Psychische Folgen für Kinder: FPÖ fordert Aufarbeitung der Coronajahre
Zahlen belegen, dass die psychische Belastung junger Menschen durch die Pandemie deutlich gestiegen ist. Die FPÖ sieht das als Folge staatlicher Versäumnisse und fordert eine umfassende Aufarbeitung.
Kinder und Jugendliche waren von den Maßnahmen während der Coronapandemie besonders stark betroffen.
© IMAGO / photothekWien. – Die FPÖ sieht in der Coronapolitik der vergangenen Jahre ein schweres Versagen des Staates zulasten der jungen Generation. Die FPÖ-Nationalratsabgeordnete Lisa Schuch-Gubik bezeichnete Maßnahmen wie Lockdowns, Schulschließungen, Maskenpflicht und Kontaktverbote als „staatlich organisiertes Verbrechen“ und warf der Regierung vor, Kinder „eingesperrt, isoliert, psychisch zerstört“ zu haben. Sie sprach von einer „kalten Machtdemonstration“, deren Folgen bis heute spürbar seien.
Anfrage bringt psychische Belastungen ans Licht
Hintergrund der Kritik ist die Beantwortung einer parlamentarischen Anfrage Schuch-Gubiks durch Sozialministerin Korinna Schumann (SPÖ). Demzufolge gibt es im Sozialministerium keine offizielle Evaluierung zu den psychischen Auswirkungen der Coronamaßnahmen. Das Ressort beziehe sich allerdings bei Bedarf auf diverse nationale und internationale Studien, etwa die deutsche COPSY-Studie, die bereits während der ersten Pandemiewelle erhöhte psychische Belastungen, familiäre Konflikte und eine geminderte Lebensqualität bei Kindern aufzeigte.
Auch österreichische Studien belegen eine Zunahme depressiver Symptome, Ängste, Schlafstörungen und Suizidgedanken bei Jugendlichen. Besonders betroffen waren demnach Mädchen und sozial benachteiligte junge Menschen. Gleichzeitig weisen die Studien auch auf Einschränkungen bei der Aussagekraft hin. Oft handelt es sich um Momentaufnahmen mit nicht repräsentativen Stichproben und ohne medizinisch gesicherte Diagnosen.
Deutlicher Anstieg stationärer Aufnahmen
Laut Daten des Gesundheitsministeriums ist die Zahl der stationären Aufnahmen in Kinder- und Jugendpsychiatrien in den Jahren nach dem ersten Coronajahr 2020 wieder deutlich angestiegen – im Jahr 2021 sogar über das Niveau vor der Pandemie. Besonders stark war der Anstieg bei affektiven Störungen wie Depressionen.
Mit über 83 Prozent lag die Auslastung der Kinder- und Jugendpsychiatrien im Jahr 2021 deutlich über der Norm. Auch in den Folgejahren blieb die Belegung hoch. Schuch-Gubik verweist auf „massive psychische Schäden“, die durch die Coronamaßnahmen ausgelöst worden seien, und stellt fest: „Diese Zahlen beweisen, was wir Freiheitliche von Anfang an gesagt haben. Diese Corona-Politik war nicht nur unverhältnismäßig, sie war menschenverachtend.“
Zehntausende auf Hilfe angewiesen
Laut Ministerium erhielten im Jahr 2022 mindestens 37.065 Kinder und Jugendliche psychologische oder psychotherapeutische Unterstützung, beispielsweise über Versorgungsvereine, Vertragsärzte oder das Programm „Gesund aus der Krise“. Die Dunkelziffer dürfte allerdings höher liegen. Viele junge Menschen waren gezwungen, Therapien privat zu finanzieren, da das öffentliche System stark überlastet war.
„Während tausende Kinder und Jugendliche – und mit ihnen ihre Familien – bis heute unter den psychischen Folgen der Corona-Maßnahmen leiden, ziehen sich die ‚Täter‘ in Form der Einheitspartei nach wie vor aus der Verantwortung“, kritisierte Schuch-Gubik. „Nicht einmal ein leises Schuldbekenntnis oder eine Entschuldigung.“
Keine Aufarbeitung geplant
Zur Bekämpfung der Versorgungsengpässe setzt das Sozialministerium unter anderem auf Förderprogramme wie „Gesund aus der Krise“, eine Ausweitung der Ausbildungskapazitäten sowie digitale Therapieformate. Laut Angaben gibt es aktuell über 1.200 spezialisierte Psychotherapeuten und über 600 klinische Psychologen mit Spezialisierung auf Kinder- und Jugendpsychologie.
Eine umfassende staatliche Aufarbeitung der gesundheitlichen Auswirkungen der Coronapolitik auf Kinder und Jugendliche ist derzeit jedoch nicht geplant. Konkrete Erkenntnisse zur Wirkung der Maskenpflicht auf die psychische Entwicklung von Kindern liegen ebenfalls nicht vor.
FPÖ fordert Aufklärung und Gerechtigkeit
Angesichts der Zahlen und der politischen Haltung fordert die FPÖ-Abgeordnete ein Ende des politischen Schweigens. „Die Corona-Politik hat unzähligen Kindern ihre Kindheit und Jugendlichen ihre Jugend geraubt“, erklärte sie. „Was wir jetzt brauchen, ist nicht Schweigen, Verharmlosung und Schönfärberei, sondern schonungslose Aufklärung und Gerechtigkeit für eine Generation, der massiver Schaden zugefügt wurde. Das müsse Konsequenzen haben.