „Turbo-Einbürgerung” dürfte daher in der Praxis kaum spürbare Auswirkungen haben.

Berlin mit den meisten Fällen

Die Sonderregelung wurde in Berlin am stärksten genutzt. Von den rund 29.850 Personen, die sich zwischen Juli 2024 und Ende April 2025 in der Hauptstadt einbürgern ließen, profitierten laut Innenverwaltung lediglich 500 von der verkürzten Frist. Sie erfüllten besondere Voraussetzungen wie sehr gute Deutschkenntnisse oder herausragende Leistungen in Schule, Beruf oder Ehrenamt.

In anderen Bundesländern kaum relevant

In Hamburg haben seit Inkrafttreten der Regelung lediglich fünf Personen eine Einbürgerung nach drei Jahren erhalten. In Baden-Württemberg gab es im gesamten Jahr 2024 nur 16 Fälle einer beschleunigten Einbürgerung – bei insgesamt 2.530 Einbürgerungen von Personen, die sich weniger als acht Jahre im Land aufgehalten hatten. In Nordrhein-Westfalen, dem bevölkerungsreichsten Bundesland, ist lediglich von „wenigen Fällen“ die Rede. In Hessen nahmen vier Personen die Möglichkeit wahr, in Brandenburg wurde sie ein einziges Mal angewendet.

Unter den 54.732 im Sommer 2024 eingebürgerten Ausländern in Bayern gab es gerade einmal 78 Fälle, in denen die Sonderregelung griff. Auch diese Zahl zeigt: Der Anteil der sogenannten Turbo-Einbürgerungen bewegt sich im Promillebereich.

Rekordjahr bei Einbürgerungen insgesamt

Trotz der geringen Bedeutung der beschleunigten Verfahren war das Jahr 2024 ein Rekordjahr für Einbürgerungen insgesamt. Rund 292.000 Menschen erhielten die deutsche Staatsangehörigkeit, so viele wie noch nie seit Beginn der Statistik im Jahr 2000. Dies entspricht einem Anstieg von 46 Prozent im Vergleich zum Vorjahr. 28 Prozent der Eingebürgerten stammten aus Syrien, auf dem zweiten Platz lagen Menschen aus der Türkei.

Mit dem Inkrafttreten des reformierten Staatsangehörigkeitsrechts am 27. Juni 2024 wurde die Einbürgerungsfrist grundsätzlich von acht auf fünf Jahre verkürzt. Wer besonders gut integriert war, konnte sogar schon nach drei Jahren die deutsche Staatsangehörigkeit erhalten. Diese letzte Möglichkeit wollen CDU/CSU und SPD nun wieder streichen. Die erste Bundestagsberatung hierzu ist für den 26. Juni angesetzt. An der grundsätzlichen Verkürzung auf fünf Jahre will die Bundesregierung jedoch festhalten.

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