Griechenland verschärft Asylpolitik – Migranten reisen weiter nach Deutschland
Griechenland verschärft seine Migrationspolitik: Ab September drohen illegal Eingereisten hohe Strafen. Gleichzeitig wächst in Deutschland die Zahl der Folgeanträge von in Griechenland anerkannten Schutzberechtigten.
Migranten bei ihrer Ankunft im griechischen Hafen von Lavrio.
© IMAGO / Anadolu AgencyAthen. – Griechenland verfolgt eine harte Migrationspolitik. So soll ab September 2025 ein neues Gesetz in Kraft treten, das für illegale Einreisen drastische Strafen vorsieht. Wer ohne Genehmigung das Land betritt, muss mit einer Gefängnisstrafe von mindestens zwei Jahren und einer Geldstrafe von 5.000 Euro rechnen. Bei einem illegalen Aufenthalt drohen drei Jahre Haft und eine Geldstrafe in Höhe von 10.000 Euro.
Bereits zuvor hatte die konservative Regierung reagiert. So patrouillieren seit dem Frühsommer Marineschiffe nahe libyscher Gewässer, das Asylverfahren für Bootsmigranten aus Nordafrika wurde zeitweise ausgesetzt und Migranten sollen bis zur Abschiebung in geschlossenen Unterkünften bleiben.
Regierung verschärft Asylsystem
Athen hat zudem Sozialleistungen für Migranten beschnitten und angekündigt, keine neuen Aufenthaltstitel mehr zu vergeben. Der griechische Migrationsminister Thanos Plevris betonte: „Griechenland ist kein willkommenes Land für irreguläre Einwanderer.” Laut offiziellen UN-Zahlen erreichten bis Anfang August mehr als 23.000 Menschen Griechenland auf dem Seeweg, davon fast die Hälfte über Kreta. Dies deutet auf eine neue Route von Libyen hin.
Migranten ziehen weiter nach Deutschland
Trotz der restriktiven Politik reisen zahlreiche Migranten weiterhin nach Deutschland. So stellten zwischen Januar und Mai 2025 rund 8.000 Personen einen erneuten Asylantrag. Dabei gilt nach EU-Recht: Schutzberechtigte dürfen sich zwar 90 Tage in einem anderen Mitgliedstaat aufhalten, aber keinen neuen Asylantrag stellen.
Seit 2020 haben fast 100.000 in Griechenland als schutzberechtigt anerkannte Personen in Deutschland erneut Asyl beantragt. Lange Zeit waren Rückführungen aufgrund von Kritik am griechischen Asylsystem ausgesetzt. Doch im April entschied das Bundesverwaltungsgericht, dass alleinstehende, gesunde und arbeitsfähige Migranten trotz Mängeln dorthin zurückgeschickt werden dürfen.
Experten fordern neue Asylmodelle
Der Migrationsexperte Gerald Knaus plädierte kürzlich für ein Drittstaaten-Modell: „Jeder Migrant, der Griechenland nach einem bestimmten Stichtag erreicht, müsste sein Asylverfahren in einem sicheren Drittstaat außerhalb der EU durchführen. Dieses Modell hat bereits 2016 zwischen der EU und der Türkei funktioniert und würde schnell zu einem drastischen Rückgang der Sekundärmigration führen“, erklärte er gegenüber der Welt.
Auch Deutschland spürt die Folgen. Innenminister Alexander Dobrindt sagte zum Focus: „Deutschland ist überfordert.“ Von Januar bis Juli 2025 wurden knapp 87.000 Asylanträge gestellt, was etwa der Hälfte des Vorjahres entspricht. Gleichzeitig wurden mehr als 185.000 Erst- und Folgeanträge bearbeitet. Dobrindt will die europäische Grenzschutzagentur Frontex stärken „und auch sonst wollen wir die EU-Staaten mit Außengrenze nicht allein mit ihren Aufgaben lassen“.
EU ringt um gemeinsame Linie
Bei einem Gipfeltreffen im Juli einigten sich mehrere Innenminister auf eine striktere Migrationspolitik. Das ab 2026 geplante EU-Migrations- und Asylpaket soll die Anerkennung sicherer Herkunftsstaaten erleichtern und die Einrichtung von Rückführungszentren in Drittstaaten ermöglichen. Der Europäische Gerichtshof stellte jedoch klar, dass eine solche Einstufung nur nach umfassender gerichtlicher Prüfung zulässig ist.