AfD - Wir wachsen, wachsen Sie mit uns!

Nach den Wahlen: Fünf Ansätze, wie die FPÖ sich verbessern kann

Die FPÖ hat bei den Wahlen der letzten Monate immer gute Ergebnisse erzielt, aber um langfristig zu gewinnen, muss die Partei ihre Strategie in mehreren Bereichen verbessern, meint Christoph Albert.

Kommentar von
1.5.2025
/
5 Minuten Lesezeit
Nach den Wahlen: Fünf Ansätze, wie die FPÖ sich verbessern kann

FPÖ-Bundesparteiobmann Herbert Kickl beim Wahlkampffinale der Wiener FPÖ.

© IMAGO / SEPA.Media

Das vergangene Jahr war für die FPÖ ein sehr bewegtes. In weniger als 12 Monaten fanden eine Europawahl, eine Nationalratswahl und die Gemeinderatswahl in der Bundeshauptstadt statt. Bei allen Wahlen konnte die FPÖ deutlich zulegen. Bei allen Wahlen wurde öffentlich von Erfolgen gesprochen. Bei allen Wahlen wurde jedoch nicht das volle Potenzial ausgeschöpft. Die Gründe dafür sind vielfältig, aber nicht unveränderbar. Diese fünf Punkte sollte die FPÖ-Führung beachten, wenn sie bei den nächsten Wahlen nicht nur zulegen, sondern das Maximum herausholen will.

1. Mehr Feuer, mehr Provokanz

„Kriminelle und Illegale abschieben“ ist eine Forderung, die vor einigen Wahlkämpfen vor allem von der FPÖ zu hören war. Das hat sich inzwischen geändert. Die Forderung nach Integration und einer geregelten Migrationspolitik ist über Parteigrenzen hinweg (wenn auch nur auf rhetorisch-propagandistischer Ebene) Konsens. Die Zeiten, in denen die FPÖ in Wahlkämpfen das Monopol auf Migrationskritik hatte, sind vorbei. Die FPÖ zeichnete sich in der Migrationsfrage stets dadurch aus, dass sie die Gratwanderung zwischen Sagbarkeit und Unsagbarkeit erfolgreich vollzog und damit eine wichtige Rolle in der Diskursverschiebung spielte. Man denke an das „Österreich zuerst“-Volksbegehren von Jörg Haider, an „Mehr Mut für unser Wiener Blut, zu viel Fremdes tut niemandem gut“ von Heinz-Christian Strache oder an das „Ausreisezentrum“ von Herbert Kickl in seiner Zeit als Innenminister.

Gemeinsam war diesen Initiativen, dass sie sowohl anschlussfähig als auch provokant waren. Sie führten zu massiven Skandalisierungen und prägten die Debatte um Zuwanderung und Identität. Die letzten Wahlkämpfe der FPÖ waren hingegen von einer falsch verstandenen Anschlussfähigkeit geprägt. Man befürchtete wohl, dass zu viel Provokation kurz vor der Wahl nicht zum maximalen Stimmenpotenzial führen würde. Diese Stimmenmaximierung blieb letztlich bei allen drei Wahlen ohnehin aus, begleitet von Wahlkämpfen, in denen alte Debatten fleißig abgearbeitet, aber keine nennenswerten neuen Debatten geprägt wurden. Wenn die FPÖ ihre Monopolstellung als Partei für Heimatschutz und Migrationskritik behalten möchte, dann muss sie öffentlichkeitswirksam über die Forderungen anderer Parteien hinaus gehen.

