Neues Buch von David Engels: Vom Waldgang zum Widerstand
David Engels versammelt in zwei Bänden Persönlichkeiten, die sich mutig gegen den Zeitgeist stellten. Bernhard Grün sieht darin ein leidenschaftliches Plädoyer für geistige Unabhängigkeit und eine konservative Haltung.
In zwei schmalen Bändchen unter der programmatischen Überschrift Freiheit und Ideal sowie Widerstand und Ehre hat der Autor und Althistoriker David Engels insgesamt 24 Lebensbilder von Menschen vorgelegt, die jeweils in ihrer Zeit und auf völlig unterschiedliche Weise nach Antworten auf ihre Fragen gesucht und dann ihren persönlichen Weg gegangen sind, ohne nach links oder rechts zu schauen. Zu Lebzeiten oft belächelt, verfolgt und verkannt, wurden sie zu Leuchttürmen einer lauteren Gesinnung, aus der heraus sie sich nicht selbst, sondern ihre Anschauungen ganz in den Mittelpunkt rückten.
Lebensbilder zwischen Mut und Gesinnung
Als Maßstab ihres Handeln bezeichnet Engels daher immer wieder jenen klassischen Dreiklang des Wahren, Guten und Schönen und offenbart damit nicht zuletzt seinen eigenen Standpunkt, ohne sich als traditioneller katholischer Christ auf nur eine allein seligmachende Weltsicht festzulegen. Mit den Porträts des ins Exil verbannten Ministers und Reformers Qu Yuan und den „Sieben vom Bambushain“ im dritten Jahrhundert vor Christus, dem Zen-Lehrer Xu Yun, der im Jahr 1840 geboren, sagenhafte 119 Jahre gelebt und gewirkt haben soll, dem mehrfach für den Literaturnobelpreis vorgeschlagenen japanischen Schriftsteller Yukio Mishima und dem christlichen Märtyrer und Samurai Justo Takayama schlägt Engels einen atemberaubenden Bogen zur fernöstlichen Kultur- und Ideenwelt. Als bekennender Spenglerianer liegt ihm die vergleichende kulturhistorische Analyse sichtlich am Herzen.
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So nimmt er auch bekanntere wie vergessene Leitfiguren des westlichen, römisch-hellenistischen Denkens wie Sokrates, Cato den Jüngeren, Quintus Aurelius Symmachus oder das Brüderpaar Tiberius und Caius Gracchus, die sich als klassische „Linke“ nicht nur der Erlösung der Plebejer und Sklaven, sondern einer Restauration der Römischen Republik verschrieben, in den Blick. Der eliminatorische Furor, der in der christlichen Welt allzeit gegen Andersdenkende wütete, scheint beispielsweise in der Tragik einer Johanna von Orléans, eines Meister Eckhart, Thomas Morus, Galileo Galilei, Francois-René de Chateaubriand, Henry David Thoreau oder im Kampf der Französischen Revolution gegen die widerständige Vendée in ganzer brutaler Härte auf.
Ein konservatives Plädoyer jenseits des Zeitgeists
Engels, geboren 1979 im belgischen Verviers und von 2008 bis 2023 Lehrstuhlinhaber für Römische Geschichte der Universität Brüssel, versteht es meisterhaft, mit wenigen Strichen ein Bild der jeweiligen Persönlichkeit zu zeichnen. Er zeigt offen Sympathie mit jenem selten anzutreffenden Typus Mensch, der sich als philosophischer Waldgänger und ausgestattet mit jenen schärferen Waffen des Geistes zum Widerstand beziehungsweise zur Nachfolge entscheidet. Seherischen Auges vergleicht er Situationen der Vergangenheit mit jenem Kulturkampf, der um das geistige Welterbe tobt.
Als Konservativer im besten Wortsinn ruft er auf zu einer inneren Haltung, die Abstand vom Zeitgeist nimmt und aus tieferen Quellen schöpft. Weder Jakobiner noch Reaktionär gelingt es ihm so, Wege aus dem Dickicht eines lähmenden Konsumismus und zerstörerischen Kommunismus zu zeigen. Auch zeitgenössische Protagonisten eines gelebten Widerstands kommen mit Alexander Solschenizyn, Frithjof Schuon, Witold Pilecki, Pelham Grenville Wodehouse, Tomislav Kolakovic, Vacla Havel und John Ronald Reuel Tolkien zu Wort. Sicher also damit weiterhin ausreichend Stoff für einen dritten Band, vielleicht dann mit dem provokativen Titel „Liebe und Vaterland“?