Studie: Französische Juden sehen Islamismus als größte Bedrohung an

Frankreich verzeichnet laut Umfrage eine Zunahme des Antisemitismus. Die Gründe dafür sehen die Befragten zum Teil im Rechtsextremismus. Jüdische Befragte sehen die Ursachen eher im Islamismus und im Linksextremismus.

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Studie: Französische Juden sehen Islamismus als größte Bedrohung an
Juden beim Gebet in einer Synagoge. (Symbolbild)© IMAGO / UIG

Paris. – Eine Umfrage aus Frankreich zeigt, dass der Antisemitismus zunimmt und in der Gesellschaft stark präsent ist. Vor allem die Verbindung von Antizionismus und Antisemitismus ist alarmierend. Das Unbehagen unter den französischen Juden scheint tiefer denn je zu sein. Der Antisemitismus wird von einer großen Mehrheit der Bevölkerung als stark empfunden, und die Zahl derer, die ihn beobachten, hat in den letzten Jahren dramatisch zugenommen.

Die Umfrage, die Ifop im Auftrag der französischen Sektion des American Jewish Committee (AJC Paris) in Zusammenarbeit mit der Fondation pour l'innovation politique (Fondapol) durchgeführt hat, gibt nicht nur Aufschluss über die Wahrnehmung der jüdischen Gemeinschaft, sondern auch über Veränderungen in der französischen Gesellschaft insgesamt. Besorgniserregend ist die deutliche Zunahme antisemitischer Überzeugungen bei Jugendlichen. Ein Großteil der unter 25-Jährigen hält es für gerechtfertigt, Juden wegen ihrer vermeintlichen Unterstützung Israels anzugreifen.

Islamismus laut Umfrage größtes Problem

Interessant ist auch die Frage, welche Ursachen die Befragten für die Zunahme des Antisemitismus in Frankreich sehen. Erstaunlich ist, dass 33 Prozent der Gesamtbevölkerung „rechtsextremes Gedankengut“ für diese Entwicklung verantwortlich machen. Interessanterweise sind aber nur zehn Prozent der französischen Juden dieser Meinung. Stattdessen sehen die befragten Juden den Islamismus (56 Prozent) und „linksextremes Gedankengut“ (42 Prozent) als Hauptgründe für die Zunahme des Antisemitismus in Frankreich. Diese Werte liegen deutlich über denen der französischen Gesamtbevölkerung.

Dominique René, Direktor von Fondapol, warnt vor einem deutlichen Bruch zwischen der Jugend und dem Rest der Bevölkerung. Vor allem an Eliteuniversitäten wie Sciences Po sei eine wachsende Gleichgültigkeit gegenüber den Opfern antisemitischer Gewalt zu beobachten. Die Umfrage zeigt auch, dass antisemitische Stereotype auf dem Vormarsch sind, insbesondere bei bestimmten Gruppen wie den Befragten muslimischen Glaubens. Die meisten Franzosen erkennen an, dass Antisemitismus ein gesamtgesellschaftliches Problem ist.