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Faktencheck: Was denken AfD-Wähler wirklich über Israel?

In der AfD herrscht Uneinigkeit zwischen Parteilinie und Basis: Während die Funktionäre Israel verbal den Rücken stärken, lehnen viele Anhänger Militärhilfe, Staatsräson und das Vorgehen Israels im Nahen Osten deutlich ab, wie eine exklusive FREILICH-Analyse zeigt.

Analyse von
16.6.2025
/
4 Minuten Lesezeit
Faktencheck: Was denken AfD-Wähler wirklich über Israel?

Wie stehen AfD-Wähler eigentlich zu Militärhilfe für Israel, der Staatsräson und der Hamas? Ein Blick auf mehrere Umfragen zu diesen Themen verrät die Antwort. (Symbolbild)

© IMAGO / Mike Schmidt

Gerade in den letzten Monaten sorgten Diskussionen über Israel und die Haltung einzelner politischer Vertreter zu diesem Land für Gesprächsstoff und Kontroversen. Der Angriff Israels auf den Iran hat die Lage weiter verschärft. Insbesondere dann, wenn sich die AfD pro-israelisch äußert, sorgt dies in den sozialen Medien für viel Gesprächsstoff. „Ich stehe an der Seite Israels“ war etwa zuletzt auf einer Kachel zu lesen, die vor wenigen Tagen auf dem X-Profil einiger niedersächsischer AfD-Landtagsabgeordneter geteilt wurde. Doch wie sieht es eigentlich unter den AfD-Wählern in dieser Frage aus?

Deutliche Unterschiede zum Rest der Bevölkerung

AfD-Wähler unterscheiden sich in ihrer Haltung zu Israel deutlich von der übrigen Bevölkerung. Zwar positionierten sich Teile der Parteiführung in der Vergangenheit pro-israelisch, doch repräsentative Umfragen aus den Jahren 2023 bis 2025 zeigen, dass große Teile der AfD-Wählerschaft dieser Linie nicht folgen.

Bildquelle: Stern, Mai 2025
Bildquelle: Stern, Mai 2025

Ein zentrales Ergebnis ist, dass die Mehrheit der AfD-Wähler Waffenlieferungen an Israel entschieden ablehnt. In einer Befragung von Forsa für den Stern aus dem Mai 2025 forderten 77 Prozent einen Stopp der deutschen Rüstungslieferungen – eine klare Mehrheit. Ein ähnliches Bild zeigt sich in einer weiteren Erhebung des ARD-DeutschlandTrends aus dem August 2024: Dort äußerten sich 80 Prozent der befragten AfD-Anhänger ablehnend zur militärischen Unterstützung Israels. Nur zwölf Prozent sprachen sich dafür aus.

Bildquelle: ARD/infratest dimap, August 2024
Bildquelle: ARD/infratest dimap, August 2024

Geteilte Meinung zur Regierungspolitik

Auch die pro-israelische Haltung der Bundesregierung nach dem Hamas-Angriff im Oktober 2023 findet bei AfD-Wählern nur begrenzte Zustimmung. Laut einer Forsa-Umfrage aus dem gleichen Monat unterstützten lediglich 49 Prozent diese Position – deutlich weniger als die 66 Prozent in der Gesamtbevölkerung.

Bildquelle: Welt, Oktober 2023
Bildquelle: Welt, Oktober 2023

Die Frage, ob die Sicherheit Israels Teil der deutschen Staatsräson sein sollte, wird von AfD-Wählern mehrheitlich verneint. In einer im Januar 2024 durchgeführten Civey-Befragung stimmten nur 22,7 Prozent dieser Aussage zu, während mehr als die Hälfte (67,8 Prozent) sie ablehnten. Weitere 9,5 Prozent zeigten sich unentschieden.

