Köln: Linker Pfarrer legitimiert Straftat aus „Gründen der Demokratie“
Während des Kommunalwahlkampfs in NRW entfernte Pfarrer Franz Meurer eigenmächtig AfD-Plakate. Dafür musste er sich später vor Gericht verantworten.
Meurer hätte auch nichts gegen Verstaatlichung, „wenn es dem Menschen nützt“.
© IMAGO / Klaus W. SchmidtKöln. – Der Kölner Pfarrer Franz Meurer hat im Wahlkampf eigenmächtig AfD-Plakate gegen eine Großmoschee von den Straßen entfernt. Damit landete er vor Gericht und wurde zu einer Geldstrafe verurteilt. „Es war ja Diebstahl“, erklärte er in einem Interview mit der Plattform katholisch.de. Ihm sei „nichts anderes“ übrig geblieben, „als mal ein Signal zu setzen und die Plakate selbstverständlich abzuhängen“. Er habe es aus „Gründen der Demokratie“ gemacht. Für ihn sei es in bestimmten Situationen legitim, gegen das Gesetz zu verstoßen: „Manchmal muss man, um dem Gesetz und der Gerechtigkeit zu genügen, gegen das Gesetz handeln.“
Ein CDU-Mann mit linker Schlagseite
Trotz seiner Nähe zu linken Positionen ist Meurer seit 57 Jahren Mitglied der CDU. „Bei uns gab es damals nur die CDU. Wo ich jetzt arbeite, sage ich manchmal aus Blödsinn: Ich bin das jüngste CDU-Mitglied.“ Doch von der Partei selbst fühlt er sich oft wenig beachtet: „Es ist so, ich werde wenig von der CDU eingeladen. Ich werde oft von der Linken eingeladen. Ich werde von den Grünen eingeladen und von der SPD natürlich auch.“
Er fühlt sich besonders den Sozialausschüssen verbunden: „Natürlich bin ich in der CDU bei den Sozialausschusslern, und wir Sozialausschussler sind, wenn man so will, eigentlich viel linker als die meisten SPD-Leute und Grüne sowieso. Wir hätten gar nichts gegen Verstaatlichung, wenn es dem Menschen nützt.“
Politik aus dem Glauben heraus
Meurer begründet sein Engagement theologisch: „Dieses Denken vom Menschen her, inkarnativ, ist zutiefst theologisch begründet. Gott ist Mensch geworden. Der hat nicht irgendetwas heruntergebeamt, ein Programm geschmissen oder einen Blitz vom Himmel. Nein, der hat an unserem Leben teilgenommen. Das muss man nur mal bedenken. Ich würde fast sagen, mehr Demokratie als Weihnachten kann man sich doch nicht vorstellen.“
Schwerpunkte: Wohnen und Bildung
Besonders am Herzen liegt ihm die Wohnungslosenhilfe: „Bevor man Obdachlosen, Drogensüchtigen und Menschen in Not mit allen möglichen Sachen wie Entschuldung, medizinischer Versorgung, Essen und Trinken hilft, hilft es zuerst mal, ein Obdach, eine Wohnung, zur Verfügung zu stellen.“ Daneben pocht er auf Bildungsgerechtigkeit: „Wir sagen: Alle Kinder müssen die Chance haben, zu lernen, sie müssen Deutsch lernen können, sie müssen in die Lage versetzt werden, überhaupt etwas aus sich zu machen. Ermöglichungsgerechtigkeit, nicht nur Chancengerechtigkeit (...).“