Villacher Kirchtag: Besucher sollen auf Brauch verzichten und Messer „einfach daheim lassen“
Der Villacher Kirchtag, das größte Traditionsfest Österreichs, findet bereits zum 80. Mal statt. Doch in diesem Jahr ist einiges anders.
Der Villacher Kirchtag ist Österreichs größtes Traditionsfest und lockt jährlich Hunderttausende Gäste aus dem In- und Ausland an.
© Stadtmarketing Villach | Marta GillnerVillach. – Beim diesjährigen Villacher Kirchtag werden mehr als 450.000 Besucher erwartet – ausgerechnet an jenem Ort, an dem im Februar ein Messerangriff durch einen Syrer auf einen österreichischen Jugendlichen für Entsetzen sorgte. Die Polizei kündigt daher ein verstärktes Sicherheitsaufgebot an. „Ein solch großes Fest in der Stadt abzuhalten, ist schon immer eine große Herausforderung für gewesen, aber heuer natürlich umso mehr“, zitiert der ORF Villachs Polizeichef Erich Londer. Neben den bewährten Maßnahmen wie Videoüberwachung kommen in diesem Jahr neue Regeln hinzu: Taschenkontrollen, Zugangsbeschränkungen und ein umfassendes Fahrverbot im Festbereich. „Wir können Personen den Zutritt zur Veranstaltung verweigern, wenn diese sich nicht nach unseren Regeln durchsuchen lassen, oder Sachen abnehmen lassen, zum Beispiel.“
Auch der Fahrzeugverkehr wird rigoros eingeschränkt. „Das heißt, es fährt kein Auto, kein Fahrzeug, kein Mechaniker, kein Taxi während der Veranstaltungszeiten in das Gelände ein. Wir haben eine Videoüberwachung, auf der wir alles sehen. Wir sehen wirklich jeden, der einmal in den Kirchtag hinein- und wieder hinausgegangen ist. Also wir können hier, glaube ich, schon eine sehr große Sicherheit liefern.“
„Jagdmesser einfach daheim lassen“
Zusätzlich appelliert die Villacher Bauerngman an die Besucher, die in Tracht kommen, darauf zu verzichten, die bei Lederhosen beliebten Jagdmesser mitzuführen. „Ganz ehrlich: In Zeiten wie diesen sollte man vorsichtshalber mitdenken und das Teil einfach daheim lassen. Das macht die gesamte Abwicklung leichter für die Security, man kann darauf verzichten“, so Großbauer Kurt Maschke.
Dieser Appell ruft gemischte Reaktionen hervor. Der FPÖ-Nationalratsabgeordnete Wendelin Mölzer bezeichnet die Empfehlung als „ein fatales Signal und einen Schlag ins Gesicht unserer gelebten Brauchtumskultur“. Gerhard Köfer (Team Kärnten) hingegen verteidigt die Entscheidung: „Diese Entscheidung ist nach dem blutigen Messer-Attentat in Villach nicht nur richtig, sondern auch ein wichtiges Signal für Sicherheit und Verantwortung bei der größten Brauchtumsveranstaltung Österreichs.“
„Niemand hat diese neue Normalität gewählt“
Die FPÖ-EU-Abgeordnete Elisabeth Dieringer reagierte am Wochenende in Sozialen Medien ebenfalls mit scharfer Kritik auf die Maßnahmen. Was früher ein „friedliches Traditionsfest“ gewesen sei, müsse heute „mit Sicherheitszonen, Taschenkontrollen, Videoüberwachung und Appellen zur Selbstentwaffnung abgesichert werden“. Dieringer kritisiert die Verschiebung der öffentlichen Wahrnehmung: „Statt Stolz auf Tradition herrscht jetzt Alarmbereitschaft.“
Sie zeigt sich besonders empört darüber, dass nicht offen benannt wird, von wem die Bedrohungslage ausgeht. „Während Einheimische entwaffnet werden, scheut man sich, jene klar zu benennen, von denen die reale Gefahr ausgeht.“ Ihr Fazit lautet: „Was bleibt, ist Anpassung an eine neue Normalität, die niemand gewählt hat – aber offenbar alle akzeptieren sollen.“
Veranstalter setzen auf Sicherheit und Feierfreude
Trotz aller Maßnahmen betont Gerda Sandrießer, die Obfrau des Villacher Kirchtagvereins, den hohen Unterhaltungswert des Festes: „Wir wollen, dass sich alle wohlfühlen. Es wird viel an Zeit und Geld investiert und es ist auch wichtig, dass das gemacht wird.“ Die lokale Wirtschaft profitiert weiterhin stark: Der Kirchtag bringt den Veranstaltern zufolge rund 50 Millionen Euro Wertschöpfung in die Region.