Stuttgart: Alt-68er erfindet Angriff durch AfD-Stadtrat – Linken-Politiker verbreitet Darstellung weiter
Nach einer Bürgerversammlung in Stuttgart-Weilimdorf eskalierte vor dem Bezirksrathaus ein Streit, bei dem die Polizei gerufen werden musste. Im Zentrum des Streits standen ein AfD-Stadtrat und ein nach dessen Darstellung Alt-68er.
Der Linken-Abgeordnete Luigi Pantisano verbreitet auf X die Darstellung eines Stuttgarter Bürgers, der behauptet, von einem AfD-Stadtrat körperlich angegriffen worden zu sein.
© IMAGO / Rolf ZöllnerStuttgart. – Nachdem auf einem Spielplatz in Stuttgart-Weilimdorf ein Jugendlicher angeschossen worden war, fand kürzlich eine Bürgerversammlung im Bezirksrathaus statt. Während Polizei und mobile Jugendarbeit über die Sicherheitslage berichteten, diskutierten die Anwohner kontrovers über Ursachen und Konsequenzen. Über die Sitzung und die Ereignisse danach berichtete unter anderem die Stuttgarter Zeitung. Die Diskussion selbst verlief engagiert, jedoch ohne Eskalation. Erst nach Ende der Sitzung kam es vor dem Gebäude zu einer Auseinandersetzung zwischen mehreren Beteiligten.

Streit vor dem Bezirksrathaus eskaliert
Im Mittelpunkt steht der Stuttgarter AfD-Stadtrat Steffen Degler. Dieser schilderte gegeüber der Stuttgarter Zeitung, dass ein Mann, den er als politisch links und als Alt-68er einstuft, gezielt die Konfrontation gesucht habe. „Der Mann hat uns als Rechtsextremisten und Faschisten bezeichnet“, so der AfD-Politiker. Diese Schilderungen bestätigte er später auch gegenüber FREILICH.
Laut Degler habe der Mann im weiteren Verlauf einen Bürger fotografiert und sei anschließend weggegangen. Daraufhin sei er eingeschritten: „Der Mann wollte sich danach entfernen. Ich bin ihm nachgegangen und habe von jedermanns Festnahmerecht Gebrauch gemacht“, so Degler. Er habe den Mann bis zum Eintreffen der Polizei festgehalten.
Der AfD-Kreissprecher Andreas Mürter bestätigte diese Version und schilderte eigene Angriffe: „Der Mann, der das Foto gemacht hat, hat um sich geschlagen, auch mir gegen das Bein geschlagen. Ich habe die Polizei gerufen.“ Mürter fügte hinzu, er habe den Eindruck gehabt, der Mann sei ideologisch motiviert gewesen.
Alt-68er erhebt Vorwürfe
Der beteiligte Bürger schilderte den Ablauf jedoch völlig anders. Er erklärte, der AfD-Politiker habe ihn verfolgt und körperlich attackiert. Konkret sagte er, Degler habe ihn „rund zehn Minuten lang in den Schwitzkasten genommen“. Dabei habe er wiederholt verlangt, „dass ich zugebe, dass ich bei der Antifa bin“. Gegen den AfD-Stadtrat erstattete der Mann Anzeige wegen Körperverletzung. Der AfD-Politiker wies diese Vorwürfe unterdessen entschieden zurück und bezeichnete diese als „gelogen“. Er hat gegen den Mann inzwischen selbst Anzeige wegen Körperverletzung erstattet.
Pantisano verbreitet Vorwürfe auf X
Der Bundestagsabgeordnete Luigi Pantisano (Die Linke) griff den Vorfall auf der Plattform X auf und machte sich die Darstellung des Alt-68ers zu eigen. In seinem Beitrag schrieb er von „unfassbaren Szenen in Stuttgart”, diffamierte den AfD-Stadtrat Degler dabei als „rechtsextrem” und warf ihm vor, aufgrund abweichender Meinungen beleidigend und gewalttätig geworden zu sein. Die Berichterstattung der Stuttgarter Zeitung kritisierte er mit den Worten, darin werde die Gewalt heruntergespielt. „Aber die Bilder sprechen für sich: Ein gewählter AfD-Vertreter wird gewalttätig. Er ist gefährlich“, behauptet er.
Gegenüber FREILICH erklärte der AfD-Stadtrat unterdessen, das von Pantisano veröffentlichte Foto stamme aus einer Videoaufnahme der Begleiterin des Alt-68ers. Das Video selbst sei nicht veröffentlicht worden, da darauf sonst zu sehen wäre, wie er den Mann lediglich festhalte und mehrfach darauf hinweise, dass dieser eine Straftat begangen habe und bis zum Eintreffen der Polizei festgehalten werde. Neben der Anzeige gegen den Alt-68er hat er inzwischen auch Anzeige gegen den Linken-Politiker Pantisano wegen Verleumdung und Beleidigung erstattet, wie er gegenüber FREILICH bestätigt.
Nutzer glauben linke Darstellung nicht
Ein Blick unter Pantisanos Beitrag auf X zeigt jedenfalls, dass selbst viele Nutzer von der Darstellung des Linken-Politikers nicht überzeugt sind. In den mittlerweile über 1.000 Kommentaren, die der Beitrag ausgelöst hat, schreibt eine Nutzerin: „Ich glaub euch nichts mehr. Den Linken, die in einer Tour mit Antifa und Co drohen, noch viel weniger (...)“. Ein anderer wird konkreter: „Das waren viele Worte... Wo kann ich mich selbst davon überzeugen, dass es eine 'Gewalttat' gab?“, möchte er vom Linken-Politiker wissen. „Ja, so war es!!! Ich habe alles vom Biergarten gegenüber beobachtet!!! Und dann haben über 25 Mio. Bürger von Stuttgart applaudiert und Konfetti geworfen, und jeder Einzelne hat 100€ an die Grünen gespendet! Mindestens! Ergreifend…“, so ein weiterer Kommentar in offensichtlich ironischem Ton. Der AfD-Kreisrat Guntram Proß hingegen schreibt: „Der einzige belastbare Beweis, den Sie hier anführen, ist ein Foto, auf dem ein Mann nach Degler schlägt. Ist das Ihr Ernst?“ Zahlreiche weitere Kommentare gehen in eine ähnliche Richtung. Der Vorfall bleibt unterdessen Gegenstand laufender Ermittlungen.





