Nach Doxxing von „Clownswelt“: Zeit-Journalist verteidigt Veröffentlichung von Details
Mit emotional aufgeladenen und teils absurden Argumenten rechtfertigt Zeit-Journalist Christian Fuchs die Veröffentlichung der jüngsten Recherche zum rechten YouTuber „Clownswelt“. Diese schlägt seit Tagen hohe Wellen.
Seit der Veröffentlichung der Recherche über „Clownswelt“ sieht sich neben Jan Böhmermann auch der Zeit-Journalist Christian Fuchs massiver Kritik ausgesetzt.
© Screenshot YouTubeBerlin. – Vor wenigen Tagen sorgte eine gemeinsame Recherche der linksliberalen Zeitung Zeit und des ZDF-Magazins Royale über die Grenzen Deutschlands hinweg für Schlagzeilen. Darin ging es um den rechten YouTuber „Clownswelt“, der bis zur Veröffentlichung der Recherche anonym politische und gesellschaftliche Ereignisse in Deutschland kommentierte.
Durch die Recherche, in der den Zuschauern genügend Informationen über den YouTuber präsentiert wurden, konnte jeder Laie den vollständigen Namen von „Clownswelt“ herausfinden. Dessen Name samt Bild und weiteren Informationen kursiert seither im Netz. Während zahlreiche Beobachter aus Gesellschaft und Politik diese Vorgehensweise des öffentlich-rechtlichen Rundfunks kritisieren und von Doxxing sprechen, verteidigt der Zeit-Journalist Christian Fuchs das Vorgehen mit fragwürdigen Argumenten.
Fuchs weist Kritik zurück
Auf BlueSky, der alternativen Kurznachrichtenplattform zu X, wehrte sich Fuchs gegen die zahlreiche Kritik, die in Form von Kommentaren auf ihn einprasselte. „Es tut mir Leid, dass sie unsere Berichterstattung irritiert“, schrieb er in einer Antwort. Der Kritiker scheine einem „Missverständnis“ aufgesessen zu sein, so Fuchs, das er am Wochenende auch in Äußerungen bei „rechtsextremen“ Aktivisten und „verschwörungsideologischen Medien“ herausgelesen habe.
Man distanziere sich „in aller Form“ von Methoden wie Doxxing und der Staatssicherheit, so Fuchs. Der Vorwurf zahlreicher Kritiker, die Zeit und das ZDF-Magazin hätten sich der gleichen Methoden wie die Staatssicherheit in der Zeit der DDR bedient, tue ihm „besonders weh“ – denn er habe die Stasi-Methoden in seiner Familie noch „am eigenen Leib“ erfahren. Fuchs wurde 1979 in Halle (Saale) geboren und war zum Zeitpunkt des Endes der DDR etwa elf Jahre alt.
„Wochenlang“ alles abgewägt
Bei der Recherche und Berichterstattung über den YouTuber habe man „wochenlang in intensiven Gesprächen und Debatten“ innerhalb der Redaktion und bilateral mit dem ZDF „redaktionell, ethisch und juristisch“ abgewogen, ob und was berichtet werden solle, verteidigte sich Fuchs. „Am Ende haben wir uns für diese Art der Berichterstattung entschieden“, so der Journalist, der dabei Vergleiche zu früheren Recherchen über mutmaßliche Linksextremisten zog.
Der Journalist betonte auch, dass inzwischen zahlreiche Leser der Meinung seien, man hätte mehr Informationen wie den vollen Namen und den Wohnort von „Clownswelt“ veröffentlichen sollen. „Wir haben uns aber ganz bewusst dagegen entschieden, um den Mann zu schützen“ – immerhin hätten auch „Feinde der Demokratie“ ein Recht auf Privatsphäre.
Fuchs gibt „Clownswelt“ indirekt Mitschuld
Fast im selben Atemzug gibt Fuchs dem YouTuber indirekt die Schuld dafür, was in der Recherche veröffentlicht wurde. Gerne hätte man über diese Details persönlich mit „Clownswelt“ gesprochen und wäre „sicher“ auf ein Veto von ihm eingegangen, wenn er sich bei bestimmten Informationen unwohl gefühlt hätte, so Fuchs. „Weil wir sorgfältig und seriös arbeiten, hatten wir versucht, ihn seit Wochen zu erreichen“. Man habe ihn angerufen und ihm SMS sowie WhatsApp-Nachrichten geschickt. Man sei sogar „extra zu Freunden und Bekannten und zu seinen Eltern gereist“, um diese zu bitten, dass „Clownswelt“ sich „bitte“ bei ihnen melden möge. „Aber er hat sich bewusst dagegen entschieden, mit uns in den Dialog zu treten“.
Am Ende der Recherche habe man dem YouTuber nochmals die Chance gegeben, zu allen Aspekten Stellung zu nehmen, was dieser nicht tat. Fuchs stellt vorwurfsvoll fest: „'Clownswelt' hat sich also selbst dagegen entschieden“.
„Clownswelt“ verdoppelt Abonnentenzahl
In den Sozialen Medien, etwa auf X, sorgen Fuchs' Argumente unterdessen für Kopfschütteln. „Alter, hat der Typ eine Psychose oder wie kommt der zu solchen wahnsinnigen Aussagen?“, fragt ein Nutzer. Andere bezeichnen die Antworten des Journalisten als „dreist” und „billige Ausreden”.
Der YouTuber „Clownswelt“ kann sich derweil über viel Zuspruch und Solidarität freuen. Seit der Veröffentlichung der Zeit-Recherche und der ZDF-Sendung von Böhmermann hat sein YouTube-Kanal bereits 422.000 Abonnenten erreicht (Stand: 14. Mai). Vor der Recherche waren es 227.000, somit hat sich die Zahl der Abonnenten inzwischen fast verdoppelt.