Bildquelle: ELNET, Oktober 2023
Bildquelle: ELNET, Oktober 2023

Ein ähnliches Meinungsbild ergab sich bereits im Oktober 2023. Laut Forsa für die Welt sahen nur 21 Prozent der AfD-Wähler eine besondere historische Verpflichtung Deutschlands gegenüber Israel – im Vergleich zu 44 Prozent in der Gesamtbevölkerung. In derselben Umfrage sehen 47 Prozent der AfD-Anhänger Israel als „aggressives Land“, verglichen mit 40 Prozent aller Befragten. Zudem stimmen 61 Prozent der AfD-Anhänger der Aussage zu, Israel verfolge seine Interessen rücksichtslos, während es bundesweit unter allen Parteianhängern 51 Prozent sind.

Bildquelle: Welt, Oktober 2023
Bildquelle: Welt, Oktober 2023

Kritische Bewertung des israelischen Militärs

Auch die Bewertung der israelischen Militäraktionen im Gazastreifen fällt unter AfD-Wählern verhaltener aus als bei Wählern anderer Parteien. In der Civey-Umfrage vom Januar 2024 für ELNET hielten 44,3 Prozent diese Maßnahmen für angemessen. 42,8 Prozent lehnten sie ab, 12,8 Prozent zeigten sich unsicher. Im Oktober 2023 stimmten noch 49 Prozent der AfD-Anhänger zu. Die Unterstützung ist also gesunken.

Bildquelle: ELNET, Januar 2024
Bildquelle: ELNET, Januar 2024

Zum Vergleich: Bei den Anhängern von CDU/CSU lag die Zustimmung bei 50,8 Prozent, bei denen der SPD bei 38,5 Prozent und selbst bei denen der Grünen bei 32,6 Prozent. Nur die Wählerschaft der Linken zeigte mit 26 Prozent noch weniger Unterstützung.

In einer im Dezember 2023 durchgeführten Forsa-Umfrage für die Welt stimmten nur 30 Prozent der AfD-Anhänger der Aussage zu, dass Israel die Menschenrechte achte (Durchschnitt: 35 Prozent). Das war der niedrigste Wert unter den Parteianhängern.

Die Mehrheit verurteilt die Hamas – aber schwächer als bei anderen Parteien

Die Hamas wird von AfD-Wählern mehrheitlich negativ gesehen, allerdings weniger stark als bei anderen Parteien. In einer Umfrage vom Oktober 2023 bewerteten 70,6 Prozent der AfD-Anhänger die Rolle der Hamas negativ. Zum Vergleich: Bei SPD-Wählern lag dieser Wert bei 92,1 Prozent, bei den Grünen bei 90,2 Prozent.

Die Diskrepanz zwischen der pro-israelischen Haltung der AfD-Führung und der kritischen Grundstimmung unter ihren Anhängern ist auffällig. Während sich offizielle Vertreter der Partei wiederholt zur Sicherheit Israels bekannten, zeigen die Wähler in zentralen Fragen – Waffenhilfe, Staatsräson, militärisches Handeln – mehrheitlich ablehnende oder distanzierte Haltungen.

Fazit: Eine kritische Distanz

Die Umfragen zeichnen ein konsistentes Bild: AfD-Wähler stehen israelbezogener Politik deutlich skeptischer gegenüber als Wähler anderer Parteien. Die Ablehnung militärischer Unterstützung, die geringe Zustimmung zur deutschen Staatsräson in Bezug auf Israel und die verhaltene Bewertung israelischer Maßnahmen im Nahostkonflikt zeigen, dass pro-israelische Positionen in der AfD-Wählerschaft nur begrenzt Rückhalt finden. Trotz einer teils negativen Sicht auf die Hamas überwiegt eine grundsätzlich kritische Haltung gegenüber Israels Rolle – ein Thema, das auch weiterhin politische Spannungen in der Partei hervorrufen dürfte.

Über den Autor

Bruno Wolters

Bruno Wolters wurde 1994 in Deutschland geboren und studierte Philosophie und Geschichte in Norddeutschland. Seit 2022 ist Wolters Redakteur bei Freilich. Seine Interessengebiete sind Ideengeschichte und politische Philosophie.

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