Freilich #35: Und tschüss!

Alles auf Siegmund – warum der erste Ministerpräsident der AfD schon 2026 kommt

Die AfD könnte in Sachsen-Anhalt erstmals eine absolute Mehrheit erreichen. Dies ist einerseits auf Ulrich Siegmunds Popularität und andererseits auf die Schwäche der CDU zurückzuführen. Niklas Lotz sieht darin die Chance für eine grundlegende politische Wende.

Kommentar von
5.9.2025
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3 Minuten Lesezeit
Alles auf Siegmund – warum der erste Ministerpräsident der AfD schon 2026 kommt

Ulrich Siegmund erfreut sich in Sachsen-Anhalt großer Beliebtheit. Das wurde jüngst auch durch die Besucherzahl bei seinem Sommerfest deutlich.

© Facebook / Ulrich Siegmund

Es ist eine Debatte, welche seit Jahren geführt wird: Kann die AfD nur Opposition, oder wird sie eines Tages regieren? Noch vor wenigen Jahren schien eine AfD-Regierung wie Träumerei, mit Werten von 12 Prozent bundesweit und kompletter politischer Isolation war man bei der AfD lange an den Rand des politischen Spielfelds gedrängt. Heute mit 26 Prozent bundesweit strotzt die AfD nur so vor Kraft – und in den ersten Bundesländern scheinen sogar Alleinregierungen möglich. Vor allem in einem ist die Macht für die AfD zum Greifen nah: Sachsen-Anhalt.

Ulrich Siegmund: AfD-Spitzenmann mit Charisma

Wer einmal mit Ulrich Siegmund gesprochen hat, der weiß, warum er bei der AfD in Sachsen-Anhalt die unangefochtene Nummer Eins ist: Charismatisch, locker und gefühlt permanent gut gelaunt. Er ist der Siegertyp, welcher den meisten Parteien in Deutschland fehlt, die ganz anders als in den USA tendenziell eher mit staubigen und altbackenen Kandidaten daherkommen. Ulrich Siegmund kann „Show“, was er erst aktuell wieder bewies: In Wolmirstedt veranstaltete er ein AfD-Sommerfest für Familien, zu welchem tausende Menschen kamen. Selbstbewusst stand er mit Smartphone in der Hand da und filmte die jubelnde Menge. Es sind genau diese Bilder, welche der CDU im Wahlkampf 2026 fehlen werden.

Seit dem Rückzug von Reiner Haseloff steht die CDU in Sachsen-Anhalt gerupft da. Schon die letzte Bundestagswahl endete für die Schwarzen im Desaster, so verlor man alle Direktmandate an die AfD und konnte so nicht einmal einen einzigen Wahlkreis halten. Die letzte Hoffnung war hier lange, dass die Landtagswahl eine andere Dynamik haben würde und Haseloff als Landesvater seinen Triumph gegen die AfD wiederholen könnte, welcher ihm noch bei der letzten Landtagswahl gelang. Mit dem Rückzug Haseloffs hat sich diese Hoffnung nun zerschlagen, die CDU geht mit Sven Schulze kraft- und farblos in den kommenden Wahlkampf.

Sven Schulze ist politisch kein unerfahrener Mann, hat im Vergleich zu Haseloff allerdings kaum Rückhalt in der Landbevölkerung. Schon jetzt tritt er mit Parolen auf, wonach die AfD auf jeden Fall verhindert werden müsse und dass die Brandmauer auf jeden Fall stehen würde. Mit solchen Phrasen konnte man vielleicht vor fünf Jahren noch punkten, inzwischen dürften aber gerade in Ostdeutschland die meisten Bürger davon einfach nur noch genervt sein. Seit zu vielen Jahren wünscht man sich hier Veränderung und bekommt immer wieder das gleiche „Weiter so“.

