Syrer, Polen, Serben: Jeder zweite Arbeitslose in Wien ist Ausländer
Syrer, Türken, Rumänen und Serben stellen den größten Anteil unter den ausländischen Arbeitslosen in Österreich. In Wien besitzt mehr als die Hälfte der Beschäftigungslosen keinen österreichischen Pass.
Im vergangenen Monat waren Hunderttausende Menschen in Österreich arbeitslos gemeldet, ein großer Teil davon besitzt nicht die österreichische Staatsbürgerschaft.
© IMAGO / CHROMORANGEWien. – Obwohl führende Wirtschaftsinstitute eine vorsichtige Erholung der Konjunktur prognostizieren, bleibt die Lage auf dem österreichischen Arbeitsmarkt angespannt. Besonders auffällig ist der hohe Anteil ausländischer Arbeitsloser: In einzelnen Bundesländern liegt dieser bei über 50 Prozent, wie Heute berichtet.
Jeder zweite Arbeitslose in Wien ist kein Österreicher
Laut Daten des Arbeitsmarktservice Österreich (AMS) hatten im Juni von den insgesamt 364.419 Arbeitslosen und Schulungsteilnehmern 158.064 keine österreichische Staatsbürgerschaft. Das entspricht einem Anteil von 43,4 Prozent. Den höchsten Ausländeranteil verzeichnete Wien mit 56,5 Prozent: Konkret waren in der Bundeshauptstadt fast 88.200 der insgesamt 156.026 Beschäftigungslosen keine österreichischen Staatsbürger.
Auch in den anderen westlichen Bundesländern war der Anteil hoch: Vorarlberg meldete 42,4 Prozent, Salzburg 40,2 Prozent, Oberösterreich 37,7 Prozent, Tirol 37,6 Prozent und die Steiermark 35,7 Prozent. Die niedrigsten Quoten wurden in Niederösterreich (27,4 Prozent), Kärnten (25,2 Prozent) und im Burgenland (23,3 Prozent) registriert.
Diese Nationalitäten sind am häufigsten arbeitslos
Von den insgesamt 364.419 Personen ohne Beschäftigung waren 206.355 Österreicher, wie das AMS mitteilte. Den zweithöchsten Wert verzeichneten Syrer mit 24.560 Arbeitslosen. Damit bleibt Syrien wie schon in den Vormonaten auf Platz zwei der Herkunftsländer. Im Vergleich zum Vorjahr ist die Zahl um 4,3 Prozent gesunken.
Den dritten Platz belegen Türken mit 13.617 Personen, was einem Anstieg von 5,4 Prozent entspricht. Auf den weiteren Plätzen folgen Rumänen (12.559 Personen, + 11,6 Prozent), Serben (11.412 Personen, + 4,1 Prozent) und Afghanen (9.741 Personen, + 7,8 Prozent). Besonders stark zugenommen hat die Zahl ukrainischer Arbeitsloser: Sie stieg innerhalb eines Jahres um 53,5 Prozent auf 8.901 Personen.
Wien als Hotspot für arbeitslose Migranten
Die Verteilung nach Wohnort zeigt eine starke Konzentration in der Hauptstadt. Demnach leben 79,3 Prozent der beim AMS erfassten Syrer in Wien. Ähnliche Muster zeigen sich bei anderen Herkunftsländern: Polen (77 Prozent), Serben (73,9 Prozent), Somalier (68,2 Prozent), Iraner (67,3 Prozent), Afghanen und Iraker (jeweils rund 64 Prozent), Russen (58,4 Prozent), Ukrainer (57,6 Prozent), Mazedonier (51,1 Prozent), Italiener (50,4 Prozent), Slowaken (48 Prozent) und Türken (47,4 Prozent) haben mehrheitlich ihren Hauptwohnsitz in Wien. Demgegenüber sind lediglich 32,9 Prozent der arbeitslosen Österreicher in der Bundeshauptstadt gemeldet.
Arbeitslosigkeit steigt trotz Konjunkturerwartungen
Der hohe Anteil ausländischer Arbeitsloser fällt in eine Phase steigender Gesamtarbeitslosigkeit. Laut AMS ist die Zahl der Jobsuchenden gegenüber dem Vorjahr um 7,8 Prozent gestiegen: Im Juni waren 364.419 Menschen ohne Arbeit, das sind 26.368 Personen mehr als im Vorjahr. Die meisten Arbeitslosen verzeichneten die Branchen Handel (52.879 Personen, ein Plus von 10,6 Prozent), Beherbergung und Gastronomie (35.733 Personen, ein Plus von 7,2 Prozent) sowie Industrie (31.716 Personen, ein Plus von 13,2 Prozent).
Mini-Wachstum bringt keine Entlastung
Trotz einer vorsichtigen Entspannung der Konjunktur erwarten Experten vorerst keine Besserung auf dem Arbeitsmarkt. Österreichs Wirtschaft dürfte heuer, anders als ursprünglich befürchtet, die längste Rezession in der Nachkriegszeit überwinden und zumindest nicht weiter schrumpfen, sind Fachleute sich sicher.
Das Wirtschaftsforschungsinstitut (Wifo) rechnet für das Jahr 2025 mit einer Stagnation. Das Institut für Höhere Studien (IHS) prognostiziert hingegen ein kleines Wachstum von 0,1 Prozent. Für das Jahr 2026 erwarten beide Institute ein spürbareres Plus: +1,2 Prozent laut Wifo und +1,0 Prozent laut IHS.