Freilich #35: Und tschüss!

Von RAF bis Palästina-Protest: Linksextremismus laut Experten für Frauen attraktiver

Linksextremistische Bewegungen scheinen zunehmend anziehend auf Frauen zu wirken. Experten stellen zwar keine steigende Gewaltbereitschaft fest, sehen aber ideologische Themen als entscheidenden Mobilisierungsfaktor.

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Von RAF bis Palästina-Protest: Linksextremismus laut Experten für Frauen attraktiver

1.-Mai-Demonstration in Berlin Neukölln. (Symbolbild)

© IMAGO / dts Nachrichtenagentur

Bern. – Bei der unbewilligten Palästina-Demonstration in Bern am vergangenen Samstag fiel ein ungewöhnliches Detail auf: Unter den von der Polizei eingekesselten und kontrollierten Personen befanden sich etwa zur Hälfte Frauen. Viele von ihnen standen an vorderster Front, als es rund um den Bundesplatz zu heftigen Auseinandersetzungen mit den Einsatzkräften kam, wie das Schweizer Nachrichtenportal Nau berichtet.

Ein so hoher Anteil weiblicher Beteiligter ist selten. Zwar gilt die linksextreme Szene in der Extremismusforschung als vergleichsweise durchmischt, bei gewaltsamen Aktionen sind Frauen jedoch normalerweise klar in der Minderheit.

Experte warnt vor voreiligen Schlüssen

Ob dies auf einen grundsätzlichen Wandel hindeutet, wird von Experten allerdings bezweifelt. Gewaltforscher Dirk Baier betont: „Wichtig ist erstens, kontrollierte nicht mit gewalttätigen Personen gleichzusetzen“. Nur der kleinere Teil der kontrollierten Personen sei gewalttätig gewesen. Er geht davon aus, dass sich unter den friedlichen Demonstranten überdurchschnittlich viele Frauen befanden. „Da Frauen grundsätzlich weniger zur Ausübung physischer Gewalt neigen.”

Baier sieht die Attraktivität der Szene für Frauen in deren Inhalten begründet. „Der Linksextremismus setzt sich für eine gerechtere Gesellschaft ein, für mehr Gleichheit, für die Schwachen. Das sind Themen, die Frauen wichtig finden“, erklärt er. Ein weiterer Faktor ist demnach die Haltung zu Geschlechterrollen. „Der Rechtsextremismus hingegen diskriminiert aktiv Frauen, will traditionelle Geschlechterrollen gefestigt sehen – das ist für viele Frauen unattraktiv.”

Historische Parallelen: Frauen in der RAF

Auch innerhalb der extremistischen Szene ist dieses Phänomen nicht neu: „Im Linksextremismus gab es schon immer einen höheren Frauenanteil als in anderen Extremismen”, sagt Baier. Der Forscher verweist als Beispiel auf die 1970er- und 1980er-Jahre in Deutschland. Damals war der Frauenanteil unter den gesuchten Mitgliedern der RAF besonders hoch. „Ich würde daher nicht sagen, dass die Situation heute sehr viel anders ist.”

Laut Baier verstärken aktuelle politische Themen den Mobilisierungseffekt. „Der Krieg wird nicht allein als Krieg gegen die Hamas gesehen. Sondern gegen die palästinensische Zivilbevölkerung und damit auch gegen Frauen und Kinder – das heißt: einmal mehr leiden die Schwächsten.“ Gerade in Kombination mit dem antiimperialistischen Weltbild der linksextremen Szene kann diese Wahrnehmung Empörung und „letztlich auch Aktionismus” bei jungen Frauen auslösen. Ob Frauen auch häufiger selbst gewaltsam aktiv werden, lässt sich laut Baier nicht belegen. „Spezifisch auf Demonstrationsgeschehen liegen meines Wissens keine Statistiken vor”, erklärt er.

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