2. Nichtwähler als Hauptzielgruppe im Wahlkampf

Die FPÖ muss begreifen, dass ihre Hauptzielgruppe bei Wahlkämpfen die Nichtwähler sind. Wahlkämpfe müssen darauf abzielen, Desinteressierte und Politikverdrossene zu bewegen. Die Wählerwanderungen zwischen den Parteien sind nicht zu vernachlässigen, unterliegen aber mittlerweile gewissen Automatismen, die durch Wahlkämpfe nicht so steuerbar sind wie das Wahlverhalten der Nichtwähler. Dem könnte man mit dem Hinweis auf das jahrzehntelange Wählerpingpong zwischen FPÖ und ÖVP begegnen. Dies ist jedoch ein Trugschluss, da diese meist auf Faktoren außerhalb des Wahlkampfes zurückzuführen sind. 2002 war es Knittelfeld, 2006 bis 2013 der generelle Aufstieg der FPÖ und die wachsende Unzufriedenheit der Wähler mit der ÖVP, 2017 war es Sebastian Kurz, der wieder viele FPÖ-Wähler anzog, 2019 Ibiza, 2024 schließlich die erneute Unzufriedenheit der ÖVP-Wähler mit der Regierung und die zahlreichen Skandale der ÖVP.

Die Wählerwanderung zwischen FPÖ und ÖVP findet weitgehend unabhängig von Wahlkämpfen statt. Aus diesem Grund ist die Schlussfolgerung, dass eine inhaltliche und rhetorische Mäßigung der FPÖ zu einem massiven Zugewinn von ÖVP-Wählern führen würde, fatal. Das größte Potenzial liegt bei den Nichtwählern. Trotz multipler Krisen und zunehmender Politisierung der Gesellschaft hat sie sowohl bei den letzten EU-Wahlen als auch bei den Wiener Gemeinderatswahlen zugenommen. Die FPÖ muss das Feld der Nichtwähler mit einem geschärften inhaltlichen Profil bespielen, anstatt sich zu mäßigen und im Wählerbecken der anderen Parteien zu fischen.

3. Mehr Fokus auf Jugend und Bildung

Die FPÖ steht vor der strategischen Herausforderung, ihre politische Zukunft auf ein solides intellektuelles Fundament zu stellen. Während sie bei Wahlen regelmäßig Erfolge erzielt, bleibt die Partei insbesondere im Bereich der akademischen Nachwuchsförderung deutlich hinter ihrem Potenzial zurück. Die geringe Akademikerquote innerhalb der Basis und Anhängerschaft führt nicht nur zu einem Kompetenzdefizit in komplexen politischen Feldern wie Wirtschaft, Außenpolitik oder Bildungswesen, sondern erschwert auch eine nachhaltige metapolitische Positionierung im intellektuellen Diskursraum. Gerade in Zeiten wachsender gesellschaftlicher Polarisierung und ideologischer Grabenkämpfe ist eine fundierte Kaderbildung kein Luxus, sondern eine Notwendigkeit.

Erste Schritte in die richtige Richtung sind zwar erkennbar: Die „Junge Akademie“ und die „Metapolitik Akademie“ zeigen, dass innerhalb der FPÖ ein Bewusstsein für die Bedeutung weltanschaulicher Schulung und argumentativer Schärfung heranwächst. Diese Initiativen bieten engagierten jungen Menschen erste Zugänge zu politischer Bildung, theoretischer Reflexion und historischer Verortung. Doch diese Ansätze bleiben punktuell und zu wenig verzahnt mit der strukturellen Entwicklung der Partei. Es fehlt an einem systematischen, mehrstufigen Bildungsprogramm, das Talente frühzeitig erkennt, kontinuierlich fördert und langfristig an die Partei bindet. Die FPÖ muss daher verstärkt in die Ausbildung ihres Nachwuchses investieren – nicht nur, um politisch konkurrenzfähig zu bleiben, sondern auch, um auf lange Sicht eigenständige intellektuelle Räume zu besetzen. Eine freiheitliche Partei, die sich als Alternative zum linksliberalen Meinungskartell begreift, kann sich geistige Selbstverzwergung nicht leisten. Kaderbildung ist keine Frage der Eitelkeit, sondern eine Überlebensfrage.

