„Straßen-SA“ für AfD? Journalist Christian Fuchs sorgt für Eklat
Wieder sorgt Christian Fuchs für Aufregung. Er berichtete kürzlich von Plänen „rechtsextremer“ Gruppen, eine „Straßen-SA“ für die AfD aufzubauen. Dabei stützt er sich auf angebliche Zitate eines mutmaßlichen Ex-NPD-Funktionärs, ohne jedoch Belege dafür zu veröffentlichen.
Zeit-Journalist Christian Fuchs sorgte im jüngsten Presseclub mit Aussagen zu einem möglichen Zusammenhang zwischen „rechtsextremen“ Jugendgruppen und den Erfolgen der AfD für Aufregung.
© Screenshot XBerlin. – Erst vor wenigen Wochen sorgte Christian Fuchs, Journalist bei der linksliberalen Wochenzeitung Die Zeit, im Zusammenhang mit dem Doxxing des rechten YouTubers „Clownswelt“ für viel Aufregung in Deutschland. Nun gab es erneut einen Eklat – dieses Mal wegen seiner Aussagen in der jüngsten Presseclub-Sendung vom 25. Mai, die den Titel „Jung, rechtsextrem, gewaltbereit – neue Gefahr für die Demokratie?“ trug.
Fuchs: Jugendgruppen als „Straßen-SA“ für AfD
In der Sendung sprach Fuchs von einem Zusammenhang zwischen dem Erstarken „rechtsextremer“ Jugendgruppen und den AfD-Wahlergebnissen unter jungen Wählern. „Es gibt nämlich einen ganz, ganz, ganz starken Zusammenhang zwischen dem, was wir in den Wahlergebnissen sehen bei jungen Menschen und bei diesen jungen extremistischen Gruppen, von denen wir heute sprechen, diesen Jugendkameradschaften“, erklärte der Zeit-Journalist. Aus Gesprächen mit Angehörigen dieser Gruppierungen habe sich ergeben, dass diese nicht etwa Parteien wie die NPD oder den Dritten Weg wählen, sondern die AfD, „weil sie darin ihre parlamentarische Vertretung sehen“.
Dabei berichtete Fuchs auch von einem mutmaßlichen ehemaligen NPD-Funktionär, der inzwischen ebenfalls AfD wähle und eine zentrale Rolle in der Organisation dieser Gruppen spiele. Dieser habe das Konzept für die Jugendkameradschaften mitentwickelt und sehe sie als zukünftige Einsatztruppe für die Partei. „Wir bereiten uns jetzt mit diesen Jugendkameradschaften, die wir aufbauen in ganz Deutschland, darauf vor, dass soll die Straßen-SA werden für die AfD, wenn die AfD in den Parlamenten sitzen“, zitiert Fuchs den Funktionär. Ziel sei es demnach, im Fall eines Parlamentseinzugs der AfD „kampfbereite“ und „gestählte“ Jugendliche bereitzuhalten, die ähnliche Aufgaben übernehmen könnten wie einst die SA für die NSDAP: „Dann können die das tun, was die SA früher 1933 bei der NSDAP getan hat – die politischen Gegner überfallen, unsere Wahlkampfveranstaltungen abschirmen.“ Fuchs sprach von einem „ganz, ganz, ganz krassen Zusammenhang“ zwischen dieser Entwicklung auf der Straße und den politischen Erfolgen der AfD.
Empörung nach Aussagen von Fuchs
Der Ausschnitt, in dem genau diese Aussagen von Fuchs zu hören sind, wurde vom ARD-Presseclub auch in den Sozialen Medien, etwa auf X, geteilt und löste damit breite Empörung unter zahlreichen Nutzern aus. „Ist das schon schwere Paranoia? Junge, im ÖRR bleiben solche Phantastereien einfach ohne Widerspruch. Mit Angst und Zwangsbeiträgen 'unparteiisch' Politik machen“, kommentierte der stellvertretende AfD-Fraktionsvorsitzende in Mecklenburg-Vorpommern, Thomas de Jesus Fernandes, unter dem Videoclip. „Komisch, daß man nie gehört hat, daß die #Antifa der Straßen-#Rotfrontkämpferbund von #linksgrün werden solle bzw. sei, obwohl es für diese Antifa sogar glasklare Sympathiebekundungen gibt. Man kann sich blind stellen, aber dann ist man halt Aktivist und nicht Journalist“, meinte ein anderer Nutzer.
In den Kommentaren werden auch Vergleiche mit der linksextremen „Hammerbande“ gezogen: „Offenbar redet dieser Aktivist im #Presseclub von der Terrororganisation 'Antifa' die mit #Hammerbande politischen Gegnern den Schädel einschlägt und deren parlamentarischer Arm als @dieLinke im Bundestag sitzt!“ Dazu teilte er ein Video, das Überwachungsaufnahmen aus dem Jahr 2023 aus Budapest zeigt. Darauf ist zu sehen, wie die „Hammerbande“ einen Mann angreift, den sie für einen Teilnehmer der Gedenkveranstaltung rund um den „Tag der Ehre“ halten, und ihm schwere Verletzungen zufügt.
ARD will keine Belege veröffentlichen
Scharfe Kritik an der Sendung und den Aussagen von Fuchs gab es nicht nur von AfD-Funktionären und X-Nutzern, sondern auch von Peter Welchering, einem ehemaligen Journalisten. Er fragte, ob Fuchs für seine Behauptungen rund um die angeblich geplante „Straßen-SA“ für die AfD irgendwelche Belege vorgelegt habe. „Wäre vor der Veröffentlichung schon nötig gewesen“, fügte er hinzu. Der ARD Presseclub reagierte und erklärte, Fuchs habe der Redaktion detaillierte Belege vorgelegt, die seine Aussage stützen würden. Die journalistische Sorgfaltspflicht sei hier beachtet worden. Gleichzeitig bat man um Verständnis, dass man die Belege nicht öffentlich zugänglich machen könne.
Welchering zeigte dafür allerdings kein Verständnis. „Wer solche Behauptungen veröffentlicht, muss sie auch belegen“, sagte er dem Presseclub. Das zähle zu den journalistischen Standards, ebenso wie die Sorgfaltspflichten. Nur so könne überprüft werden, ob die Behauptungen stimmen. Welchering zog bei dem aktuellen Fall auch Vergleiche zur Correctiv-Berichterstattung über das Treffen rechter Akteure in Potsdam. Laut dem Recherchenetzwerk soll dort die Abschiebung von Millionen Menschen – auch von Deutschen mit Migrationshintergrund – geplant worden sein. Damals habe es auch das Argument gegeben, es gebe Belege für diese Behauptungen, als Welchering damals welche forderte. „Die gibt es bisher auch nicht. Deshalb haben die Gerichte ja auch dem NDR, das ZDF, den SWR verschiedene falsche Tatsachenbehauptungen verboten“, erklärte er. Er empfiehlt dem Presseclub deshalb, dass für Behauptungen immer Belege vorgelegt werden müssen – „sonst wird es nicht nur medien-aussagenrechtlich eng.“