Freilich #36: Ausgebremst!

Chaos draußen, Geschlossenheit drinnen: Die „Generation Deutschland“ ist da

Seit dem 29. November 2025 hat die Alternative für Deutschland eine neue Jugendorganisation. Oswald Hellkamp berichtet, wie der Gründungskongress verlief und wie der Bundesvorstand von „Generation Deutschland“ besetzt ist.

Kommentar von
4.12.2025
/
5 Minuten Lesezeit
Chaos draußen, Geschlossenheit drinnen: Die „Generation Deutschland“ ist da

Ende November hat sich in Gießen trotz gewalttätiger linksextremer Ausschreitungen und Proteste die neue AfD-Jugendorganisation „Generation Deutschland“ gegründet.

© AfD

„Hatten Sie eine gute Anreise?“ Das war auf vielen Parteitagen der AfD bereits die sogenannte Probeabstimmungsfrage zur Veranschaulichung der Funktion des digitalen Abstimmungsgerätes. Wenngleich das Ergebnis jener Abstimmung an diesem Tag vergleichsweise schlecht ausfiel, so war es doch besser, als viele es erwartet hatten. In Gießen hatten sich zehntausende Gegendemonstranten versammelt, die angekündigt hatten, die „Stadt brennen zu lassen“.

POLITISCHE ANZEIGE des FREIHEITLICHEN PARLAMENTSKLUBS. Weitere Informationen:Transparenzbekanntmachung

Der Versuch, die Gründung von „Generation Deutschland“ zu verhindern, scheiterte allerdings wie die meisten antifaschistischen „Verhinderungen rechter Veranstaltungen“ kläglich. Die Gründung verlief diszipliniert und zügig. So konnten trotz Verspätungen durch Antifa-Chaos sowohl die Satzungsfragen als auch die Bundesvorstandswahl an nur einem Tag sauber vonstattengehen. Und das, obwohl ursprünglich zwei Tage eingeplant worden waren.

Breite Zustimmung für das neue Jugendstatut

Nach mehreren Reden der Parteispitzen begann der erste wirklich spannende Teil des Tages: die Abstimmung über das Jugendstatut. Es gab eine Reihe von Änderungsanträgen, die allerdings keine Mehrheit fanden. So wurden etwa Namensänderungen vorgeschlagen oder der Versuch unternommen, die Anzahl der Delegierten für künftige Bundeskongresse zu erhöhen. Bei der Ablehnung der Anträge war der Eindruck fast durchweg folgender: „Nette Idee, gut gemeint, angemessener Ansatz, aber lasst uns nun ohne Streitereien und unnötige Konflikte mit der Mutterpartei diese Gründung durchziehen.“ Das war zwar etwas wenig rebellisch, aber ebenso nachvollziehbar.

Allerdings zeigte sich das alte JA-Feuer zumindest darin, dass sämtliche Nichtbefassungsanträge zu den vorgeschlagenen Satzungsänderungen abgelehnt wurden. Letztlich wurde das Jugendstatut ohne fundamentale Änderungen mit breiter Mehrheit angenommen. Die Generation Deutschland war geboren.

Der Wunsch, die Neugründung abzuschließen und endlich wieder eine funktionstüchtige Jugendorganisation zu haben, zeigte sich noch einmal daran, dass ein Antrag auf eine kurze Unterbrechung der Versammlung mit gigantischer Mehrheit abgelehnt wurde. Man fuhr also direkt mit der Wahl des Bundesvorstands fort.

Hohm klar bestätigt: So wurde der Bundesvorstand der GD gewählt

Dass Jean-Pascal Hohm zum Vorsitzenden von „Generation Deutschland“ gewählt werden würde, war im Vorhinein bereits klar. Er wurde ohne Gegenkandidaten mit über 90 Prozent der Stimmen gewählt. Anschließend folgten die Reden der Kandidaten für die drei Stellvertreterposten. Jan-Richard Behr aus Rheinland-Pfalz und Adrian Maxhuni aus Niedersachsen wurden ebenfalls ohne Gegenkandidaten gewählt.

