Freilich #36: Ausgebremst!

„Komplize ist, wer neutral bleibt“ – Wirtschaft soll laut Ethiker aktiv gegen AfD auftreten

Der Wirtschaftsethiker Markus Scholz fordert von deutschen Unternehmen, sich aktiver gegen die AfD zu positionieren und die „liberale Demokratie“ zu verteidigen. Seiner Vorstellung nach sollen Manager und Betriebe politische Verantwortung übernehmen.

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„Komplize ist, wer neutral bleibt“ – Wirtschaft soll laut Ethiker aktiv gegen AfD auftreten

In aktuellen Umfragen ist die AfD bundesweit die stärkste Kraft. Darin sehen Beobachter wie der Wirtschaftsethiker Scholz eine Gefahr.

© IMAGO / Müller-Stauffenberg

Berlin. – Der Wirtschaftsethiker Markus Scholz sieht die deutsche Wirtschaft in der Pflicht, sich aktiv gegen den Aufstieg der AfD zu stellen. Zwar könne sie das Problem nicht allein lösen, doch müsse die Wirtschaft laut Scholz „verstehen, welch ein Privileg die liberale Demokratie in Verbindung mit der Sozialen Marktwirtschaft ist”. Unternehmer und Manager seien Teil der Zivilgesellschaft und damit verpflichtet, „beides zu verteidigen – und damit letztlich die Freiheit jedes Einzelnen”, wie er in einem Interview mit dem Spiegel erklärte. Für ihn beruhe diese Freiheit darauf, dass „anders als in einer Autokratie in einer liberalen Demokratie ein friedlicher politischer Machtwechsel möglich ist”. Das sei, wie er es nennt, ihr „Killer-Feature”.

Kritik an AfD-Politik

Scholz hält die Risiken einer Regierungsbeteiligung der AfD für gravierend. „Die wirtschaftlichen Risiken bei einer AfD-Regierung sind offenkundig“, sagt er. Er befürchtet, dass Deutschland dann „noch mehr Probleme“ haben würde, sogenannte ausländische Fachkräfte anzuziehen. Laut Scholz sind auch die familienpolitischen Vorstellungen der AfD ökonomisch schädlich. Zudem kritisiert er die Energiepolitik der Partei: „Ein Comeback der Atomkraft etwa wäre extrem teuer.“

Selbst wenn die AfD nicht alle ihre Vorhaben in einer Koalition umsetzen könne, sieht Scholz bereits indirekte Konsequenzen. Populisten hätten laut seiner Einschätzung „ein Freund-Feind-Weltbild, beschneiden Rechtsstaatlichkeit oder schaffen sie ganz ab, betreiben Klientelismus und Vetternwirtschaft, schränken die Medienfreiheit ein, unterdrücken die Zivilgesellschaft, diskreditieren die Opposition“, so der Vorwurf. Unter solchen Bedingungen, meint Scholz, lasse sich „nicht gut wirtschaften”.

Moralische Verantwortung der Führungskräfte

Scholz sieht eine moralische Verantwortung der Führungskräfte. „Wenn Populisten die liberale Demokratie und die Soziale Marktwirtschaft schleifen, wird es auch für Unternehmer und Manager deutlich schwerer.“ Wer untätig bleibe, mache sich mitschuldig, so Scholz: „Komplize ist auch, wer neutral bleibt und Populisten damit ermutigt“, so der Wirtschaftsethiker, der dabei einen fragwürdigen Vergleich zieht: „Das ist wie bei einer Vergewaltigung einfach nur zuzuschauen“. Er fordert, dass auch kleine Betriebe Verantwortung übernehmen. Selbst in einem Dreimannbetrieb könne der Chef mit seinen Mitarbeitern sprechen und sich für die liberale Demokratie einsetzen, so Scholz.


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Der Wirtschaftsethiker vertritt die Vorstellung, dass Unternehmen selbst Orte politischer Bildung sein sollten: „Unternehmen sind die einflussreichsten Organisationen der Welt, wo sonst kommen so viele verschiedene Menschen zusammen?“ In Kooperation mit Gewerkschaften und Betriebsräten könne man über die Vorteile der liberalen Demokratie sprechen, ohne Wahlempfehlungen auszusprechen.

Er verweist auf erste positive Forschungsergebnisse: „Erste Ergebnisse von Studien, die wir zusammen mit dem Institut der deutschen Wirtschaft in Köln machen, zeigen immerhin, dass Kampagnen nicht als paternalistisch aufgenommen werden.“ Das Bündnis „Wirtschaft für ein Weltoffenes Sachsen“, in dem sich Unternehmen zusammenschlossen, habe sich laut Scholz „binnen weniger Jahre verdreifacht“.

Kritik an Edekas Anti-AfD-Kampagne

Nicht jede Kampagne gegen die AfD sei allerdings überzeugend gewesen. Scholz nennt als Negativbeispiel Edeka: „Das war wenig subtil und aus der Hamburger Edeka-Zentrale unabgesprochen über die Filialen ausgerollt.“ Viele Filialleiter hätten sich bevormundet gefühlt. Zudem sei es eine „Marketingkampagne“ gewesen, „in der die Werte der liberalen Demokratie monetarisiert wurden, um die eigene Käuferschaft zu befriedigen“. So dürfe es nicht laufen, meint er. Stattdessen brauche es überzeugende Erzählungen: „Es geht darum, eine gute Geschichte über liberale Demokratie und Soziale Marktwirtschaft zu erzählen.“

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