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Wie die Anglisierung unsere Wissenschaftssprache verdrängt

An deutschen Hochschulen wird immer weniger Deutsch gesprochen – was als Zeichen internationaler Offenheit gilt, könnte sich als Bumerang erweisen: für Lehre, Wissenschaft und gesellschaftlichen Zusammenhalt.

Kommentar von
18.5.2025
/
4 Minuten Lesezeit
Wie die Anglisierung unsere Wissenschaftssprache verdrängt

An deutschen Universitäten wird immer häufiger in englischer Sprache gelehrt. Diese Entwicklung wird jedoch nicht von allen positiv gesehen. (Symbolbild)

© IMAGO / Funke Foto Services

Die linke Mainstreamzeitung Welt beklagte in einem vielbeachteten Artikel vom Januar 2025 den Niedergang des Deutschen als Wissenschaftssprache. Während Deutsch bis zum Ersten Weltkrieg noch eine der führenden Sprachen in der Wissenschaft war, publiziert heute die große Mehrheit der renommierten wissenschaftlichen Fachzeitschriften, vor allem in der Grundlagenforschung, überwiegend oder ausschließlich auf Englisch. Deutsch spielt selbst im deutschsprachigen Raum in der Wissenschaft allenfalls noch eine untergeordnete Rolle.

Bayern als negatives Beispiel

Die Verdrängung der deutschen Sprache macht auch vor der Lehre an deutschen Hochschulen und Universitäten nicht halt – und gerade Bayern kann hier als Negativbeispiel betrachtet werden. Bayernweit hat sich der Anteil der Masterstudiengänge, die vollständig oder überwiegend in englischer Sprache angeboten werden, in den letzten Jahren fast verdoppelt und liegt mittlerweile bei über 25 Prozent. Bei den Bachelorstudiengängen beträgt der Anteil der englischsprachigen Studiengänge zwar bislang nur 4,35 Prozent, allerdings hat sich dieser Anteil in den letzten zehn Jahren mehr als vervierfacht.

An der TU München, einer der angesehensten Technischen Universitäten im deutschsprachigen Raum, finden in 70 von 111 Masterstudiengängen die Vorlesungen überwiegend auf Englisch statt. Selbst Fakultäten gibt es an der TU München nicht mehr – hier spricht man stattdessen von „Schools“. Die TU München nennt sich übrigens ganz weltmännisch „The Entrepreneueral University“ – interessant wäre, wie groß der Anteil derjenigen unter den Studenten der TU München ist, die dieses Wortungetüm überhaupt aussprechen können.

2023 nahm die „University of Technology Nuremberg“ den Lehrbetrieb auf – rein englischsprachig, das Deutsche findet hier genauso wenig statt wie in den englischsprachigen Studiengängen der TU München. Interessant ist in diesem Zusammenhang, dass von den wenigen verbliebenen Diplomstudiengängen keiner ausschließlich oder überwiegend auf Englisch angeboten werden. Gleiches gilt für Studiengänge, die mit einer Staatsexamensprüfung oder einer kirchlichen Prüfung abschließen. 

Ein Haken ohne Köder

Ob es allerdings für die Qualität der Lehre an den Universitäten besonders förderlich ist, wenn sich deutschsprachige Dozenten vor deutschsprachigen Studenten mit einer für beide Seiten fremden Sprache herumplagen müssen, darf bezweifelt werden. Die Welt bemängelt außerdem, dass durch die Anglisierung der Wissenschaft zulasten der deutschen Sprache eben jene Präzision verloren ginge, die das Deutsche ausmacht. So werden mehrere Beispiele aufgeführt, in denen unterschiedliche deutsche Fachbegriffe im Englischen ein und dieselbe Bedeutung haben.

Als Beispiel nennt der Welt-Artikel hier den Begriff Faserzelle, die von deutschen Zoologen im 19. Jahrhundert entdeckt und beschrieben wurde. Hierfür wird im Englischen der Begriff fibre cell gebraucht, der jedoch sowohl faserartige als auch faserproduzierende Zellen bezeichnet.

Probleme gibt es auch bei der Rückübersetzung aus dem Englischen ins Deutsche. In der Philosophie werden die beiden unterschiedlichen Begriffe „Darstellung“ und „Vorstellung“ mit „Repräsentation“ übersetzt. Bei der Rückübersetzung wird daraus „Repräsentation“, was den beiden ursprünglichen Begriffen nicht gerecht wird.

Als Begründung dafür, dass die Anglisierung von Wissenschaft und Forschung an deutschen Hochschulen und Universitäten notwendig, wenn nicht sogar ausdrücklich erwünscht, ist, wird immer wieder auf den immer stärker werdenden internationalen Austausch in der Forschung verwiesen.

