Freilich #35: Und tschüss!

Steiermark: Blau-Schwarz verhindert queeren Stand bei größtem Brauchtumsfest

Die blau-schwarze Landesregierung hat den Plan für einen queeren Stand beim „Aufsteirern” gestoppt. Landeshauptmann Kunasek betonte, dass das Fest bewusst entpolitisiert bleiben solle.

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Steiermark: Blau-Schwarz verhindert queeren Stand bei größtem Brauchtumsfest

Nachdem das „Aufsteirern” im vergangenen Jahr wetterbedingt abgesagt werden musste, werden dieses Jahr wieder Zehntausende Besucher erwartet.

© IMAGO / Depositphotos

Graz. – Beim größten Volkskulturfest der Steiermark, dem „Aufsteirern“, war in diesem Jahr erstmals auch ein Stand des LGBTQ-Vereins RosaLila PantherInnen geplant. Die geplante „Hüttengaudi” wurde jedoch gestrichen. Vereinsvorstand Joe Niedermayer erklärte gegenüber der APA dazu: „Die Veranstalter, die uns aktiv eingeladen hatten, eine Hütte zu bespielen, haben uns schweren Herzens mitgeteilt, dass sie uns leider absagen müssen.“

Verein zeigte sich verwundert

Die Agentur Ivents habe den Verein zwar eingeladen, sah sich aufgrund der massiven Förderung durch das Land Steiermark aber nicht in der Lage, die Zusage zu halten. „Wir sind darüber sehr traurig – verstehen aber, dass die Agentur angesichts der massiven öffentlichen Förderung durch das Land Steiermark in Höhe von mehreren hunderttausend Euro de facto keine andere Wahl hatte, als unserer Teilnahme zu widersprechen.“

Auf der Website des Vereins heißt es in einer Stellungnahme zudem: „Unsere Lebkuchenherzen sind schon im Backofen – umso größer war unsere Verwunderung, als wir aus der 'Kronen Zeitung' erfahren mussten, dass unsere geplante Teilnahme am diesjährigen 'Aufsteirern' in Graz abgesagt werden soll. Einen offiziellen Brief oder eine Mitteilung seitens des Landes Steiermark hatten wir bis dahin nicht erhalten.“

FPÖ pocht auf Volkskultur

Die Kronen Zeitung zitierte davor in einem Bericht aus einem Schreiben des Landes Steiermark. Das Aufsteirern verstehe sich als große Bühne für Volksmusik, Tracht, Handwerk sowie kulinarisches Brauchtum und solle diesem volkskulturellen Anspruch auch weiterhin gerecht werden. Der volkskulturelle Mehrwert des Vereins ,RosaLila PantherInnen‘ ist in diesem Kontext nicht erkennbar und kann durchaus in anderen dafür vorgesehenen Veranstaltungsformaten Platz finden“, heißt es in dem Schreiben. Auf Facebook erklärte FPÖ-Landeshauptmann Mario Kunasek zudem, dass das Fest „keine passende Präsentationsfläche für gesellschaftspolitische ambivalente und provokative Debatten“ sei, sondern vielmehr ein Ort der bewussten Entpolitisierung.

Kritik der Betroffenen

Niedermayer entgegnete: „Das Aufsteirern-Festival gibt es seit 2002 – die RosaLila PantherInnen sind bereits seit 1991 Teil der steirischen Gesellschaft. Wir sind somit ebenso Tradition und Kultur in der Steiermark. Seit über drei Jahrzehnten setzen wir uns für Sichtbarkeit, Vielfalt und ein respektvolles Miteinander ein.“

Für den Verein sei es unverständlich, „dass schwule, lesbische oder andere queere Menschen offenbar nicht Teil der steirischen Volkskultur sein sollen“. Man habe zeigen wollen, dass „die steirische Kultur bunt, vielfältig und offen ist – und dass auch queere Menschen selbstverständlich Lederhose und Dirndl tragen, Volksmusik hören, Bratlfettnbrot essen und Brauchtum leben“.

Politische Kritik von links

Die KPÖ reagierte scharf auf die Ausladung. Klubobfrau Claudia Klimt-Weithaler sprach von einer „Frechheit“: „Es ist völlig inakzeptabel, dass Blau-Schwarz nun scheinbar glaubt, darüber bestimmen zu können, wer bei einer steirischen Veranstaltung teilnehmen darf und wer nicht – und das, obwohl das Festival gar nicht vom Land, sondern von einer Kulturagentur organisiert wird. Die Begründung, der volkskulturelle Mehrwert sei nicht erkennbar, ist fadenscheinig und schlichtweg diskriminierend“. Die Absage sei ein Missbrauch politischer Macht und ein bewusster Ausschluss von Menschen.

Auch die Grünen meldeten sich zu Wort. Gemeinderätin Anna Slama erklärte in einer Aussendung: „Die queere Community ist Teil unserer Kultur – das soll auch beim Aufsteirern sichtbar sein und nicht zum Politikum gemacht werden“. Auf Zuruf Druck auf Veranstalter auszuüben, sei inakzeptabel. „Ein Festival, das Menschen verbindet, muss auch Vielfalt leben.“ Auch die SPÖ reagierte mit viel Kritik, die NEOS zogen sogar Parallelen zu Ungarn.

Größtes Volkskulturfest des Landes

Ungeachtet der Debatte rüstet sich Graz für das Fest: Mitte September werden 175.000 Besucher in der Landeshauptstadt erwartet. Rund 900 Musiker sowie 350 Tänzer werden auf 17 Plätzen, Straßen und Höfen in der Innenstadt auftreten.

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