AfD will es ohne Koalitionspartner schaffen

Sachsen-Anhalt war indes schon immer ein gutes Pflaster für die AfD, in Raguhn-Jeßnitz konnte Hannes Loth die absolute Mehrheit der Stimmen holen und erster hauptamtlicher Bürgermeister der AfD im Bundesland werden. Gerade der ländliche Raum in Sachsen-Anhalt ist strukturell das ideale Wähler-Gebiet für die AfD, denn die Wirtschaftskrise ist vor allem hier sehr stark zu merken. Einige, die vor Jahren noch zögerten, ihr Kreuz bei der AfD zu setzen, dürften dafür diesmal wütend genug sein.

Ulrich Siegmund fängt genau diese berechtigte Wut ein und macht sie mit seiner energetischen, aber gleichzeitig eben auch sehr vernünftigen Art, zu Stimmen für eine Veränderung. Er selbst hat das Ziel ausgegeben, keine Koalitionspartner zu brauchen – und damit das Brandmauer-Gerede der anderen Parteien souverän ins Leere laufen zu lassen. Bei der Bundestagswahl im Februar holte die AfD in Sachsen-Anhalt bereits fast 40 Prozent der Stimmen, rechnet man jetzt die bundesweiten Zugewinne der AfD seitdem auch auf Sachsen-Anhalt um, dürfte die AfD dort schon wirklich nah an einer absoluten Mehrheit sein.

Absolute Mehrheit für AfD in Reichweite

Das weiß wohl auch Heidi Reichinnek von der Linkspartei, denn sie fordert die CDU jetzt schon zu einer Zusammenarbeit in Sachsen-Anhalt auf, um die AfD zu verhindern. Dies könnte wohlgemerkt die im nächsten Jahr einzige rechnerisch mögliche Anti-AfD-Koalition werden, denn Grüne und FDP machen aktuell keine Anstalten, in den Landtag zu kommen und auch die SPD kämpft mit der Fünf-Prozent-Hürde. Eine Koalition mit der Linkspartei könnte die einzige Möglichkeit für die CDU werden, einen AfD-Ministerpräsidenten doch noch zu verhindern. Hierzu müsste die CDU natürlich den Unvereinbarkeitsbeschluss zur Linkspartei aufheben und offensichtlich möchte die Frontfigur der Linken jetzt schon den Grundstein dafür legen. 

Ob der Vorstoß von Reichinnek zu diesem Zeitpunkt allerdings so intelligent war, darf durchaus angezweifelt werden. Denn er lenkt schließlich nochmal das volle Augenmerk der Wähler auf die mögliche Realität, dass eine Koalition aus CDU und Linkspartei am Ende wieder einen Politikwechsel verhindern könnte. Die Motivation also, doch für eine absolute Mehrheit der AfD zu sorgen und so endlich einmal Koalitionen gegen den Mehrheitswillen zu unterbinden, könnte im Volk jetzt umso größer geworden sein. Man hat es an den jubelnden Menschenmassen auf der Straße beim Sommerfest der AfD in Wolmirstedt gesehen und man hört es täglich im Gespräch mit Bürgern: Ulrich Siegmund ist die Hoffnung auf Veränderung. Und bei einer ausreichend hohen Mobilisierung der Menschen, die Veränderung wollen, heißt es nächstes Jahr dann hoffentlich: Ulrich Siegmund wird Ministerpräsident von Sachsen-Anhalt!                 

Die in Gastbeiträgen geäußerten Ansichten geben ausschließlich die Meinung des jeweiligen Autors wieder und entsprechen nicht notwendigerweise denen der Freilich-Redaktion.
Über den Autor

Niklas Lotz

Niklas Lotz, Jahrgang 1999, ist vielen vor allem unter seinem Pseudonym Neverfogetniki bekannt. Als freier Journalist und Videoblogger äußert er sich auf seinem YouTube-Kanal mit über 360.000 Abonnenten regelmäßig zu aktuellen politischen Themen.

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