Bei der Wahl des dritten Stellvertreters kam es zur ersten Kampfkandidatur. Manuel Linnemann (NRW) trat stellvertretend für das liberale „Vincentz-Lager“ an, während Patrick Heinz (NRW) auf dem Ticket der rechten „Helferich-Leute“ kandidierte. Hierbei konnte sich Patrick Heinz eindeutig durchsetzen. Ein erster erfreulicher Sieg auf dem Kongress für all jene, die eine ungezähmte Jugend wollen, die sich nicht zum Erfüllungsgehilfen bürgerlicher Klüngeleien macht.

Bei den Finanzbeauftragten und den Schriftführern gab es keine Überraschungen. Alle Kandidaten der „Konsensliste“ setzten sich ohne Gegenkandidaten durch. Für donnernde Stimmung im Saal sorgte der FREILICH-Autor Kevin Dorow (SH) mit seiner fulminanten Bewerberrede für den Posten des ersten Beisitzers. Er sprach aus, was viele dachten: „Die Auflösung der JA war ein Fehler.“ Dafür erntete er tosenden Applaus. Auch er hatte keinen Gegenkandidaten.

Es folgte eine skurrile Rede im Goebbels-Tonfall des zuvor gänzlich unbekannten Kandidaten Alexander Eichwald aus NRW. Geistesgestört oder V‑Mann? Man weiß es bisher nicht. Da allerdings bereits mehr als genug über diesen Fauxpas berichtet wurde, hier nur am Rande. Erfreulicherweise gewann sein Gegenkandidat Alexander Claus aus Thüringen eindeutig.

Unerwartete Wendung: Wie Julia Gehrckens die Kampfabstimmung gewann

Was im Gegensatz zu der Peinlichkeit um Eichwalds Kandidatur allerdings nicht oft genug erwähnt werden kann, ist der direkt anschließende Wahlgang. Ganz im Sinne der Konsensliste schlug Jean-Pascal Hohm den als eher liberal geltenden Mio Trautner aus Baden-Württemberg für den Posten des dritten Beisitzers vor. Plötzlich stand jedoch ein Niedersachse am Saalmikrofon, der offenbar nicht dem im Landesverband dominierenden liberalen Lager um Micha Fehre angehört, und schlug die Niedersächsin Julia Gehrckens vor. Mit ihrer Rede konnte sie nahtlos an die Begeisterung anschließen, die zuvor Kevin Dorow erzeugt hatte. Jeder Applaus im Verlaufe ihrer Rede wurde lauter und lauter.

Als es dann zu den Fragen kam, zeigte sich der Großteil der niedersächsischen Jugend brüskiert. Drei Vertreter des Landesverbandes versuchten, Julia Gehrckens mit Fragen in ein schlechtes Licht zu rücken. Sie fragten, warum sie gegen Trautner kandidiere, der in Niedersachsen doch so großartige Reden gehalten habe, und warum sie antrete, obwohl sie nicht einmal den Rückhalt ihres eigenen Landesverbandes genieße. Doch Gehrckens blieb souverän.

Sie setzte sich letztlich klar gegen Trautner durch und erntete dadurch die Missgunst ihres eigenen Landesverbandes. Im Anschluss wurde sogar von mehreren Seiten berichtet, dass sie aus sämtlichen Chatgruppen der niedersächsischen Jugend entfernt wurde. Auf der Kachel der AfD Niedersachsen, die nach der Wahl in Gießen veröffentlicht wurde, war sie nicht zu sehen.

Rechter Flügel setzt sich durch: Die strategische Ausrichtung der neuen Jugend

Die Wahl der nächsten Beisitzer verlief wieder unaufgeregter. Nafiur Rahman (HE), Florian Ruß (LSA), Wendelin Fessl (MV) und Cedrik Krippner (NRW) wurden ohne Gegenkandidaten in den Bundesvorstand gewählt. Bei der letzten Wahl des Abends wurde es dann allerdings noch einmal spannend. Im Duell zwischen Florian Köhler, Helmut Strauf und Michael Holz konnte sich für den Landesverband Bayern der als rechte Kandidat geltende Helmut Strauf in einer Stichwahl durchsetzen. Damit sind, zur großen Freude des Autors dieser Zeilen, immerhin zwei deutsche Burschenschafter Teil des Bundesvorstands von „Generation Deutschland“.

