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Hochschulpolitik: Verbindungen zwischen Repräsentation und Antagonismus

Studentenverbindungen stehen an deutschsprachigen Hochschulen unter konstantem Druck: Zwischen politischer Ausgrenzung, interner Lähmung und struktureller Unsichtbarkeit droht ihre Rolle in der Hochschulpolitik zu einer historischen Fußnote zu werden. Warum es neue Strategien braucht – und was Frankreich vormacht.

Kommentar von
18.5.2025
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3 Minuten Lesezeit
Hochschulpolitik: Verbindungen zwischen Repräsentation und Antagonismus

Die deutschen Hochschulen werden von linken Aktivisten und Gruppierungen dominiert. Wie Rechte in diesem Bereich aufholen können, zeigt Frankreich.

© IMAGO / Alexander Gonschior

Burschis jagen, Verbindungen kappen, Männerbünde auflösen. Als Verbindungsstudent an einer deutschsprachigen Hochschule bewegt man sich in den meisten Fällen im Paradigma der Ablehnung. Im besten Fall wird man belächelt, im schlechtesten Fall ist man physischer Gewalt und gezielter Verfolgung ausgesetzt. Auf eine politisch aktive Verbindung kommen fünf bis zehn linke Arbeitskreise, studentische Kollektive, Wahllisten und nicht zuletzt natürlich der allgegenwärtige StuRa, dessen Mitglieder alle Mitbewerber, die nicht aus dem eigenen Nest stammen, mit Argusaugen beobachten.

In den Verbindungen selbst mangelt es zumeist nicht an Problembewusstsein über dieses Missverhältnis. Doch idealistische Ansätze werden zumeist von einer schweren Hilf- und Mutlosigkeit sowie der vermeintlichen Erkenntnis erschwert, dass erst die Verbindungen gestärkt werden müssten, bevor man sich der Deutungshoheit an den Universitäten annehmen könne. Die vollständige Räumung eines Schlachtfelds, um weitere Kräfte zu massieren, macht jedoch nur Sinn, wenn diese greifbarer ist als der Wunschtraum, aus dem sie geboren wird.

Jenseits der Verbindungen gibt es aktuell meist nur einen unbedeutenden Wurmfortsatz nichtlinker Studenten aus aktivistischen oder Parteikreisen, der sich jedoch ebenso nicht aus eigener Kraft in eine direkt hochschulpolitische Bewegung verwandeln konnte. Trotz einer ansonsten regen Gemengelage freiheitlich-rechter Personen und der riesigen Repräsentationslücke in der organisierten Studentenschaft hat sich im Vergleich zu den letzten Jahrzehnten kaum etwas verändert.

Zwischen Tradition und Moderne

Die politisch arbeitenden Verbindungen – vornehmlich die Burschenschaften – stehen dabei vor einer doppelten Herausforderung: Einerseits müssen sie ihre studentischen Traditionen fortführen und pflegen, was bereits einen großen Teil der Zeit ihrer Mitglieder in Anspruch nimmt. Andererseits haben sie doppelte bis dreifache Verpflichtungen in aktivistischen Gruppen, bei Parteijugenden oder in anderen Projekten. Aus zeitökonomischer Sicht muss man sich neben Studium und Privatleben früher oder später für einen Schwerpunkt entscheiden.

Unter der Vielzahl möglicher Arbeitsfelder bleibt die praktische Hochschulpolitik dabei nahezu immer unberücksichtigt. Das liegt vor allem daran, dass in diesem Bereich gänzlich neue Strukturen geschaffen und Personal gewonnen werden muss. Zudem kann kaum auf Erfahrungen aus der jüngeren Vergangenheit zurückgegriffen werden. Hier sind vorhandene Strukturen deutlich dankbarer und vermitteln ein besseres Gefühl der Selbstwirksamkeit – besonders, da man dort auch in einem Übergangsstadium wie dem Studium nachhaltige Erfolge erzielen kann.

Ein Blick in das europäische Nachbarland Frankreich zeigt, dass es auch anders gehen kann: So stellte die Gruppe La Cocarde Étudiante im Jahr 2024 insgesamt 160 Kandidaten in den landesweiten Studentenwahlen auf und veranstaltet jedes Jahr ein europäisches Kolloquium mit hunderten Teilnehmern. Innerhalb von zehn Jahren konnte sich La Cocarde Étudiante zum intellektuellen Zentrum der akademischen Rechten entwickeln. Einen detaillierten Einblick in die Arbeit der Studentenvereinigung gibt es in der Druckausgabe des „Akademischen Lebens”, die für Abonnenten des Magazins kostenlos ist.

Der Blick nach vorn

Hindern die traditionellen Studentenverbindungen die Entstehung neuer, politischerer und eventuell auch erfolgreicherer Akteure, die eine Wende in der deutschen Hochschulpolitik herbeiführen könnten? Das ist keine einfache Frage, die sich vor allem aus der Innensicht nur schwer beantworten lässt. Auch die Rolle von AfD und FPÖ muss grundsätzlich diskutiert werden. Nutznießer, Unterstützer oder Initiator? Besonders die AfD hat in Sachen Hochschulpolitik und im Kampf um die urbanen Räume massiven Auf- und Nachholbedarf.

Immerhin gibt es seit 2018 mit dem Deutschen Akademiker Verband (DAV) ein zentrales Organ, dessen Sprecher Dr. Christoph Birghan ist (Berliner B! Gothia, B! Markomannia Aachen Greifswald). Es mangelt jedoch weiterhin an Konzepten und konkreten Angeboten für Interessierte – ein klarer Auftrag für alle freiheitlich-rechten Akademiker.

Den Burschenschaften kann nur geraten werden, eine gezielte Strukturanalyse zu betreiben. Welche Aufgaben kann die Verbindung unabhängig von schwankenden Mitgliederzahlen im Mikrokosmos der Hochschulpolitik erfüllen, ohne ihre selbst dienlichen Pflichten zu vernachlässigen? Welche Ressourcen kann sie zur Verfügung stellen und von welchen externen Faktoren kann sie profitieren? Diese und weitere Fragen ergeben individuelle Profile, die in allgemeine Konzepte eingebettet werden müssen. Gelingt dies nicht, werden die Burschenschaften ihrem Selbstanspruch als Vertretung patriotischer Studenten nicht gerecht und laufen Gefahr, Beobachter statt Akteur des kommenden Wandels zu werden.

Die in Gastbeiträgen geäußerten Ansichten geben ausschließlich die Meinung des jeweiligen Autors wieder und entsprechen nicht notwendigerweise denen der Freilich-Redaktion.
Über den Autor

Mike Gutsing

Mike Gutsing, Jahrgang 1999, hat Geschichte studiert und lebt in Mitteldeutschland. Das besondere Interesse des Korporierten gilt der deutschen Geschichte und Kultur.

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