Studie zeigt: Nur drei Prozent der Ukrainer möchten aktuell in ihre Heimat zurückkehren
Nur ein Bruchteil der ukrainischen Flüchtlinge denkt ernsthaft über eine Rückkehr in die Heimat nach. Wie eine neue Studie zeigt, fehlt ohne Sicherheit und Souveränität der Wille zur Rückkehr.
Seit Beginn des Ukrainekriegs sind zahlreiche Flüchtlinge in andere europäische Länder geflohen. Nur wenige von ihnen denken aktuell über eine Rückkehr in ihre Heimat nach.
© IMAGO / Wolfgang Maria WeberDie große Mehrheit der ukrainischen Geflüchteten sieht ihre Zukunft vorerst nicht in der Heimat. Eine aktuelle Untersuchung des ifo Instituts zeigt deutlich: Nur drei Prozent von ihnen wären ohne grundlegende politische und sicherheitspolitische Veränderungen bereit, nach dem Krieg zurückzukehren.
Sicherheit und territoriale Integrität entscheidend
Laut der Befragung hängt die Rückkehrbereitschaft stark von der territorialen Integrität und der Sicherheitslage ab. Knapp die Hälfte der befragten Geflüchteten wäre zur Rückkehr bereit, wenn die Ukraine ihre Grenzen von 1991 wiederherstellen würde, Sicherheitsgarantien durch einen NATO-Beitritt erhielte, eine EU-Beitrittsperspektive bekäme, ihre Arbeitsmarktchancen verbessern würde und Korruption wirksam bekämpfen würde.
„Souveränität über das gesamte Staatsgebiet und glaubhafte Sicherheitsgarantien sind die zentralen Voraussetzungen für die Rückkehr ukrainischer Geflüchteter. Ökonomische Faktoren sind für die Rückkehrbereitschaft weniger relevant“, erklärt ifo-Forscherin Yvonne Giesing.
Politische Faktoren haben großen Einflus
Die Studie zeigt, welchen Einfluss einzelne Faktoren auf die Rückkehrwahrscheinlichkeit haben: So würde die Wiederherstellung der Grenzen von 1991 die Rückkehrbereitschaft um 10,8 Prozentpunkte erhöhen. Ein NATO-Beitritt mit entsprechenden Sicherheitsgarantien würde zu einem Plus von 7,1 Punkten führen, eine teilweise Rückeroberung der besetzten Gebiete zu einem Plus von 6,8 Punkten. Deutlich geringer fällt der Effekt bei wirtschaftlichen und institutionellen Faktoren aus. Gute Arbeitsmarktaussichten würden die Wahrscheinlichkeit um 4,1 Punkte erhöhen, eine EU-Beitrittsperspektive sowie eine Verringerung der Korruption jeweils um etwa drei Punkte.
„Nachkriegsordnung wird entscheidend sein“
Für die Zukunft des Landes spielt die Rückkehrfrage eine zentrale Rolle. „Die Ausgestaltung der Nachkriegsordnung wird darüber entscheiden, ob Millionen Geflüchtete zurückkehren oder dauerhaft im Ausland bleiben. Für die wirtschaftliche und demografische Zukunft der Ukraine ist das von zentraler Bedeutung“, betont Panu Poutvaara, Leiter des ifo-Zentrums für Migration und Entwicklungsökonomik.
„Selbst wenn die Ukraine die besetzten Gebiete nicht befreien kann, könnten glaubwürdige Sicherheitsgarantien, die Aussicht auf eine EU-Mitgliedschaft und institutionelle Reformen zur Bekämpfung der Korruption in Verbindung mit einer positiven wirtschaftlichen Entwicklung ungefähr 30 Prozent der Flüchtlinge zur Rückkehr bewegen“, ergänzt er.
Für die Untersuchung hat das ifo Institut 2.543 ukrainische Geflüchtete in 30 europäischen Staaten befragt.