Wenngleich vereinzelt vielleicht der „Konsens“ regieren musste, darf gesagt werden, dass die neue Jugend glücklicherweise weder bürgerlich noch liberalkonservativ ist. In den Kampfabstimmungen konnten sich durch die Bank die Kandidaten des rechten Flügels durchsetzen. Dies ist insbesondere mit Blick auf den Landesverband NRW sehr erfreulich und macht Hoffnung, dass die Vincentz-Regentschaft bald enden könnte.

Sorgenkind bleibt nach wie vor der Landesverband Niedersachsen. Doch auch hier konnte mit der Wahl von Gehrckens ein Teilerfolg für all jene erzielt werden, die sich millionenfache Remigration und deutschen Kampfgeist statt eines gemäßigten Kurses wünschen. Eine JU 2.0 gibt es erfreulicherweise seit dem 29.11. nicht.

Welche Erwartungen die Generation Deutschland jetzt erfüllen muss

Man darf hoffen, dass die neue Jugend an die alten Erfolge der Jungen Alternative anknüpfen kann. Schon die Tatsache, dass bei der Gründung nicht alles vorhersehbar war und die Wahlen nicht „nach Plan“ liefen, ist erfreulich. Die Aufgabe der Generation Deutschland ist klar: keine Distanzeritis, kein vorauseilender Gehorsam denen gegenüber, die immer nur auf Nummer sicher gehen wollen; bestmögliche Vernetzung mit dem rechten Vorfeld; weltanschauliche Bildungsarbeit; und keine Scheu vor politischer Arbeit auf der Straße und einer gewissen aktivistischen Prägung. Das ist die rechte Jugendorganisation, die Deutschland benötigt. Das ist die Jugendarbeit, die junge Idealisten anspricht und zur Partizipation bewegt.

Die kommende Generation junger AfD-Politiker soll eine sein, die den Namen „Generation Deutschland“ auch wirklich verdient. Das ist nur der Fall, wenn sie ohne Scheu rechts ist, dem Liberalismus den Kampf ansagt und auf Leitsätze wie „Koalitionsfähigkeit“ pfeift. Die Jugend muss sich der Tatsache bewusst sein, dass ihr Vaterland in Gefahr ist und diese Gefahr nur mit Mut zu gesunder Radikalität abgewendet werden kann.

Man darf gespannt sein, wie sich die Landesverbände nun aufstellen werden – insbesondere dort, wo die Fronten noch nicht eindeutig geklärt sind. Die Fronten werden erst geklärt sein, sobald der parteiinterne Kampf gegen Rechts vollends besiegt wurde. Das könnte in Nordrhein-Westfalen oder Niedersachsen auf jeden Fall noch einmal für Spannungen sorgen. Auf eine erfolgreiche neue Ära patriotischer Jugendarbeit!

Die in Gastbeiträgen geäußerten Ansichten geben ausschließlich die Meinung des jeweiligen Autors wieder und entsprechen nicht notwendigerweise denen der Freilich-Redaktion.
Über den Autor

Oswald Hellkamp

Oswald Hellkamp ist Masterstudent der Politikwissenschaft und Burschenschafter in Niedersachsen.

Kann FREILICH auf Ihre Unterstützung zählen?

FREILICH steht für mutigen, konservativ-freiheitlichen Journalismus, der in einer zunehmend gleichgeschalteten Medienlandschaft unverzichtbar ist. Wir berichten mutig über Themen, die oft zu kurz kommen, und geben einer konservativen Öffentlichkeit eine starke Stimme. Schon mit einer Spende ab 4 Euro helfen Sie uns, weiterhin kritisch und unabhängig zu arbeiten.

Helfen auch Sie mit, konservativen Journalismus zu stärken. Jeder Beitrag zählt!