Türkische Fußballfans eskalierten in Berlin – Polizei massiv attackiert
Bei einem Aufmarsch türkischer Fußballfans wurde die Berliner Polizei massiv angegriffen. Durch Flaschen- und Steinwürfe sowie den Einsatz von Pyrotechnik verwandelte sich der Kurfürstendamm in eine Gefahrenzone.
Auch in den Sozialen Medien finden sich Szenen des Aufmarschs.
© Screenshot XBerlin. – Nach dem Titelgewinn von Galatasaray Istanbul in der türkischen Süper Lig kam es am Sonntagabend in Berlin zu massiven Ausschreitungen. Tausende Fans versammelten sich spontan auf dem Kurfürstendamm, und die Stimmung kippte rasch.
Wie die Polizei am Montag mitteilte, hatten zahlreiche Anhänger das Spiel zuvor in Kreuzberg verfolgt und waren anschließend in Richtung Charlottenburg gezogen. Gegen 19 Uhr trafen die ersten Fans am Breitscheidplatz ein. Kurz darauf begann die feiernde Menge zu wachsen. Eine Stunde später sperrte die Polizei erste Straßen. „Etwa zeitgleich kam es zu einem Jubelkorso mit etwa 200 Fahrzeugen“, erklärte ein Polizeisprecher laut der Boulevardzeitung B.Z. Letztlich versammelten sich rund 2.500 Fans. Es wurde gehupt, gefeiert und Pyrotechnik gezündet.
Angriffe auf Polizei mit Flaschen und Steinen
Gegen 21 Uhr kippte die Stimmung. Nach Informationen der B.Z. kam es zu Widerstandshandlungen gegen Einsatzkräfte. Diese wurden mit Pyrotechnik attackiert und mit Flaschen sowie Steinen beworfen. Laut Polizei wurden die Beamten gegen 21:25 Uhr „bedrängt und angegriffen”. In der Folge habe der Polizeiführer entschieden, die „Jubelfeier“ zu beenden.
Nur wenige Minuten später versammelten sich noch etwa 1.000 Menschen vor Ort. Als die Polizei versuchte, einen Mann festzunehmen, wurde ein Beamter durch einen Flaschenwurf verletzt. Die Polizei musste zudem verhindern, dass sich eine Gruppe in geschlossenem Marsch durch die Straßen bewegte. Die Versammlung löste sich nicht auf, sondern es wurde weiterhin Pyrotechnik gezündet. „Beim Auflösen der Ansammlung wurden Einsatzkräfte mit Steinen und Flaschen beworfen und es kam zu pro-palästinensischen Rufen“, teilte die Polizei mit.
Verletzte und Ermittlungen
Die Ausschreitungen zogen weitere Zwischenfälle nach sich. So erlitt ein Beamter in der Lietzenburger Straße durch Pyrotechnik ein Knalltrauma. Kurz nach 23 Uhr wurde ein Pressevertreter in der Budapester Straße mit Reizgas attackiert. Insgesamt wurden 33 Polizisten verletzt, vier von ihnen so schwer, dass sie den Dienst beenden mussten. Zwei Polizisten wurden im Krankenhaus behandelt, konnten es aber wieder verlassen.
GdP-Chef fordert gesetzliche Konsequenzen
Der Berliner Landesvorsitzende der Gewerkschaft der Polizei (GdP), Stephan Weh, zeigte sich entsetzt: „Es ist unfassbar, dass wir mit 33 verletzten Kollegen aus einem normalen Abend gehen.“ Zwar sei Sport mit Emotionen verbunden, doch „Flaschen-, Stein- und Pyrotechnik mögen vielleicht am Bosporus zum Feiern dazugehören, in unserem Land wirft man sie nicht auf Menschen und riskiert schwerste Verletzungen und sogar den Tod“. Weh forderte CDU und SPD auf, noch vor der Sommerpause konkrete Maßnahmen im Versammlungsfreiheitsgesetz und im Veranstaltungssicherheitsgesetz umzusetzen, „damit dieser Wahnsinn auf unseren Straßen ein Ende hat“.
Unterdessen leitete die Berliner Polizei zahlreiche Ermittlungsverfahren ein, darunter wegen neun Fällen von Landfriedensbruch, einem Fall von schwerem Landfriedensbruch, sieben Fällen gefährlicher Körperverletzung sowie elf Fällen von Körperverletzung mit Tätlichkeit. Weitere Verfahren betreffen Widerstand gegen Vollstreckungsbeamte (sechs Fälle), Beleidigung (zwei Fälle), versuchte Gefangenenbefreiung (ein Fall) und Verstöße gegen das Sprengstoffgesetz.