Großbritannien rüstet sich für potenzielles Kriegsszenario im eigenen Land
Zum ersten Mal seit Jahrzehnten stellt sich Großbritannien auf die Möglichkeit eines Krieges im eigenen Land ein. In einer neuen Sicherheitsstrategie wird zudem vor vermehrten Cyberangriffen und Sabotageakten gewarnt.
London. – In ihrer Ende Juni veröffentlichten nationalen Sicherheitsstrategie hat die britische Regierung eindringlich davor gewarnt, dass sich das Vereinigte Königreich „zum ersten Mal seit vielen Jahren“ aktiv auf ein Kriegsszenario auf eigenem Boden vorbereiten müsse. Dies berichtete die britische Newsplattform LBC. In dem Papier heißt es, die Lage sei durch die wachsenden Bedrohungen feindlich gesinnter Staaten geprägt. Es kündigt umfassende Maßnahmen zur Stärkung der nationalen Sicherheit an.
Die Sicherheitsstrategie verweist insbesondere auf den russischen Angriff in der Ukraine als das derzeit wohl sichtbarste Beispiel internationaler Aggression. Daneben warnt das Dokument vor vermehrten Cyberangriffen und Sabotageakten durch Russland sowie „feindlichen Aktivitäten“ des Irans auf britischem Boden.
Einige Gegner würden bereits jetzt die Grundlagen für zukünftige Konflikte legen, heißt es in dem Papier. Ziel dieser Staaten sei es unter anderem, durch gezielte Störungen von Energie- und Lieferketten Großbritannien unter Druck zu setzen und daran zu hindern, eine klare Haltung gegen Aggression einzunehmen. Auch China wird kritisiert – hauptsächlich wegen Spionage und Einflussnahme auf die britische Demokratie.
Strategie mit drei Schwerpunkten vorgestellt
Pat McFadden, Minister im Kabinettsbüro, betonte im britischen Unterhaus die Dringlichkeit der neuen Lage. Die Strategie sei ein „klarer und harter Blick auf die Herausforderungen, vor denen wir stehen“, sagte er. Ziel sei es, drei zentrale Maßnahmen umzusetzen: Erstens solle die Sicherheit im Inland gestärkt werden, unter anderem durch bessere Krisenvorsorge. Zweitens wolle man die Zusammenarbeit mit internationalen Partnern ausbauen. Drittens plane die Regierung Investitionen in Zukunftstechnologien wie Künstliche Intelligenz und eine Stärkung der Verteidigungsindustrie.
Begleitend zum NATO-Gipfel in den Niederlanden kündigte die Regierung an, die Verteidigungsausgaben zu erhöhen. Die Opposition zeigte sich jedoch unzufrieden. Schatten-Außenministerin Priti Patel warf der Regierung vor, bislang keinen klaren Plan zur Finanzierung vorgelegt zu haben.