Rosenkranz als Aufhänger: Standard startet nächste Anti-Burschenschafter-Kampagne
Die linksliberale Tageszeitung Der Standard arbeitet sich derzeit erneut an Studentenverbindungen und ihren Mitgliedern ab. Damit folgt die nächste mediale Kampagne gegen Burschenschaften.
In einem aktuellen Bericht nimmt der Standard insbesondere den Nationalratspräsidenten Walter Rosenkranz ins Visier.
© Kasa Fue, CC BY-SA 4.0, via Wikimedia Commons / IMAGO / Andreas Stroh. Collage: FREILICHWien. – Am 8. November 2024 erschien Österreichs Nationalratspräsident Walter Rosenkranz an einem Mahnmal für die Opfer der Shoah in Wien, um dort einen Kranz niederzulegen. Vor der Stahlbetonkonstruktion hatten sich allerdings Linke versammelt und ihm den Weg versperrt. Unter ihnen befand sich auch der jüdische Aktivist Bini Guttmann. Diese Szene bildet den Ausgangspunkt eines neuen, umfangreichen Berichts der linksliberalen Tageszeitung Der Standard. Der Bericht beschäftigt sich weniger mit der konkreten Veranstaltung selbst als vielmehr mit der burschenschaftlichen Vergangenheit des Politikers.
Denn zwei Wochen zuvor war Rosenkranz in das zweithöchste politische Amt des Landes gewählt worden. Er ist seit seiner Jugend Mitglied einer schlagenden Verbindung. Für den Standard offenbar Anlass genug, um einmal mehr die gesamte deutschnationale Verbindungsszene ins Visier zu nehmen.
Burschenschaften als strategisches Feindbild
Burschenschaften sind zwar zahlenmäßig klein, dafür aber gut organisiert. In Österreich gibt es rund 4.000 Mitglieder dieser Männerbünde. Dass ausgerechnet Rosenkranz nun Nationalratspräsident ist, wird im Standard-Bericht stark mit seiner burschenschaftlichen Vergangenheit in Verbindung gebracht.
Der Bericht knüpft dabei auch an alte Konflikte innerhalb der burschenschaftlichen Szene an und spannt den Bogen zurück zur Spaltung der „Deutschen Burschenschaft“ im Jahr 2011. Der Politikwissenschaftler und Mitarbeiter des Dokumentationsarchivs des österreichischen Widerstandes (DÖW), Bernhard Weidinger, meint dazu: „Nach dieser Austrittswelle kann die verbliebene Deutsche Burschenschaft kollektiv als rechtsextrem verortet werden.“
Einflussdebatte als politisches Werkzeug
Der Bericht stellt auch Verbindungen zur FPÖ und zur AfD her. So habe die FPÖ traditionell viele Funktionäre aus Verbindungen rekrutiert. Laut Standard seien „mindestens 38 FPÖ-Spitzenpolitiker“ Korporierte. Besonderes Augenmerk legt die Zeitung auf die Rolle der Burschenschafter im Umfeld der Partei – nicht erst seit Herbert Kickl Parteichef ist. „Die Partei wird weiterhin praktisch von Korporierten geführt“, zitiert die Zeitung den Journalisten Hans-Hennig Scharsach. Und auch in Deutschland würden Verbindungen durch die AfD an Bedeutung gewinnen.
Der Bericht greift auch die Geschichte von Alexis Pascuttini auf, der einst selbst FPÖ-Funktionär und Mitglied einer schlagenden Verbindung war. „Auch mich hat man damals nur akzeptiert, weil ich in einem Corps war“, sagt er. Nach internen Konflikten und dem Finanzskandal in Graz wurde er ausgeschlossen. Sein Band legte er schließlich selbst ab.
Medieninszenierung statt Einordnung
„Die FPÖ hat es eben bis heute nicht geschafft, alternative Rekrutierungswege für qualifiziertes Personal aufzubauen“, meint DÖW-Mitarbeiter Weidinger dazu. Aktivist Bini Guttmann warnt hingegen: Rosenkranz trage mit vielen kleinen Schritten dazu bei, dass der Ton im Parlament rauer werde.
Die jüngste Berichterstattung des Standard fügt sich damit in eine lange Reihe von Kampagnen gegen deutschnationale Studentenverbindungen. Einzelne Vorfälle, historische Auseinandersetzungen und persönliche Biografien werden dabei zu einem politischen Gesamtbild verdichtet, das eher wenig Raum für Differenzierungen lässt.