Temu und Shein: EU will künftig bei jedem Paket mitkassieren
Die EU-Kommission will künftig an jeder Onlinebestellung aus China mitverdienen: Sie plant eine Abgabe von bis zu zwei Euro pro Paket.
Brüssel. – Die EU-Kommission plant eine Pauschalabgabe auf Onlinebestellungen aus Drittstaaten wie China. Betroffen wären vor allem Plattformen wie Temu und Shein. Die Einnahmen daraus sollen den stark gewachsenen Kostenaufwand für Zoll und Marktüberwachung abfedern. Kritiker werfen der Kommission Symbolpolitik auf dem Rücken der Verbraucher vor.
Bis zu zwei Euro pro Paket
Für jede einzelne Sendung aus einem Drittstaat sollen künftig bis zu zwei Euro Gebühren fällig werden. Diese Abgabe ist Teil eines neuen Vorschlags der EU-Kommission, mit dem die hohen Importmengen von Billigplattformen wie Temu und Shein reguliert werden sollen. Das Geschäftsmodell dieser Plattformen basiert auf Direktversand vom Hersteller, extrem günstigen Preisen und der Umgehung von Zwischenhändlern und Lagerhaltung.
Zoll und Behörden am Limit
Laut Angaben der EU-Kommission erreichen mittlerweile täglich zwölf Millionen Pakete europäische Verbraucher, viele davon unterhalb der Zollfreigrenze. Anna Cavazzini (Grüne), die Vorsitzende des Binnenmarktausschusses im EU-Parlament, warnt: „Das europäische Kontrollsystem war nie für diese Mengen ausgelegt.“ Die geplante Abgabe soll dabei helfen, die Überlastung bei Zoll und Produktsicherheit zu verringern“ Besonders auffällig seien Billigmarktplätze, bei denen „die Einzelsendungen mit Minimalwerten“ explodierten.
Kampfansage an Temu und Shein
Mit diesem Vorstoß zielt die EU sowohl auf eine logistische Entlastung als auch auf faire Wettbewerbsbedingungen im Binnenmarkt ab. Temu, ein seit 2023 in Europa aktiver Marktplatz chinesischen Ursprungs, lockt mit aggressiven Rabatten. Shein, ursprünglich auf Mode spezialisiert, hat sich zum globalen Direktvertrieb gewandelt und reagiert innerhalb weniger Tage auf neue Trends.
Handelsexperten werten die Abgabe als gezielte Reaktion auf den Erfolg dieser Anbieter. Gleichzeitig soll sie dazu dienen, Standards in den Bereichen Produktsicherheit und Verbraucherschutz durchzusetzen.
Belastung für einkommensschwache Käufer?
Verbraucherschützer und Marktanalysten kritisieren die geplante Maßnahme teilweise scharf. Zwar sei eine stärkere Kontrolle von Drittlandimporten grundsätzlich sinnvoll, vor allem im Hinblick auf Umweltauflagen, Produktsicherheit und faire Marktbedingungen. Doch der pauschale Aufschlag könnte insbesondere jene Verbraucher treffen, die bewusst auf günstige Onlineangebote zurückgreifen.
Fraglich ist, ob eine Pauschale von zwei Euro pro Sendung tatsächlich eine lenkende Wirkung entfaltet. Kritiker sehen darin ein Stück Symbolpolitik. Die bloße Gebührenpflicht reicht nicht aus, um strukturelle Probleme zu lösen. Ohne weitergehende Regeln für digitale Marktplätze, eine verbindliche Produktkennzeichnung und konsequentere Kontrollen bleibt die Wirkung der Maßnahme begrenzt.