Gerhard Köfer (Team Kärnten)

„Sind alles andere als ein Überbleibsel“

Im Interview mit FREILICH spricht der Spittaler Bürgermeister, Ex-Landesrat und Spitzenkandidat des Team Kärnten, Gerhard Köfer, darüber, was er unter „Politik mit Herz und Hausverstand“ versteht.

Interview von
28.2.2023
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3 Minuten Lesezeit
„Sind alles andere als ein Überbleibsel“
Gerhard Köfer (Team Kärnten)© NZPhoto, CC BY-SA 4.0, via Wikimedia Commons

FREILICH: Sehr geehrter Herr Köfer, das „Team Kärnten“ schaffte zuletzt zweimal den Einzug in den Landtag. Die wenigen bisherigen Umfragen sagen Ihnen mögliche Zugewinne voraus. Was ist Ihr Wahlziel?

Gerhard Köfer: Alle Umfragen weisen auf deutliche Zugewinne für unsere Bewegung hin, was wir auch als Beleg für unsere gute politische Arbeit unseres Teams werten können. Wahlziel ist ein Ergebnis rund um zehn Prozent, was uns möglich macht, uns noch besser für die Sorgen, Probleme und Anliegen der Bürger einsetzen zu können.

Mit welchen Themenschwerpunkten wollen Sie beim Wähler punkten? Was dürfen die Kärntner unter „Politik mit Herz und Hausverstand“ verstehen – und wie wichtig ist der Fokus auf Kärnten?

Das Team Kärnten ist eine Bewegung, die ganz klar Kärnten und die Entwicklung des Bundeslandes im Fokus hat. Wir sind völlig unabhängig, auch gegenüber bundespolitischen Interessen. Themenschwerpunkte sind die Bekämpfung der Armut – 100.000 Kärntner sind von Armut und sozialer Ausgrenzung bedroht oder betroffen, die Stärkung der Wirtschaft und eine restriktivere Asyl-Politik.

Ihre Partei ist quasi das letzte „Überbleibsel“ der einstigen Stronach-Wahlbewegung. Sie selbst saßen ehemals für die SPÖ im Nationalrat. Als TK-Obmann sind sie seit 2021 erneut Bürgermeister in Spittal. Wie schwierig war es, sich ein eigenständiges Profil zu erarbeiten?

Das Team Kärnten ist alles andere als ein Überbleibsel, sondern seit 2012 eine völlig eigenständige Bürgerbewegung. Wir sind auch kein Experiment: Die Menschen in unserem Bundesland wissen, was sie bekommen, wenn sie das Team Kärnten wählen. Nämlich eine sozialere, mutigere und fortschrittlichere Politik.

Die Leitlinien Ihrer Partei sprechen sich gegen die Bevormundung von Bürgern aus und tatsächlich übten Sie scharfe Kritik an der einstigen Corona-Impfpflicht. Inwiefern könnten Ihnen diese Haltung nun angesichts der allgemeinen Protest-Stimmung zugutekommen?

Das Team Kärnten hat sich als erste Partei gegen die Impfpflicht ausgesprochen und starkgemacht. Die Wahrung und Stärkung der Bürgerrechte ist seit Anbeginn fixer Bestandteil unserer politischen DNA. Wir lehnen grundsätzlich jede Form von Zwang ab.

Sie waren bis 2018 fünf Jahre lang Landesrat für Straßenbau. Dennoch befinden sich viele Straßen in Kärnten weiterhin in desolatem Zustand. Woran scheitert die Schaffung eines modernen und zeitgemäßen Verkehrsnetzes?

SPÖ und ÖVP haben das Straßenbaureferat von 2013 bis 2018 ausgehungert und zahlreiche Mittel wurden in den Vorjahren für stark zu hinterfragende Projekte verschwendet, wie die Umfahrung Bad St. Leonhard. Es braucht zukünftig einen eindeutigen budgetären Schwerpunkt auf Infrastruktur.

Ihre Partei bekennt sich auf Ihrer Homepage zur Stärkung des Wirtschaftsstandorts und zum Ausbau neuer Technologien. Inwiefern halten Sie diesen als möglichen Hebel, um den Wegzug gerade junger Menschen aus dem ländlichen Raum und die hohe Arbeitslosigkeit im Land zu bekämpfen?

Es braucht in Zukunft eine viel bessere Abstimmung zwischen den Wirtschaftsbetrieben auf der einen Seite und den Bildungseinrichtungen auf der anderen Seite. Oftmals ist es so, dass diese am Bedarf der Wirtschaft vorbei produzieren, das erzeugt das Missverhältnis am Arbeitsmarkt, das vor allem in Kärnten aktuell stark zu spüren ist. Unternehmen finden nicht jene Mitarbeiter, die sie brauchen würden. Hier muss angesetzt werden.

Vor wenigen Tagen erklärten Sie, dass Sie weder SPÖ-Chef Kaiser noch FPÖ-Chef Angerer zum Landeshauptmann wählen werden. Hat sich das „Team Kärnten“ angesichts dessen, dass diese zwei Parteien wahrscheinlich die meisten Stimmen einfahren, damit auf eine Oppositionsrolle festgefahren?

Das würden wir keinesfalls sagen. Gespräche nach der Wahl werden zeigen, in welche Richtung es geht. Wir sind jedenfalls bereit und in der Lage, mehr an politischer Verantwortung für Kärnten zu übernehmen.

Herr Köfer, vielen Dank für das Gespräch!


Zur Person:

Gerhard Köfer, geboren 1961 in Spittal an der Drau, ist verheiratet und zweifacher Familienvater. Der gelernte Bankkaufmann und ausgebildete Gendarmeriebeamte war von 2004 bis 2006 Abgeordneter zum Kärntner Landtag für die SPÖ und später auch im Nationalrat vertreten. Von 2012 bis 2016 war Köfer Mitglied vom Team Stronach, ehe das Team Kärnten gegründet wurde, das er seitdem vertritt.