Hammerbande-Prozess: 9 Jahre Haft gefordert – Opfer nicht aus der rechten Szene
Im Prozess gegen das mutmaßliche Mitglied der linksextremistischen Hammerbande, Hanna S., gibt es Neuigkeiten: Eines der Opfer war kein Teilnehmer des „Tages der Ehre“ und die Staatsanwaltschaft plädiert für neun Jahre Haft. Die Autoren waren an mehreren Verhandlungstagen vor Ort.
Antifa-Aktivisten beim Prozessauftakt gegen Hanna S.
© IMAGO / Moritz SchlenkMünchen. – 31 Prozesstage sind vorbei. Zwei stehen noch bevor. Der Prozess vor dem Oberlandesgericht München gegen die Nürnberger Kunststudentin Hanna S. neigt sich dem Ende zu. S. soll als Teil einer kriminellen Vereinigung im Jahre 2023 Menschen in der ungarischen Hauptstadt Budapest schwer misshandelt haben. Konkret sei die Anfang 30-Jährige bei zwei Überfällen auf drei Personen dabei gewesen. Auf einem Überwachungsvideo soll Hanna S. vermummt und in roter Jacke zu sehen sein.
Sie kniet auf dem Arm eines ihrer Opfer, damit es sich nicht gegen die Schläge und Tritte ihrer Mittäter wehren kann, so die Überzeugung der Bundesanwaltschaft, die sich auf Gutachten und ein 3D-Modell stützt, das die Angeklagte überführen soll. Die Verletzungen waren bei einem Opfer so schwer, dass der Tod hätte eintreten können. Der Vorwurf lautet versuchter Mord. Die Person, die auf dem Video zu sehen ist, eine gelbe Tüte trägt und auf das Opfer Pfefferspray sprüht, soll laut einer ungarischen Zeitung übrigens Ilaria Salis sein, Mitglied der Linksfraktion im Europaparlament.
Angriff auf harmlosen Tabakverkäufer
Das Opfer, das auf dem öffentlich gewordenen Video zu sehen ist, heißt Zoltan T. und ist ein ungarischer Tabakverkäufer.
Beim Prozess in München sagt er via audiovisueller Internetübertragung aus. Er habe Angst, nach Deutschland zu kommen, so der Zeuge, der leise spricht und eingeschüchtert wirkt. Er trug an jenem Februartag des Jahres 2023 eine Militärhose – in Osteuropa nichts Ungewöhnliches. T. war auf der Post, als ihn eine Frau auf Ungarisch ansprach und fragte, ob er auf den „Tag der Ehre“ – einem jährlichen Treffen von Personen der rechten Szene in Budapest – ginge. T. sagt aus, er habe diese Frage verneint und hinzugefügt, dass er aber Leute kenne, die dort teilnehmen. Er sagte der jungen Frau, er selbst sei nie auf diesem Treffen gewesen. Kurze Zeit später folgte dann der Angriff der Linksextremisten – von hinten.
Im Gegensatz zu mehreren anderen Opfern der Gewaltsserie liegen keine Hinweise dafür vor, dass T. in der rechten Szene organisiert wäre. Auf die Frage nach seiner politischen Überzeugung gibt T. vor Gericht an, „stolzer Ungar“ zu sein. Mit anderen Gruppen, außer seinem Bogenschützenverein, habe er weder etwas zu tun noch „mit politisch rechts“. Sind die Verteidiger sonst bemüht, den Opfern einen möglichst harten rechten Hintergrund nachzuweisen, machen sie solche Anstalten bei T. nicht.
Opfer wochenlang krankgeschrieben
Der Tabakverkäufer, der nach dem Angriff sechs Wochen krankgeschrieben war, dem drei Rippen gebrochen wurden, dem die Kopfhaut genäht werden musste und der aus Angst vor einem erneuten Überfall den Arbeitsplatz wechselte, trug anscheinend einfach nur die falsche Hose und war zur falschen Zeit am falschen Ort. Eine Tatsache, die etablierte Presseorgane – ungeachtet dessen, dass weder moralisch noch strafrechtlich von Bedeutung ist, welche politische Meinung der Betroffene einer Gewalttat hat – nicht davon abhält, die Opfer pauschal als „Neonazis“ oder „Rechtsextremisten“ zu bezeichnen.
S. im Übrigen, die nach wie vor die Aussage verweigert, zeigt während der Vernehmung des offenbar unpolitischen Zufallsopfers keine nennenswerte Regung – auch dann nicht, als der Vorsitzende Richter Stoll Fotos aus dem Krankenhaus zeigt, die im Internet veröffentlicht wurden. Zu sehen ist der Kopf eines Mannes mit zahlreichen Nähten und blutverkrusteter Haut. „Ja, das bin ich“, sagt das Opfer T. auf die Frage des Gerichts hin.
Skurrile Antifa-Mätzchen im Publikum
Am vorletzten Prozesstag, der auf den 15. September terminiert ist, soll dann die Verteidigung plädieren. Es wird das vorletzte Mal sein, dass sich das gewohnte Bild vor dem OLG München abspielen wird: An zwei Schleusen Sicherheitskontrollen für Prozessbeobachter, zwei Dutzend Antifa-Unterstützer im Publikum, routinierter Applaus beim Erscheinen der Angeklagten mitsamt Justizbeamten, braves Aufstehen aller beim Eintreten der Richter in schwarzen Roben und zwei sehr junge und recht schweigsame anwesende Vertreterinnen der Bundesanwaltschaft in roten Roben.
Vorbei werden dann auch die Mätzchen der Linksextremisten im Publikum sein, die immer wieder kindlich lachen, um den Prozess ins Lächerliche zu ziehen. Ebenso endet das Spenden von Applaus für linksextreme Zeugen, die dem Szene-Motto „Anna und Arthur halten’s Maul!“ folgen. Für einen solchen Beifall gab es zuletzt vom Gericht verhängte Bußgelder in Höhe von 400 Euro für jeden Verursacher – nicht allerdings für eine Linksextremistin im Publikum, die urplötzlich vorgibt, einen psychischen Anfall zu haben, indem sie wilde und skurrile Klick-Töne von sich gibt. Richter Stoll lässt sie gewähren und aus dem Saal gehen, ohne Verhängen eines Bußgeldes für ihren Applaus, den sie zuvor für das Schweigen ihres Genossen spendete.
40 Tatverdächtige weiterhin untergetaucht
Am 26.09.2025 wird dann das Urteil erwartet. Laut Tagesschau sind 40 Personen im Zusammenhang mit der Hammerbande als Tatverdächtige geführt. Laut Spiegel 18 Linksextremisten speziell im Budaptest-Komplex, darunter die linksgrüne Europaabgeordnete Ilaria Salis und die einem größeren Publikum bekannt gewordene Person Maja T. Gesucht, allerdings ohne Steckbrief, wird außerdem mindestens ein mutmaßliches Mitglied der Hammerbande, nämlich Theo Linus Müntnich. Die juristische Aufarbeitung ist also noch lange nicht zu Ende. Die nötige politische Aufarbeitung hat noch nicht einmal begonnen.