Es kann jedoch nicht Sinn und Zweck des internationalen Austausches sein, wenn Gaststudenten aus anderen Ländern die deutsche Sprache nur für die Freizeitgestaltung oder für den Fall erlernen müssen, dass sie nach dem Studium auch in Deutschland arbeiten wollen. Wollen sie dies nicht, gibt es für ausländische Studenten vielfach keine Notwendigkeit zur Erlernung unserer Sprache.

Englischpflicht statt Sprachvielfalt

Durch die fortschreitende Anglisierung des Hochschulbetriebs werden einheimische Studenten gegenüber Gaststudenten aus englischsprachigen Ländern klar benachteiligt. Laut einer Studie aus Australien aus dem Jahr 2023 haben Studenten, deren Muttersprache Englisch ist, enorme Vorteile auch denjenigen Studenten gegenüber, die Englisch als Fremdsprache sehr gut beherrschen.

Auf einheimische Studenten können rein englischsprachige Studiengänge mitunter abschreckend wirken, und sie entscheiden sich für ein Studium an einer Universität, an der sie das gewünschte Studienfach auch in ihrer Muttersprache studieren können. Die Folge ist, dass es noch weniger deutsche Absolventen in zukunftsweisenden Forschungsfächern gibt, wo Deutschland im internationalen Vergleich ohnehin zunehmend ins Hintertreffen gerät.

Es bringt Deutschland nur bedingt weiter, wenn wir zwar über hervorragende Universitäten und gute Forschungsbedingungen verfügen, von dieser wissenschaftlichen Exzellenz jedoch vorwiegend ausländische Gaststudenten profitieren.

Weiterhin besteht die Gefahr, dass das Vertrauen und die Akzeptanz von Wissenschaft und Forschung in der Bevölkerung leiden, wenn an den Universitäten eine andere Sprache gesprochen wird als von der großen Mehrheit der Menschen in Deutschland verstanden wird. Komplexe wissenschaftliche Zusammenhänge nachzuvollziehen ist für Fachfremde mitunter ohnehin schon schwer genug – noch schwerer wird es, diese komplexen Zusammenhänge auch noch in einer fremden Sprache zu vermitteln.

Ende der deutschen Hochschulkultur?

Es droht eine Zweiklassengesellschaft, wenn der Zugang zu höherer Bildung an den besten Universitäten des Landes für große Teile der Bevölkerung erheblich erschwert wird. Denn an den Schulen werden die Schüler bis zum Abitur überwiegend in deutscher Sprache unterrichtet. So ist vor allem die Ausweitung englischsprachiger Bachelorstudiengänge äußerst kritisch zu sehen, da hier bereits zu Beginn des Studiums eine sprachliche Barriere errichtet wird. 

Es bleibt das Argument, dass ja in der internationalen Forschung größtenteils auf Englisch publiziert wird. Dies ist zweifellos richtig. 

Aber erstens strebt nicht jeder Student, gerade in technischen Fächern, eine internationale Forschungskarriere an. Und zweitens wird das Deutsche international auch nicht an Bedeutung gewinnen, wenn die deutsche Sprache selbst im eigenen Land an den eigenen Universitäten verdrängt wird. 

Die Verdrängung der eigenen Sprache ist kein Ausdruck von Weltgewandtheit, die Verdrängung der eigenen Sprache ist ein Ausdruck von mangelndem Selbstbewusstsein. Für ein freiheitliches und demokratisches Gemeinwesen ist es essenziell, dass die Landessprache zugleich die Wissenschaftssprache ist.

Zum Abschluss sei noch ein Zitat von Prof. Dr. Winfried Thielmann, Professor für Deutsch als Fremd- und Zweitsprache an der TU Chemnitz, genannt:

„Sprachliche Vielfalt bringt auch eine Vielfalt wissenschaftlicher Perspektiven mit sich. Sie wird durch die Anglisierung radikal reduziert. Das gefährdet die Wissenschaft in ihrem Kern.“

Auch die vielbeschworene Vielfalt bleibt demnach durch die zunehmende Anglisierung der Wissenschaft auf der Strecke.

Die in Gastbeiträgen geäußerten Ansichten geben ausschließlich die Meinung des jeweiligen Autors wieder und entsprechen nicht notwendigerweise denen der Freilich-Redaktion.
Über den Autor

Benjamin Nolte

Benjamin Nolte ist Diplom-Wirtschaftsingenieur, seit 2013 Mitglied der AfD und Gründungsmitglied der Jungen Alternative. Seit 2023 ist er für die AfD Mitglied des bayerischen Landtags.

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