4. Keine falschen Allianzen: Nein zur Ethnischen Wahl

Die jüngsten Bestrebungen der FPÖ, gezielt türkischstämmige Wähler in Wien anzusprechen, markieren eine negative Kehrtwende in ihrer politischen Strategie – und werfen grundlegende Fragen zur weltanschaulichen Kohärenz der Partei auf. Während sie sich öffentlich weiterhin als entschiedene Gegner des politischen Islam und der Massenzuwanderung präsentiert, betreibt sie eine gezielte Annäherung an Teile der türkischen Community. Dies zeigte sich im Wien-Wahlkampf unter anderem in türkischsprachigen Inseraten, exklusiven Pressekonferenzen für türkische Medien und der Kontaktpflege zu AKP-nahen Organisationen wie dem Moscheeverein ATIB. Diese Strategie steht im direkten Widerspruch zu früheren Positionen der FPÖ.

Die FPÖ begibt sich damit in eine gefährliche Abhängigkeit von migrantischen Wählergruppen, deren politische Loyalität nicht garantiert ist. Eine konsequente Remigrationspolitik wird so faktisch unmöglich, da sie bei Migranten großteils keine Mehrheit finden würde. Statt klare Kante zu zeigen, verwässert die Partei ihre Positionen und verliert an Glaubwürdigkeit. Vielmehr sollte sich die FPÖ in erster Linie als Schutzpatron der Autochthonen und ihrer ethnokulturellen Identität stilisieren. Das Werben um die Stimmen von Migranten sollte keine besondere Priorität haben, im Gegenteil: Assimilierte und patriotisch eingestellte Migranten werden sowieso FPÖ wählen, da sie eine restriktive Migrationspolitik unterstützen. Nicht-assimilierte, kulturfremde Parallelgesellschaften wählen hingegen stets aus ihrem Gruppeninteresse heraus. Um diese Gruppen in großen Massen zu gewinnen, müsste die FPÖ ihnen mehr bieten als SPÖ und Grüne. Sprich: einen geringeren Integrationsdruck, die Auflockerung des Familiennachzuges, mehr Förderungen für Islamverein etc. Das dies nicht wünschenswert ist, sollte selbsterklärend sein.

5. Nicht nur in Legislaturperioden denken

Wahlen sind wichtig – keine Frage. Aber sie sind kein Selbstzweck. Wer Politik nur betreibt, um Prozente zu holen, der wird früher oder später in den Mühlen des Systems zerrieben. Gerade eine Partei wie die FPÖ, die sich als Gegenpol zum Establishment versteht, darf sich nicht allein auf kurzfristige Erfolge fixieren. Dazu braucht es mehr als Wahlplakate und Schlagworte. Es braucht ein Ziel – ein großes, verbindendes Projekt, dem sich das gesamte Handeln unterordnet.

Als Partei mit einem patriotischen und konservativen Selbstverständnis ist der Erhalt des Volkes als langfristiges Hauptziel naheliegend. Langfristig zu denken bedeutet nicht nur, sich auf Wahltermine zu konzentrieren, sondern eigene Netzwerke aufbauen, Nachwuchs zu fördern, Medienprojekte zu stützen und Themen zu setzen, die bleiben- selbst wenn sich parlamentarische Verhältnisse ändern. Die FPÖ hat das Potenzial, mehr zu sein als nur ein Ventil. Aber dazu muss sie sich trauen, größer und in außersystemischen Kategorien zu denken. Nicht nur als Partei, sondern als Bewegung mit einer klaren, historischen Mission.

Die in Gastbeiträgen geäußerten Ansichten geben ausschließlich die Meinung des jeweiligen Autors wieder und entsprechen nicht notwendigerweise denen der Freilich-Redaktion.
Über den Autor

Christoph Albert

Christoph Albert, Jahrgang 2003, ist Student aus Wien.

Kann FREILICH auf Ihre Unterstützung zählen?

FREILICH steht für mutigen, konservativ-freiheitlichen Journalismus, der in einer zunehmend gleichgeschalteten Medienlandschaft unverzichtbar ist. Wir berichten mutig über Themen, die oft zu kurz kommen, und geben einer konservativen Öffentlichkeit eine starke Stimme. Schon mit einer Spende ab 4 Euro helfen Sie uns, weiterhin kritisch und unabhängig zu arbeiten.

Helfen auch Sie mit, konservativen Journalismus zu stärken. Jeder Beitrag zählt!