CSU-Vize Weber: „Deutschland braucht Zuwanderung“
Der stellvertretende CSU-Vorsitzende Manfred Weber bezeichnet Zuwanderung als unverzichtbar und plädiert dafür, den Bürgern diese Realität offen zu vermitteln – auch im Bierzelt.
Hinsichtlich der Migration müsse man den Menschen offen sagen, dass sich die Gesellschaft sichtbar verändern werde, so Weber.
© IMAGO / Sven SimonMünchen. – Der CSU-Vize Manfred Weber erklärte in einem Interview mit der Süddeutschen Zeitung (SZ) jüngst, dass Migration für Deutschland unverzichtbar sei. „Es ist auch unsere Aufgabe, den Leuten zu erklären, dass Deutschland Zuwanderung braucht, etwa in der Pflege.“ Oder auch ein Blick auf Großprojekte wie den Bau der zweiten Stammstrecke der Münchner S-Bahn verdeutliche dies: „Da sind fast keine deutschen Arbeiter mehr unten im Tunnel“, so Weber.
Der CSU-Politiker fordert, den Menschen offen zu sagen, dass sich die Gesellschaft sichtbar verändern wird: „Bayern und Deutschland werden vielfältiger, unsere Städte werden ein Stück weit ihr Gesicht verändern. Das müssen wir den Menschen ehrlich sagen, sonst laufen wir in die nächste Vertrauensfalle. Illegale Migration bekämpfen, aber gleichzeitig die Notwendigkeit der Zuwanderung – das sollten wir in jedem Bierzelt sagen.“
Streit um das Stadtbild
Kürzlich hatte sein Parteivorsitzender Markus Söder erklärt: „Das Stadtbild muss sich wieder verändern.“ Weber präzisiert diese Haltung. Söder habe dabei nämlich eine Grundsatzfrage im Kopf gehabt: „Schaffen wir diejenigen wieder aus den Städten und Dörfern raus, die hier kein Bleiberecht haben?“ Man wolle keine Parallelgesellschaften im Land.
Gleichzeitig mahnt er vor falschen Erwartungen: „Wer rechtmäßig hier ist, einen Beitrag zur Gesellschaft leistet, gehört zum Stadtbild dazu. Das stellt niemand in der CSU infrage.“ Zudem habe Söder selbst ein Signal für Integration gesetzt: „Markus Söder ist bei der Integration sehr klar, er hat ja selbst die Döner-Partei CSU erfunden.“
Integration als Erfolgsmodell?
Weber betont, dass die Partei sich nicht auf Kulturkämpfe verlassen dürfe. „Im Kampf gegen den Populismus müssen wir zusammenführen, statt zu spalten. Wir sind keine Kulturkampf-Partei.“ Historisch habe die Union immer wieder Integrationsaufgaben gemeistert. So sei beispielsweise in den 50er-Jahren darüber gestritten worden, ob evangelische und katholische Kinder gemeinsam in eine Klasse gehen dürften. „Es gab Riesendebatten um die Integration der Vertriebenen nach dem Zweiten Weltkrieg. Die Union hat es historisch immer geschafft, zusammenzuführen“, meint Weber.
Heute gehe es darum, neue Realitäten zu akzeptieren und einzubinden. „Die CSU ist Döner-und-Leberkäs-Partei. Wir sollten zum Beispiel überlegen, wie wir deutsch-türkische Gesichter in der Partei integrieren. Zuwanderer-Geschichten müssen als Erfolgsgeschichten erzählt werden.“ Gleichzeitig müsse die bayerische Eigenart stärker hervorgehoben werden.
Weber: „Zuwanderung als Chance vermitteln“
Laut Weber besteht die Aufgabe seiner Partei darin, Zuwanderung als Chance zu vermitteln und gleichzeitig die eigene Tradition nicht aus den Augen zu verlieren: „Wenn es uns gelingt, unsere DNA wieder stärker zu unterstreichen, nämlich Bayer, Deutscher und Europäer zu sein, und für eine starke christlich-jüdische Leitkultur eintreten, dann können wir Identität in einem guten Sinn vermitteln.“