Skandal um brutalen Antifa-Angriff: Doktorand und Sozialarbeiter angeklagt
Den Angriff auf einen rechten Aktivisten in Berlin birgt politischen Sprengstoff – finanziert der Staat linksextreme Gewalttäter?
Der Fall Leander S. wirft die Frage auf, wie weit linksextreme Gewalt in Deutschland geduldet und vom Staat unterstützt wird.
© IMAGO / dts NachrichtenagenturDie genauen Abläufe des 18. Aprils 2024 liegen noch im Dunkeln, doch selbst der aktuelle Kenntnisstand liest sich wie ein Actionfilm. Am frühen Abend jenes Tages ist der 23-jährige Leander S. auf dem Weg in seine Wohnung im Berliner Stadtteil Prenzlauer Berg. Der Aktivist der rechten Partei „Der III. Weg” geht diese Strecke täglich – eine nebensächliche, aber folgenschwere Alltäglichkeit. Als er gegen 20 Uhr im Flur seines Hauses auf den Fahrstuhl wartet, geht alles rasant: Mehrere Angreifer stürzen sich auf ihn und schlagen und treten auf den jungen Mann ein. Auch als er bereits am Boden liegt, schlagen die Täter weiter auf ihn ein und besprühen ihn mit Tränengas. Als ein Messer gezogen wird, unterscheiden sich die Aussagen der Beteiligten.

Fest steht, dass sich S. mit allen Kräften wehrt, seine Peiniger aus dem Flur und auf einen benachbarten Spielplatz zwingt, bis diese die Flucht ergreifen. Zwei Tatverdächtige, Kolja B. (32) und Konrad E. (33), werden noch von der Polizei aufgegriffen. Beide müssen notärztlich versorgt und im Krankenhaus operiert werden. Der Geschädigte S. trägt neben zahlreichen Verletzungen eine tiefe Schnittwunde am Bein davon. E. verliert bei der Auseinandersetzung eine Sehne an der Hand.
Ermittlungen im politischen Milieu
Am Tatort stellte die Polizei eine Reihe von Spuren sicher, die nicht nur den beiden festgenommenen Verletzten, sondern auch einer bislang unbekannten Frau zugeordnet werden konnten. Wie viele Personen letztlich insgesamt am Angriff beteiligt waren, muss zum aktuellen Zeitpunkt ebenfalls Spekulation bleiben. Besonders brisant: Die Ermittler finden auch einen Stoffbeutel mit einem abgesägten Hammer. Zudem taucht ein präpariertes Telefon, ein sogenanntes „Burner“-Handy, auf. Die letzten Anrufe wurden kurz vor und nach dem Tatzeitpunkt an eine einzige Nummer getätigt. Der Fund legt nahe, dass es weitere Beteiligte gegeben hat, die von der Tat wussten oder an ihr beteiligt waren.
Aus Ermittlerkreisen erfuhr FREILICH außerdem, dass bei den Beschuldigten weitere Gegenstände gefunden wurden, wie sie regelmäßig im Milieu gewaltaffiner politischer Extremisten entdeckt werden. Darunter befinden sich Kampfsportausrüstung, Mittel zur Abwehr von Abhörtechnik und andere Mittel zur „Selbstverteidigung“. Nach Informationen von FREILICH sind beide Tatverdächtige den Behörden bekannt. Sie standen in der Vergangenheit auf unterschiedliche Art mit Straftaten aus dem politisch linken Milieu in Verbindung. Die Polizei geht von einem hohen Gewaltpotenzial aus.
Auch die Tat selbst erinnert an das Vorgehen der sogenannten „Hammerbande“ der Antifa-Ost, die ihren Opfern bei zahlreichen Überfällen in Deutschland und dem europäischen Ausland auflauerte und ihnen teils schwere körperliche Schäden zufügte. Bei den Angriffen wurden mit ähnlichen Methoden auch „Burner“-Handys von Lockvögeln oder Kundschaftern verwendet.
Von Verschwörungstheorien und bezahlten Gewalttätern
Bislang war es vergleichsweise ruhig um den Überfall auf Leander S. Lediglich die taz witterte eine rechte „Strategie“ hinter dem Vorgehen der Beamten und stellte die Täter und das Opfer verkehrt dar. Auch der Anwalt der Tatverdächtigen bekräftigt dieses krude Spiel. Die teils schweren Verletzungen des Opfers „dürfte er sich selbst bei seinem Angriff zugefügt haben“. Die Berliner Staatsanwaltschaft wirft B. und E. gemeinschaftliche, schwere Körperverletzung vor. Die ihnen dabei entstandenen Verletzungen würden als Notwehr zugunsten von S. gewertet werden.
Wie FREILICH erfuhr, konnte nicht nur der modifizierte Hammer, sondern auch das Reizgas den mutmaßlichen Tätern zugeordnet werden. Besonders E. wird darüber hinaus mit mindestens 13 weiteren Ermittlungsverfahren in Verbindung gebracht, die von Widerstand gegen die Staatsgewalt über schweren Landfriedensbruch bis zu gefährlicher Körperverletzung reichen.
Die szenetypische Antipathie von B. und E. gegenüber dem Staat und seinen Institutionen scheint jedoch nur bis zum Geldbeutel zu reichen. B. arbeitet für die Stiftung Brandenburgische Gedenkstätten Sachsenhausen und genoss während der Ermittlungen gegen ihn ein Stipendium in Höhe von mehreren Tausend Euro vom Zentrum für Holocaust-Studien am Institut für Zeitgeschichte in München. Im gleichen Zeitraum vertrat er seinen Arbeitgeber auf einer Tagung in Utrecht zum Thema NS-Konzentrationslager.
Linksextreme Gewalt und ein Staat ohne Konsequenzen
Doch auch E. ist kein unbeschriebenes Blatt: Zu Beginn der FREILICH-Recherchen arbeitete er noch beim Jugendsozialarbeit-Anbieter Outreach Berlin; diese Eintragung wurde mittlerweile gelöscht. Zudem verfasste er Beiträge für eine Zeitschrift der Amadeu Antonio Stiftung, die ebenfalls durch Bundes- und Landesgelder unterstützt wird. Laut FREILICH-Informationen ist er ein bekanntes Gesicht auf linken bis linksextremen Demonstrationen im Raum Berlin. Es ist von einem „kontinuierlichen Delinquenzverhalten“ die Rede.
Die Vorbereitung der Tat sowie die brutalen Methoden, mit denen die Verdächtigen mutmaßlich zugeschlagen haben, zeigen erneut, dass der Staat linksextreme Gewalt nicht länger hinnehmen darf. Über die letzten Jahrzehnte ist das Netzwerk aus NGOs, linken Parteien und universitären Strukturen unbehelligt geblieben und hat sich so weit verselbstständigt, dass auch schwere Gewalttäter und potenzielle Terroristen ohne Probleme ihren Platz darin finden. Der Prozess um den Angriff auf Leander S. wird somit auch ein Wegweiser für den zukünftigen Umgang der Bundesrepublik mit linksextremer Gewalt darstellen.





