Freilich #36: Ausgebremst!

„Missachtung der Laizität“: Bürgermeister von Marseille stoppt christlichen Film

Frankreichs strikte Laizität sorgt erneut für Aufsehen. In Marseille hat der dortige Bürgermeister nur eine Stunde vor Beginn die Vorführung eines christlichen Films untersagt. Kritiker sind empört und sprechen von Zensur.

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„Missachtung der Laizität“: Bürgermeister von Marseille stoppt christlichen Film

Bürgermeister Benoît Payan aus Marseille begründete seine Entscheidung mit dem in Frankreich geltenden Recht.

© IMAGO / ABACAPRESS

Marseille. – Der Bürgermeister von Marseille, Benoît Payan, hat die geplante Vorführung des christlichen Films „Sacré Cœur” (Heiliges Herz) in einem städtischen Veranstaltungsort kurzfristig abgesagt, wie Brussels Signal berichtet. Zur Begründung führte Payan an, der Film verstoße gegen das in Frankreich verfassungsrechtlich verankerte Prinzip der Laizität, also die strikte Trennung von Staat und Religion.

Film über katholische Herz-Jesu-Verehrung

Der Dokumentarfilm „Sacré Cœur“ ist eine Glaubensproduktion, die sich an Anhänger der katholischen Herz-Jesu-Frömmigkeit richtet. Die Verehrung des „Heiligsten Herzens Jesu“ zählt zu den bekanntesten katholischen Andachtsformen. Dabei wird das Herz Christi als Symbol der „grenzenlosen und leidenschaftlichen Liebe Gottes zur Menschheit“ verstanden.

Die Aufführung sollte im Château de la Buzine im 11. Arrondissement von Marseille stattfinden. Nur eine Stunde vor Beginn wurde die Veranstaltung abgesagt, wie Sylvain Souvestre, Mitglied der konservativen Partei Les Républicains (LR) und Bürgermeister des 11. und 12. Arrondissements, erklärte. Auf der Plattform X kritisierte er die Entscheidung als überstürzt: Die Absage sei „überhastet“ erfolgt.

Begründung mit französischem Laizitätsgesetz

In einer Mitteilung vom Vortag erläuterte Payan, seine Entscheidung beruhe „auf der strikten Anwendung des Gesetzes und der geltenden Rechtsprechung in dieser Angelegenheit, die für alle von öffentlichen Behörden in Frankreich verwalteten Veranstaltungsorte gilt“. Damit bezog er sich auf das Gesetz von 1905, welches die Trennung von Kirche und Staat festlegt. Payan ergänzte: „Öffentliche Einrichtungen dürfen keine Vorführungen beherbergen, die religiöser Natur oder religiösen Inhalts sind.“ Zugleich betonte er, dass die Entscheidung nichts mit einer Bewertung des Films oder dem Wunsch zu tun habe, die Meinungs- oder Kunstfreiheit einzuschränken.

Regisseur beklagt „Zensur des Christentums“

Der Co-Regisseur des Films, Steve Gunnel, reagierte empört auf das Verbot. In einem Interview mit dem Nachrichtensender CNews sagte er: „Ich kann die Zensur des Christentums in Frankreich nicht mehr ertragen. Ich werde sie nicht länger tolerieren – weder im Privatleben, in Vereinen noch durch Bürgermeister.“

Er kritisierte außerdem eine zunehmende Feindseligkeit gegenüber dem Christentum: „Ich kann es nicht mehr ertragen, an den Rand gedrängt zu werden, nicht mehr über Weihnachten oder Ostern sprechen zu dürfen. Es gibt Katholiken in Frankreich, und das müssen wir akzeptieren.“ Zudem verwies er auf den kommerziellen Erfolg seines Films: „Es gibt Franzosen, die sich über diesen Film freuen; wir haben bisher 200.000 Tickets verkauft, was verrückt ist für einen kleinen Dokumentarfilm.“

Politische Reaktionen auf das Verbot

Mehrere konservative Politiker in Marseille reagierten mit scharfer Kritik auf die Entscheidung des Bürgermeisters. Martine Vassal, Mitglied der Partei Les Républicains (LR), Präsidentin der Metropolregion Aix-Marseille-Provence und potenzielle Bürgermeisterkandidatin für 2026, bezeichnete den Schritt als „woke“. Sie betonte, dass Sacré Cœur „auf unserem Gebiet willkommen sein wird“, und kündigte an, den Produzenten zu kontaktieren, um Vorführungen zu organisieren. Trotz des kommunalen Verbots bleibt Sacré Cœur in privat betriebenen Kinos in der Region weiterhin im Programm – und stößt dort offenbar auf reges Interesse.

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