Freilich #35: Und tschüss!

Jüdische Studentenunion: Juden sollen nicht in der Bundeswehr dienen müssen

Die Jüdische Studentenunion kritisiert das neue Wehrdienstgesetz und fordert Ausnahmen für Juden. Präsident Ron Dekel warnt, eine Pflicht zur Musterung würde eine Unterordnung unter die „Nachfolgeorganisation der Wehrmacht“ bedeuten.

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Jüdische Studentenunion: Juden sollen nicht in der Bundeswehr dienen müssen

Fallschirmjägerrekruten beim Einmarsch zum feierlichen Gelöbins auf der Grasrennbahn in Zweibrücken. (Symbolbild)

© IMAGO / Björn Trotzki

Berlin. – Das Bundeskabinett hat vor wenigen Tagen den Gesetzentwurf von Verteidigungsminister Boris Pistorius (SPD) für einen neuen Wehrdienst gebilligt. Vorgesehen ist zunächst die freiwillige Erfassung junger Männer per Fragebogen. Eine allgemeine Wehrpflicht in Friedenszeiten wurde jedoch nicht eingeführt.

Das Ziel besteht darin, bis 2030 rund 100.000 Freiwillige zu gewinnen. Bei einer Bedrohungslage könnte der Bundestag jedoch mit einfacher Mehrheit die Wehrpflicht wieder einführen. Dann wären alle erfassten Männer ab dem Jahrgang 2008 wehrpflichtig.

Kritik der Jüdischen Studentenunion

In einem Instagram-Beitrag äußerte Ron Dekel, Präsident der Jüdischen Studentenunion Deutschland (JSUD), massive Vorbehalte gegen das Gesetz. „Jüdinnen und Juden dürfen nicht verpflichtet werden, sich für die Nachfolgeorganisation der Wehrmacht mustern zu lassen“, schrieb er.

Er erinnerte daran, dass im Ersten Weltkrieg „fast 100.000 jüdische Soldaten für das Deutsche Reich in den Krieg gezogen“ seien. „Viele von ihnen wurden nur wenige Jahre später von ihren ehemaligen Kameraden in die Gaskammern deportiert oder fielen den tausendfachen Morden des sogenannten ,Holocaust by Bullets‘ zum Opfer, der bis heute viel zu wenig Beachtung findet.“

Dekel sieht Kontinuität

Dekel wies zudem auf die Nachkriegszeit hin: „Zwar wurde die Wehrmacht nach 1945 formal vollständig aufgelöst und später durch die Bundeswehr ersetzt. Dennoch fanden sich nach diesem 'Neuanfang' zahlreiche ehemalige Nationalsozialisten und treue Diener des NS-Staates nicht nur in der Armee wieder, sondern auch in führenden Positionen. Eine traurige Kontinuität, die bis heute nachwirkt.“ Zudem hätten „Rechtsextreme” auch heute weiterhin Platz in der Bundeswehr, meint Dekel. Allein im Jahr 2024 seien 280 Verdachtsfälle gemeldet worden, 97 Soldaten seien tatsächlich entlassen worden.

Sorge vor Rückkehr der Wehrpflicht

Dekel sieht die Aussagen, wonach eine „Teilwidereinführung der Wehrpflicht“ herbeigeführt werden müsse, wenn die Zahlen nicht erreicht würden, kritisch. Aus seiner Sicht deutet damit alles darauf hin, dass das geplante Wehrdienstgesetz den Boden für eine umfassende Rückkehr der Wehrpflicht bereitet. „Das wäre fatal, insbesondere wenn so erneut Menschen zu einem Zwangsdienst getrieben werden, deren Familien einst von der Wehrmacht verfolgt und ermordet wurden.“

Wehrhaftigkeit ja – Wehrpflicht nein

Dekel betonte zugleich, dass es „unbestritten richtig“ sei, dass Deutschland wehrhaft sein und sich verteidigen können müsse. Dies habe der russische Angriffskrieg gegen die Ukraine eindringlich verdeutlicht. Seiner Meinung nach müsse jedoch ein anderer Weg im Vordergrund stehen: „Um dieser Verantwortung gerecht zu werden, gehört es jedoch im ersten Schritt dazu, die Ukraine in deutlich größerem Umfang mit Waffenlieferungen zu unterstützen, um sich gegen den russischen Terror verteidigen zu können.“

Er kommt zu einem klaren Schluss: „Eine Pflicht zur Musterung bedeutet letztlich eine Pflicht, sich der Nachfolgeorganisation der Wehrmacht zu unterwerfen. Jüdinnen und Juden sowie Menschen, deren Familien direkt von den Verbrechen der Wehrmacht betroffen waren, dürfen dazu nicht gezwungen werden.“

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