Brandmauer zur AfD – ja oder nein? „Team Freiheit“ weiß es selbst nicht so genau
Das „Team Freiheit“ sendet widersprüchliche Signale in Bezug auf die Abgrenzung zur AfD: Zunächst verkündet der Vorsitzende ein klares Nein zur Zusammenarbeit, nur um wenige Tage später zu erklären, dass es keine Brandmauer gebe.
Petry eilte dem Vorsitzenden ihres neuen Projekts zu Hilfe, nachdem dieser bezüglich der Brandmauer zur AfD zurückgerudert ist.
© IMAGO / teutopressBerlin. – Das neue politische Projekt von Frauke Petry, „Team Freiheit“, sorgt mit widersprüchlichen Aussagen zur Abgrenzung gegenüber der AfD aktuell für Verwirrung. Zwar vertritt der Vorsitzende, Thomas Kemmerich, zunächst eine klare Linie, doch wenig später rudert er öffentlich zurück. „Team Freiheit“-Gründerin Frauke Petry eilt ihm zur Seite, obwohl auch ihre eigenen Aussagen in der Vergangenheit eine deutliche Distanz nahelegen.
Kemmerich betont zunächst klare Abgrenzung
In einem Interview mit der Journalistin Jasmin Kosubek vom 28. September 2025 nahm Thomas Kemmerich zunächst eine eindeutige Haltung ein. Über seine frühere Wahl zum Ministerpräsidenten Thüringens mit Stimmen der AfD, CDU und FDP im Jahr 2020 erklärte er: „Damals wie heute: Eine Zusammenarbeit, Koalition, Absprachen etc. gab es nie mit der AfD vor diesem Wahltag und auch nie danach“. Er habe von heute betrachtet „viel Verständnis“, wenn Menschen bei Umfragen oder Wahlentscheidungen sagen: „Weil alle anderen Parteien mit dem Vorhaben, Deutschland besser zu machen, gescheitert sind, entscheide ich mich zur Zeit für die AfD“. Gleichzeitig erklärte er: „Mit den Funktionären der AfD verbietet sich eine Zusammenarbeit. In Teilen sind da vernünftige Programmansätze, vielleicht erzählen die die auch nur, weil wir die alle so hören wollen, aber zutiefst bin ich immer noch davon überzeugt, dass man mit der AfD politisch nicht zusammenarbeiten kann.“
Plötzlicher Kurswechsel: „Für uns gibt es keine Brandmauer“
Nur kurze Zeit später folgte die Kehrtwende. Am 5. Oktober veröffentlichte Kemmerich auf X eine Videobotschaft mit dem Titel „Für uns gibt es keine Brandmauer“. Darin erklärte er: „Unsere Gesellschaft besteht aus Menschen, mit manchen kann man gut zusammenarbeiten, mit anderen weniger“. Das sei vor allen Dingen eine Frage des menschlichen und professionellen Umgangs miteinander und nicht der Parteizugehörigkeit. „Für uns gibt es keine Brandmauer. Sie ist falsch, und noch dazu eine Erfindung der Linken“, so Kemmerich. „Wir haben rote Linien, und unsere wichtigste rote Linie heißt 'Freiheit'.“
Petry verteidigt Kemmerich
Frauke Petry reagierte mit scharfen Worten auf die Kritik an Kemmerichs Aussagen im Interview mit Kosubek. Sie warf den Kritikern „Fakenews“ vor und erklärte, in dem Video sei es „viel um seine Erlebnisse in Thüringen“ gegangen. Über sein Wording sei er selbst „nicht glücklich“ gewesen. Miro Unblogd, der den betreffenden Ausschnitt aus dem Interview auf X geteilt hatte, verwies daraufhin erneut auf Kemmerichs Interviewaussage. Von Petry kam darauf keine Antwort mehr.
Petrys eigene Distanzierungsversprechen
Bereits im Sommer hatte Petry öffentlich auf Distanzforderungen gegenüber der AfD reagiert. Unter einem Instagram-Kommentar, in dem sie aufgefordert wurde, sich klar von ihrer früheren Partei abzugrenzen, schrieb sie: „Wird gemacht“, versehen mit einem Handschlag-Emoji (FREILICH berichtete).
Und auch im März und schon davor hatte Petry ihre grundsätzliche Skepsis gegenüber Teilen der AfD bei Markus Lanz öffentlich kundgetan. „Man muss ja einfach die Frage stellen, befinden wir uns auf rechtsstaatlichem Terrain mit gewissen Ansichten oder befinden wir uns auf extremistischem Terrain. Das ist ja auch die Frage, die am Ende ein Verfassungsschutz zu klären hat“, so Petry. Aus ihrer Sicht habe der Verfassungsschutz dahingehend „viel, viel, viel zu spät“ reagiert. Die Behörde hätte die Partei ihrer Meinung nach bereits 2016 in Teilen beobachten müssen, „ist aber nicht passiert“. Das habe sie mehrfach auch öffentlich gesagt, „dass die Beobachtung viel, viel zu spät angefangen hat“.
Empfindlich bei Kritik
Auf kritische Kommentare, etwa dass Petry lediglich eine neue „Brandmauerpartei“ gegründet habe, reagiert das „Team Freiheit“ offenbar etwas sensibel. Nachdem Tichys Einblick das „Team Freiheit“ entsprechend beurteilt hatte, habe es „Geschrei“ und „Klage-Drohungen“ sowie „geifernde Tweets vom Quasi-Pressesprecher-Ehemann“ gegeben, schreibt Roland Tichy auf X. Aufgrund der aktuellen Entwicklungen ist er aber überzeugt, dass sein Blatt mit der damaligen Einschätzung recht behalten hat.
Petry gehörte zu den Gründungsfiguren der AfD, trat jedoch kurz nach der Bundestagswahl 2017 aus der Partei aus. Sie nannte den zunehmenden Einfluss der Strömung um den Thüringer Landeschef Björn Höcke als Grund. Von 2017 bis 2021 saß sie als fraktionslose Abgeordnete im Bundestag. Ihr erster Versuch einer Parteigründung, die „Blaue Partei“, scheiterte. Nach schlechten Wahlergebnissen in Sachsen und Thüringen wurde diese 2019 wieder aufgelöst.