Freilich #36: Ausgebremst!

Wehrpflichtdebatte: AfD-Politiker Lucassen greift Höcke mit verzerrter Darstellung an

Ein innerparteilicher Konflikt beschäftigt die AfD: Rüdiger Lucassen attackiert Björn Höcke mit einer sinnentstellenden Wiedergabe von dessen Rede. Höcke wies die Vorwürfe nung entschieden zurück.

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Wehrpflichtdebatte: AfD-Politiker Lucassen greift Höcke mit verzerrter Darstellung an

Im Bundestag griff Lucassen die Rede des Thüringer AfD-Chefs Björn Höcke zur Wehrpflichtdebatte auf und stellte sie in einem verzerrten Licht dar.

© IMAGO / dts Nachrichtenagentur

Berlin/Erfurt. – Während die AfD in Umfragen bundesweit dominiert, muss sie sich gleichzeitig ständig gegen Angriffe ihrer Gegner verteidigen. Doch auch innerhalb der Partei sorgen Schlagabtausche für Spannungen. Aktuell etwa zwischen den AfD-Politikern Rüdiger Lucassen und Björn Höcke. Der ehemalige Bundeswehroffizier thematisierte im Bundestag eine Rede des Thüringer AfD-Landeschefs zur Wehrpflichtdebatte und stellte deren zentrale Aussage in einem gänzlich anderen Licht dar.

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Vorwurf der mangelnden Vaterlandstreue

Im seiner Rede erklärte Lucassen: „Der Thüringer Landesvorsitzende meiner eigenen Partei hielt am Mittwoch eine Rede […]. In dieser Rede kommt er zu dem Schluss, dass Deutschland es nicht mehr wert sei, dafür zu kämpfen. Was hätten wohl die Männer und Frauen der Befreiungskriege dazu gesagt? Sie wären diesem Befund niemals gefolgt.“

Mit dieser Darstellung zeichnet Lucassen das Bild eines Parteikollegen, der sein Land aufgegeben habe. Eine Interpretation, die isoliert betrachtet tatsächlich für viel Kritik sorgen könnte. Sie weicht jedoch deutlich vom tatsächlichen Inhalt der Rede ab, wie auch Beobachter in den Sozialen Medien anmerken.

Die vollständige Rede Höckes zeigt, dass seine zentrale Botschaft eine andere war: Ein Staat, der junge Menschen zum Dienst an der Waffe verpflichten will, müsse zuvor eine Politik zugunsten der eigenen Bevölkerung betreiben. Erst dann könne er berechtigt Pflichten wie den Kriegsdienst einfordern.

Höcke: „Deutschland ist von innen bedroht“

Der Thüringer AfD-Chef antwortete am Freitagvormittag öffentlich auf Lucassens Attacke. In seiner Replik auf X macht er seine Haltung unmissverständlich klar: „Ich habe mir in den letzten zwölf Jahren viele Anwürfe gefallen lassen müssen. Der Vorwurf mangelnder Vaterlandsliebe war allerdings nicht darunter. Für die Existenz Deutschlands zu kämpfen und zu sterben – jederzeit.“

Gleichzeitig weist er auf eine aus seiner Sicht entscheidende Diagnose hin: „Aber eines muß doch klar sein: Deutschland ist nicht von außen existenziell bedroht, sondern von innen.“ An dieser Stelle erinnert Höcke an den zentralen Satz seiner Rede, der seine Absicht in komprimierter Form wiedergibt: „Bevor junge Menschen von der Politik in diesem Land wieder in die Pflicht genommen werden, muss zuerst die Politik endlich wieder in die Pflicht gegenüber dem eigenen Volk treten.“

Auch aus der Thüringer AfD-Fraktion kommt deutliche Kritik an Lucassens Darstellung. Der stellvertretende Fraktionsvorsitzende Daniel Haseloff wirft dem Bundestagsabgeordneten auf X ungewöhnlich scharfe Grenzüberschreitungen vor und erklärt, er würde Lügen über Höcke verbreiten. Wie Höcke selbst betont auch Haseloff, dass es in der Rede darum gegangen sei, „dass der deutsche Staat erst einmal im Inneren Verhältnisse wiederherstellen muss, bei denen ein deutscher Soldat sicher sein kann, dass er tatsächlich sein Volk und Land verteidigt“. Das sei der springende Punkt.

In seiner Kritik richtete Haseloff auch eine Frage an den Verteidigungspolitiker der eigenen Partei: „Warum kann man sich nicht ans Rednerpult stellen und sagen: ‚Solange eine in Zügen antinationale politische Erziehung in der Bundeswehr stattfindet und opferbereite Patrioten als Rechtsextremisten stigmatisiert und ausgeschlossen werden, kann ich nicht mit gutem Gewissen empfehlen, als junger Deutscher in diese Streitkräfte zu gehen.‘“ Ebenso stellte er die Frage, warum nicht politisch vorgegangen und die eigene Stärke im gesellschaftlichen Diskurs genutzt werde, „um hier Druck aufzubauen, anstelle nur Werbung für die Streitkräfte zu betreiben“. Und vor allem, so Haseloff, frage er sich: „Warum schießt ein Offizier auf einen Parteikameraden?”

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