Bayern zahlt 12.000 Euro Kaltmiete für leerstehende Asylunterkunft
Der Freistaat Bayern zahlt Monat für Monat 12.000 Euro Kaltmiete für eine Asylunterkunft, die nie genutzt wurde. Der langfristige Vertrag ohne Ausstiegsklausel bindet die Steuerzahler bis 2030.
Das Atron-Gebäude in Markt Schwaben, das nun doch nicht als Asylunterkunft genutzt wird, steht leer und verursacht monatliche Kosten in Höhe von 12.000 Euro.
© IMAGO / Stephan GörlichMarkt Schwaben/Ebersberg. – Während die Steuerzahler Monat für Monat die Kosten für die Unterbringung von Asylbewerbern tragen, fließen in Markt Schwaben seit einiger Zeit jeden Monat 12.000 Euro für ein leerstehendes Gebäude. Grund dafür ist ein langfristiger Mietvertrag ohne Ausstiegsklausel, der bis September 2030 läuft, wie Merkur.de berichtet.
Das Firmengebäude auf dem Atron-Gelände wurde 2023 zur Nutzung als Asylunterkunft angemietet, jedoch nie belegt. Damit summieren sich die Ausgaben auf rund eine Million Euro. Eine alternative Nutzung konnte das Landratsamt bislang nicht vorstellen. Inzwischen wird die Immobilie unter dem Titel „Büro-/Gewerbegebäude günstig zu vermieten“ auf gängigen Immobilienportalen angeboten. Der Preis ist nur auf Anfrage zu erfahren. Die Miete zahlt weiterhin der Freistaat Bayern an den privaten Eigentümer.
Parallelmiete für zweite Unterkunft
Für das zweite, größere Gebäude auf demselben Grundstück werden zusätzlich 18.000 Euro Kaltmiete pro Monat fällig. Nach langen Umbauverzögerungen dient es seit Sommer 2025 als Unterkunft für bis zu 66 Migranten. Das entspricht einer Pro-Kopf-Miete von 222 Euro pro Monat.
Dass nur ein Teil des Geländes genutzt wird, ist eine direkte Folge der massiven Proteste der Anwohner gegen die geplante Asylunterkunft. Der Widerstand führte zum Rücktritt des damaligen Bürgermeisters Michael Stolze. Als Kompromiss entstand die Idee, eine zweite Unterkunft am Hanslmüllerweg zu errichten. Damit akzeptieren Kreis und Bezirk nicht nur die laufenden Kosten für den Leerstand, sondern auch die Ausgaben für den geplanten Neubau.
Gericht zwingt Landratsamt zur Transparenz
Erst durch eine monatelange Auseinandersetzung zwischen der Redaktion der Ebersberger Zeitung und dem Landratsamt wurden die Mietkosten bekannt. Die Behörde hatte sich unter Hinweis auf eine Verschwiegenheitsvereinbarung geweigert, die Summen offenzulegen. Stattdessen hieß es lediglich, die Kosten seien „ortsüblich“.
Laut Angaben des Landratsamts belaufen sich die Kosten auf 20 Euro pro Quadratmeter für 600 Quadratmeter und liegen damit deutlich über dem Mietspiegel der Sparkasse, der für Markt Schwaben 16 Euro ausweist. Die Redaktion argumentierte, dass bei der Verwendung öffentlicher Gelder ein erhebliches Informationsinteresse der Öffentlichkeit bestehe. Erst eine Klage vor dem Münchner Verwaltungsgericht brachte Klarheit.
Aktuelle Asylzahlen im Landkreis
Im Landkreis Ebersberg sind laut Landratsamt derzeit 1.589 Menschen in staatlichen Unterkünften untergebracht, davon 1.000 im Asylverfahren und 589 aus der Ukraine. 800 Personen gelten als Fehlbeleger, da sie trotz eines anerkannten Schutzstatus keine Wohnung auf dem freien Markt finden. Dies betrifft alle ukrainischen Geflüchteten sowie 211 Asylbewerber.
Aktuell verwaltet das Landratsamt 55 dezentrale Unterkünfte für 1.511 Menschen. Eine Ausnahme bildet die staatlich betriebene Unterkunft in Poing/Grub. Die monatlichen Gesamtkaltmieten für alle Einrichtungen belaufen sich laut Behörde auf 311.509,71 Euro, was einem Betrag von rund 210 Euro pro Kopf entspricht. Kostenträger ist der Freistaat Bayern.