Schmissige Perspektiven (9): Harte Zeiten für Antifas – Zwischen Verbot, Knast und Reputationsverlust
Der Versuch der Antifa Freiburg, aus einem traditionsreichen Mensur-Streit eine angebliche Duell-Verschwörung zu konstruieren, entlarvt vor allem den eigenen Bedeutungsverlust sowie die völlige Fehleinschätzung studentischer Rituale. Ein Rohrkrepierer, wie Norbert Weidner betont.
Teilnehmer einer Antifa-Demonstration Anfang 2025 in München. (Symbolbild)
© IMAGO / dts NachrichtenagenturEin „Rohrkrepierer“ ist ein Begriff mit zwei Bedeutungen: Ursprünglich bezeichnet er in der Militärsprache ein Geschoss, das schon im Lauf einer Schusswaffe explodiert oder sich aus anderen Gründen nicht ordnungsgemäß löst. Umgangssprachlich wird der Begriff für eine Sache verwendet, die zunächst vielversprechend klingt, aber dann ein Fehlschlag ist. So ein Rohrkrepier ist der Versuch der Antifa Freiburg, eine Anti-Mensur-Kampagne zu initiieren. Bis auf die Antifa-affine TAZ und die regelmäßig nach extrem links ausscherende Frankfurter Rundschau will aber kaum jemand mitziehen. Wie ärgerlich! Es ist ein weiterer Beleg dafür, dass die militante Antifa unter Reputationsverlust leidet. Muss man Mitleid haben?

No Remorse – Kein Mitleid!
Was waren das Anfang der 1990er-Jahre doch für Zeiten! Die militante Antifa war – so der Eigenanspruch – die einzige zivilgesellschaftliche Gruppierung, die dem „neofaschistischen“ Antlitz der Nachwende, Stichwort Baseballschlägerjahre, ordentlich Paroli bot. Da kamen die mitteldeutsche Neonazibewegung und die Partei Die Republikaner und deren Erfolge gerade recht. Man konnte Demonstrationen und Parteitage verhindern, tatsächlichen oder vermeintlichen „Nazis“ auflauern, sie gleich vermöbeln oder zumindest „outen“. Das war alles noch irgendwie neu.
Recherchegruppen, das Infoladen-Konzept, die Protektion durch die damals noch schmuddeligen Grünen und alle paar Wochen richtige Straßenschlachten mit wahlweise Rechten, Nazis oder Polizisten waren echte Pullfaktoren für erlebnisorientierte Politikphantasten von links. Ein militanter Antifaschist hatte in der Welt der Linken seinerzeit einen hohen Stellenwert. Das war natürlich deutlich vor der heutigen Zeit, wo Linksradikale, wie die hochgeschätzte Bild-Zeitung einmal berichtete, bis zu 92 Prozent bei Mutti zuhause wohnen. Ja, diese Zeiten sind endgültig vorbei, denn Antifa ist Mainstream, auch bei den verhassten Kapitalisten von CDU und SPD. Jeder will „Antifa“ sein, ob SPD-Esken, CDU-Prien oder sogar der niedersächsische Verfassungsschutz. So ein Mist aber auch, da ist die Deutungshoheit der Militanten futsch …
Bedeutungsverlust durch Kampagnen kaschieren?
Auch der Versuch, durch hammerharte Gewalttaten eigene Duftmarken zu setzen, war ein Rohrkrepierer. Die Hammerbande ist zerschlagen, mehrere ihrer Mitglieder wurden bereits zu Haftstrafen verurteilt oder stehen noch vor dem Kadi – dummerweise auch in Ungarn, dem Land, das als erstes nach den USA die Antifa als terroristisch eingestuft hat. Ziehen andere Länder nach? Das könnte wahr werden, sobald weitere Staaten rechts regiert werden. So fordert auch die AfD ein Verbot der Antifa, wobei sie zu wenig präzisiert, was sie unter der Antifa versteht. Denn es geht um die militanten Antifagruppen, die man zurecht verbieten könnte, wenn man den gleichen Maßstab anlegt, mit denen rechtsextreme Gruppen staatlicherseits kriminalisiert werden.
Ein echter Rohrkrepierer: Die Marburger Herbstoffensive
Die Freiburger Antifa, die teilweise die Funktion des verbotenen linksextremen Portals Linksunten.Indymedia übernommen hat, blies kürzlich zur „Marburger Herbstoffensive“. Anlass war ein „illegales Fechtduell“, oder das, was die Freiburger Antifa und der Ableger der Linkspartei in Marburg dafür gehalten haben. Großspurig heißt es auf der Seite der Linkspartei Marburg: „Der Linken wurde zugetragen, dass in Marburg möglicherweise ein illegales Duell, ein sogenannter ‚Ehrenhändel‘ stattgefunden hat.“ Oha, ein Duell? Mitten in Deutschland? Gibt es so etwas noch? Das muss ein Skandal sein! Natürlich weiß die Linke Marburg genaustens Bescheid und klärt auf, natürlich nicht, ohne ordentlich zu gendern: „Es gibt immer wieder Berichte von Ehrenduellen, teilweise mit lebensgefährlichem Ausgang. Expert*innen gehen davon aus, dass weitaus mehr Ehrenduelle stattfinden als der Öffentlichkeit bekannt sind.“
Und was ist ein „Ehrenduell“? Könnte das die Steigerung eines einfachen, aber schon verbotenen Duells sein? Worauf sich die Linksextremen aus Marburg und Freiburg beziehen, ist indes recht profan. Im deutschsprachigen Raum gibt es mehrere Hundert Studentenverbindungen, die regelmäßig fechten, sich als „schlagend“ bezeichnen. Das Schlagen einer sogenannten Mensur ist dabei seit Jahrhunderten ein Symbol studentischer Ehre und Tradition. Es ist ein freiwilliges Fechten, kein Kampf auf Leben und Tod, erst recht kein Duell. Man könnte eher von einem typischen Schlagabtausch zwischen Studenten unterschiedlicher Studentenverbindungen sprechen, stark ritualisiert, stark formalisiert, stets im Beisein eines Arztes. Da ist jeder Bungee-Sprung, Boxkampf oder MMA-Fight gefährlicher. Nichts anderes soll in Marburg passiert sein. Aber das passt nicht zum Narrativ, welches Linke gerne verbreiten, die im Wesen der Studentenverbindungen schon seit jeher eine Keimzelle des völkischen Nationalismus ausmachen.
