Soziologe bestätigt: ÖRR musste positiv über Zuwanderung berichten

Der Soziologe Harald Michel bestätigte kürzlich in einem Interview, dass öffentlich-rechtliche Medien nur positiv über Zuwanderung berichten durften und nannte ein konkretes Beispiel aus seiner Erfahrung.

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Soziologe bestätigt: ÖRR musste positiv über Zuwanderung berichten

Die Sendung „Kontraste“ sendete damals einen Beitrag mit Michels Aussagen nicht, weil sie migrationskritisch waren.

© IMAGO / Metodi Popow

Der Soziologe, Gründer und Leiter des Instituts für Angewandte Demografie (IFAD), Harald Michel, hat sich in einem Interview mit dem Online-Magazin Corrigenda zum demografischen Wandel geäußert und erklärt, dass die Lage so ernst sei, wie Experten es vorhergesagt hätten. Doch obwohl das Problem bedrohlich ist, stellt es in den Medien kein beherrschendes Thema dar. Den Grund dafür sieht Michel in zwei Entwicklungen.

Keine realistische Diskussion mehr möglich

„Zunächst einmal haben Medien nur eine begrenzte Aufmerksamkeitsspanne. Themen laufen sich irgendwann tot, wie wir beim Klimathema gesehen haben“, erklärt er. Dann gebe es diese Wellen. „Die Demografiedebatte war schon einmal ganz weit oben auf der Agenda. Etwa von 2000 bis 2010. Dann wurde sie abgelöst durch die alles dominierende Zuwanderungsdebatte“. Das habe großen Schaden angerichtet. Denn seither könne man nicht mehr realistisch über Demografie diskutieren, beklagt er, „weil es ein Universalargument gab: Zuwanderung löst alle Probleme“. Das Credo habe gelautet, es müsse immer etwas Positives dabei herauskommen.

Kritik an Zuwanderung war unerwünscht

In diesem Zusammenhang schilderte er auch seine Erfahrungen mit dem öffentlich-rechtlichen Fernsehen. So habe ihn im September 2015 ein Team der öffentlich-rechtlichen Politiksendung „Kontraste“ einen Tag lang am Institut begleitet. Die Journalisten hätten ihn interviewt und er habe ihnen gesagt, dass er die Zuwanderung etwas differenzierter sehe und man nicht pauschal sagen könne, dass es nur positive Aspekte gebe. Gegen 20 Uhr habe er dann einen Anruf vom Redakteur bekommen, der ihm fast weinend erklärt habe, dass die Aufnahmen nicht gesendet werden dürften, weil nur positiv über Zuwanderung berichtet werden dürfe. Die Anweisung sei von oben gekommen. Statt der geplanten Sendung sei dann am Abend ein Beitrag über einen syrischen Zahnarzt, der seit den 1960er Jahren in Berlin lebe, als Beispiel für gelungene Integration gesendet worden. Das sei damals ähnlich gewesen wie zuletzt bei der Coronapandemie, als bestimmte wissenschaftliche Meinungen einfach nicht veröffentlicht werden durften, kritisierte Michel.

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