Österreich: Bis zu 80.000 Euro für pädagogische Auslandsaufenthalte für Problemjugendliche

Zwischen August 2022 und September 2023 war ein Jugendlicher im Rahmen einer individual- oder erlebnispädagogischen Auslandsbetreuung in Spanien. Die Kosten beliefen sich auf rund 80.000 Euro. Die FPÖ möchte nun wissen, wie hoch die Gesamtkosten für diese Art der Betreuung sind und wie es um die Effizienz bestellt ist.

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Österreich: Bis zu 80.000 Euro für pädagogische Auslandsaufenthalte für Problemjugendliche
Herwig Mahr (FPÖ) im oberösterreichischen Landtag.© IMAGO / Harald Dostal

Linz. – Bereits im Vorjahr sorgte ein Jugendlicher aus Linz, der bis zu seinem 14. Geburtstag mehr als 200 Straftaten begangen hatte, immer wieder für Schlagzeilen. Deshalb war der Fall im Herbst 2023 auch Thema im Landtag. So wollte der freiheitliche Klubobmann Herwig Mahr damals von Jugendschutz-Landesrat Michael Lindner (SPÖ) wissen, wie hoch die Betreuungskosten für den bisher in einer Einrichtung im Linzer Franckviertel lebenden Jugendlichen sind. Zuletzt war eine Summe von rund 17.000 Euro kolportiert worden. Lindner verwies in seiner Antwort allerdings auf seine gesetzliche Verschwiegenheitspflicht. Man habe aber bei der Art der Betreuung die für diesen Fall „passendste Methode“ gewählt. Auch die Zusatzfrage, ob der betreffende Jugendliche Auslandsaufenthalte vom Land Oberösterreich finanziert bekommen habe, beantwortete Lindner mit dem Hinweis auf seine Verschwiegenheitspflicht. Die FPÖ will nun durch weitere Anfragen in Erfahrung bringen, welche Kosten dem Steuerzahler durch Betreuungsformen in Form von „erlebnispädagogischen Auslandsbetreuungen“ entstanden sind.

Kritik von FPÖ an kostspieligen Auslandsaufenthalten

Bereits aus einer früheren Anfragebeantwortung von Lindner geht hervor, dass „freizeit- und erlebnispädagogische Aktivitäten ebenso wie Ferialaktionen unter anderem auch im benachbarten Ausland zum methodischen Repertoire von sozialpädagogischen Einrichtungen gehören und Bestandteil von Einrichtungskonzeptionen sind“. Eine darüber hinausgehende, längerfristige individual- oder erlebnispädagogische Auslandsbetreuung sei in den letzten Jahren nur in einem Fall durchgeführt worden, heißt es in der Anfragebeantwortung. Dabei wurde ein 15-jähriger Jugendlicher von August 2022 bis September 2023 in einem spanischen Projekt betreut. Die durchschnittlichen monatlichen Kosten für diese Betreuung betrugen 5.713 Euro, was Gesamtkosten von rund 80.000 Euro entspricht. Solche besonderen Betreuungssettings würden in Einzelfällen als Ergänzung zu bestehenden Betreuungsstrukturen gewählt. Durch geplante Aufenthalte in einer weniger vertrauten Umgebung mit entsprechender sozialpädagogischer Begleitung und Anleitung sollen bisherige Verhaltensmuster aufgebrochen, neue Ressourcen entdeckt und Lernprozesse in Gang gesetzt werden, die letztlich zu einer nachhaltigen Verhaltensänderung beitragen, heißt es in der Ausführung.

Kritik kam von der FPÖ, die von Lindner neben den Kosten für diese Art der Betreuung auch wissen will, wie es um die Effizienz bestellt ist. „Es gibt viele offenen Fragen. Denn auch die Mittel im sensiblen Bereich der Kinder- und Jugendhilfe müssen effizient eingesetzt werden“. Das sei bei einem „80.000-Euro-Urlaub für einen 15-Jährigen beziehungsweise bei monatlichen Betreuungskosten von 17.000 Euro für den mittlerweile 14-jährigen Serientäter, der bereits über 200 Straftaten begangen haben soll, schwer vorstellbar“, so Mahr.