Was war in Marburg geschehen?
Auslöser war nämlich keineswegs eine Mensur mit scharfen Waffen, sondern ein schriftlicher Austausch zwischen zwei Studentenverbindungen – ein typisch pointierter, traditionsreicher Pöbelbrief, wie er seit Jahrhunderten zum studentischen Brauchtum gehört. Ein wenig Provokation, etwas Ironie, ein kleiner Schuss Spott – all das bewegt sich innerhalb jener alten Verbindungssitten, in denen Sprache und Stilmittel ebenso zum Kräftemessen gehören wie einst der Degen vergangener Zeiten. Ein Mitglied der Partei Die Linke wertete dies jedoch als mögliche Vorbereitung eines sogenannten ‚Ehrenhandels‘ und stellte Anzeige. Nun prüft die Staatsanwaltschaft, ob ein Anfangsverdacht vorliegt.
Duell oder nicht Duell?
Dass die Linksradikalen, darunter die TAZ mit ihrem reißerischen und auch beleidigenden Artikel „Ehrenlose Burschis sollen illegales Duell gefochten haben“ nicht die richtigen Begrifflichkeiten verwenden, dagegen aus der einfachen Fechtfolge, die sich dem Brief anschloss, gleich ein scharfes Duell machten, zeigt, wie inkompetent die linken Kampagnenmacher und ihre Helfershelfer in den Medien sind. Denn Duelle sind heute tatsächlich nicht mehr legal – und auch nicht mehr geübte Praxis unter Verbindungsstudenten. Aber Fechtfolgen, oder das Fechten überhaupt, sind dagegen völlig legal. Das macht der offensichtlich kundige und mit dem Mensurfechten vertraute Rostocker Rechtsanwalt und Strafverteidiger Thomas Penneke in einem Beitrag zum aktuellen Fall in Marburg auf seinem Blog auch für Laien nochmals unmissverständlich klar:
„Von einem Ehrenhandel im Sinne alter Duell-Gesetze kann keine Rede sein. Ein solcher setzt eine tatsächliche Kampfhandlung unter Lebensgefahr voraus. Die Mensur dagegen ist ein sportlich-diszipliniertes Ritual mit festen Regeln und Einverständnis. Eine Mensur ist kein Kampf aus Hass – sie ist ein Symbol für Haltung und Freiheit. Man steht seinem Gegenüber gegenüber, Auge in Auge, mit offenem Visier. Man lernt, Schmerzen zu ertragen, sich zu beherrschen, sich zu disziplinieren. Das hat mehr mit Charakterbildung zu tun als mit Gewalt. Auch die Rechtsprechung sieht das so: Fechten mit Einwilligung ist keine strafbare Körperverletzung (§ 228 StGB). Und ein scharfer Briefwechsel – so unhöflich er klingen mag – ist keine Vorstufe zum Ehrenhandel, sondern freie Meinungsäußerung.“
Die Kampagne floppt – garantiert!
Dass die Staatsanwaltschaft Marburg die Anzeige nicht weiterverfolgen dürfte, ist somit klar. Es sei denn, es sitzen Genossen der Linken an der Stelle, die genauso überfordert mit dem Fall sind, wie es die Freiburger Antifa und die Schreibtischhelden der TAZ und FR auch sind. Aber wie schreibt Rechtsanwalt Penneke so zutreffend:
„Wer einen Pöbelbrief für die Vorstufe zu einem Duell hält, sollte sich lieber aus der Geschichte raushalten. Ehrenhändel sind Duelle auf Leben und Tod. Eine Mensur ist eine Sache der Haltung. Und ein scharfer Brief ist genau das, was er sein soll: ein rhetorischer Schlag mit stumpfer Klinge.“
Apropos stumpfer Schlag: So verwundert es nicht, dass die Marburger Herbstoffensive bereits im Ansatz als gescheitert gewertet werden muss, die Kampagne ein echter Rohrkrepierer ist. Während der Kopf der Verbindungsstudenten beim traditionellen Pauken, dem Fechttraining, rundum geschützt ist, scheint den großspurigen, militanten Antifas aus Freiburg der eine oder andere Schlag auf den Kopf während einer Demo wohl nicht gut bekommen zu sein!




