Wiener Festwochen laden ehemalige Linksterroristen als Diskutanten ein
Zwei ehemalige Linksterroristen stehen im Mittelpunkt einer Festwochen-Debatte über Krisen und Zukunftsvisionen. Die Besetzung löst heftige politische Reaktionen aus.
Rollik und Dellwo traten bereits in der Vergangenheit gemeinsam auf, hier bei einer Lesung im Rahmen der Leipziger Buchmesse 2017.
© IMAGO / Manfred SegererWien. – Am 28. Mai 2025 laden die Wiener Festwochen zur Diskussion „Zeitenwende – Zerstörung ohne Ausweg?“. Im Rahmen der Reihe „Revolutionary Love“ sollen der ehemalige RAF-Terrorist und das ehemalige Mitglied der Bewegung 2. Juni, Gabriele Rollnik, gemeinsam über Krise und Befreiung diskutieren. Es geht um die Frage, „warum die Zukunft so aussichtslos erscheint und wie radikal neue Perspektiven zur Befreiung des Menschen beitragen würden“.
Dellwo, der wegen gemeinschaftlichen Mordes zu zweimal lebenslänglicher Haft verurteilt wurde, arbeitet seit seiner Entlassung 1995 als Verleger und Dokumentarfilmer. Die ehemalige Linksterroristin Rollnik, die zu 15 Jahren Haft verurteilt wurde, arbeitet seit ihrer Entlassung 1992 als Kinder- und Jugendtherapeutin. Moderiert wird die Veranstaltung von der ORF-Redakteurin Imogena Doderer.
„Schaulauf der linksextremen Kulturschickeria“
Die Teilnahme von Dellwo und Rollnik stieß bei Beobachtern, vor allem bei der FPÖ, auf heftige Kritik. Generalsekretär Christian Hafenecker erklärte in einer Aussendung, es sei „ein unfassbarer Skandal, dass unter dem Deckmantel eines ‚Kultur-Festivals‘ hier zwei verurteilten Linksterroristen auf Steuerzahlerkosten der rote Teppich ausgerollt wird – moderiert auch noch von einer ORF-Redakteurin“. Seiner Meinung nach sollten alle „öffentlichen Förderhähne für diesen Schaulauf der linksextremen Kulturschickeria“ sofort abgedreht werden, auch vonseiten des ORF müsse es hier „klare Konsequenzen“ geben, so Hafenecker.
FPÖ sieht Verharmlosung des Linksextremismus
Hafenecker sieht die Ursache für die Veranstaltung in einem allgemeinen politischen Klima. Er spricht von einer „systematische[n] Verharmlosung, ja sogar Verniedlichung des Linksextremismus“ durch „Einheitsparteien“, die meisten „Mainstream-Medien“, den ORF und das „Kultur-Establishment“. Besonders stößt ihm die Art und Weise auf, wie die beiden Diskussionsgäste im Programm angekündigt wurden. Dort heißt es nämlich, dass die Teilnehmer „zweifellos umstritten“ seien.
Förderungen von Stadt und Bund
Ein weiterer zentraler Kritikpunkt ist die Finanzierung der Veranstaltung. Die Wiener Festwochen nennen auf ihrer Website unter anderem die SPÖ-regierte Stadt Wien als Hauptsponsor. Hafenecker verweist auf parlamentarische Zahlen, wonach in den Jahren 2023 und 2024 zudem 244.000 Euro an Förderungen aus dem Bundesministerium für Kunst, Kultur, öffentlicher Dienst und Sport unter der damaligen Ressortverantwortung des grünen Vizekanzlers Werner Kogler geflossen seien.
Für den FPÖ-Generalsekretär steht fest, dass die SPÖ-regierte Stadt Wien und die Grünen in der Bundesregierung das Steuergeld-Füllhorn „regelrecht über die linksextreme Szene ausgeschüttet“ hätten. Linksextremismus sei jedoch keine Kulturform, so Hafenecker, und eine Debatte unter verurteilten Linksterroristen kein kultureller Beitrag. Beides dürfe nicht mit Steuergeldern gefördert werden.