Freilich #36: Ausgebremst!

Deutschlands Industrie stürzt ab: Produktion wieder auf dem Stand von 2005

Die deutsche Industrie fällt zurück und verliert zunehmend an wirtschaftlicher Substanz. Experten warnen vor einer strukturellen Krise, die nicht konjunkturell bedingt ist.

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Deutschlands Industrie stürzt ab: Produktion wieder auf dem Stand von 2005

Die deutsche Industrie hat weiterhin mit vielfältigen Problemen zu kämpfen, was sich auch in aktuellen Zahlen zeigt.

© IMAGO / Chris Emil Janßen

Berlin. – Die Industrieproduktion in Deutschland hat erneut das Niveau von 2005 erreicht. Laut Daten der Bundesbank ist sowohl in der Fertigung als auch bei Investitionsgütern seit 2018 ein deutlicher Abwärtstrend zu verzeichnen, wie die Financial Times (FT) berichtet. Mittlerweile sinkt die Kurve der Investitionsgüterproduktion unter den Indexwert 100 (2021 = 100) und erreicht damit erneut Werte wie Mitte der 2000er-Jahre.

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Der Maschinenbauer Trumpf hat erstmals seit der Finanzkrise wieder einen Verlust verzeichnet. Die Umsätze gingen laut dem FT-Bericht um 16 Prozent zurück. Unternehmenschefin Nicola Leibinger-Kammüller sagte dazu: „Die Gegenwart wirkt oft gelähmt.“ In Ditzingen, dem Standort von Trumpf, sind die Gewerbesteuereinnahmen seit 2023 um 80 Prozent eingebrochen. „Ich habe ehrlich gesagt nicht damit gerechnet, dass es so schlimm werden würde“, so Kämmerer Patrick Maier dazu. Er sprach von einer „strukturellen Krise“.

Branche sieht strukturellen Abschwung

Der Branchenberater Dirk Pfitzer warnt, dass die Krise im deutschen Maschinenbau massiv an Tempo gewinnt. Es sei „sehr klar“, dass diese Krise nicht konjunkturell bedingt sei und nicht einfach im nächsten Aufschwung verschwinden werde. Laut Marcus Berret, Manager bei Roland Berger, gelten viele der wirtschaftlichen Kernstärken Deutschlands mittlerweile als Verwundbarkeiten.


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Deindustrialisierung, Energiekrise und lähmende Bürokratie – unsere Wirtschaft schwächelt. Immer mehr Unternehmen wandern ab, die industrielle Basis bröckelt und politische Fehlentscheidungen verschärfen die Krise.

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Belastung durch Handelsschocks aus USA und China

Die US-Sonderzölle haben die deutschen Exporte in die USA um 7,4 Prozent sinken lassen. Bernard Krone vom Landmaschinenhersteller Krone Group bezeichnete die zusätzlichen Metallzölle als „sehr schockierend“. Ein Großgerät werde dadurch um 25.000 US-Dollar teurer. „Das ist ein erheblicher Mehrpreis ohne jeden zusätzlichen Nutzen für den Kunden“, so Krone weiter. „Bei Maschinen für den US-Markt sind wir etwas vorsichtiger und haben unsere Produktionszahlen leicht angepasst.“

Gleichzeitig steigt der Druck aus China. Der Ökonom Spyros Andreopoulos sagt, China schlage Deutschland zunehmend mit dessen eigenen Stärken. Chinesische Maschinen seien im Schnitt 30 Prozent günstiger. „Die Chinesen waren in den letzten Jahren als Land viel besser, proaktiver und konsequenter darin, die großen Technologien zu verfolgen und zu erobern“, sagt Klaus Rosenfeld, CEO des deutschen Automobilzulieferers Schaeffler, gegenüber der FT. Berater Thilo Köppe fasst zusammen: „Das meiste, was deutsche Mittelständler heute tun, können chinesische Firmen inzwischen genauso gut.“

Industrie fordert politische Reaktionen

Angesichts der aktuellen Entwicklungen fordern einige Ökonomen strengere Marktregeln, etwa verpflichtende Gemeinschaftsunternehmen. Trumpf-Manager Stephan Mayer verweist auf die eigenen China-Erfahrungen: „China ist ein bisschen wie ein Trainingszentrum. Man lernt dort Dinge, die man nicht lernt, wenn man nur im High-End-Segment bleibt.“ Der Unternehmer Martin Herrenknecht fordert eine europäische Antwort: „‚Europe First‘ ist kein Slogan, es ist eine Notwendigkeit.“

Der dänische Autor und Gründer des Thinktanks „Copenhagen Consensus Center“, Bjørn Lomborg, kommentierte diese Entwicklung sowie die Tatsache, dass die Produktion in Deutschland wieder das Niveau von 2005 erreicht hat auf X. Seiner Meinung nach vermeidet die FT konsequent, die offensichtliche Ursache anzusprechen: die extrem hohen Energiepreise, die hauptsächlich auf die Klimapolitik zurückzuführen sind.

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