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Nächster Riese geht: US-Chemiekonzern Dow schließt Anlagen in Deutschland

Mit Dow zieht sich ein weiterer Großkonzern aus Deutschland zurück. Die Schließung der traditionsreichen Werke in Böhlen und Schkopau bedeutet für Hunderte Beschäftigte den Verlust ihres Arbeitsplatzes.

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Nächster Riese geht: US-Chemiekonzern Dow schließt Anlagen in Deutschland

Insgesamt sind in den beiden deutschen Werken rund 550 regulär Beschäftigte von den Schließungen betroffen.

© IMAGO / imagebroker

Böhlen/Schkopau. – Der US-amerikanische Chemiekonzern Dow plant, bis Ende 2027 mehrere Produktionsanlagen in Europa zu schließen, darunter die Standorte Böhlen in Sachsen und Schkopau in Sachsen-Anhalt, wie die Bild-Zeitung berichtet. Insgesamt sind in den beiden deutschen Werken rund 550 regulär Beschäftigte betroffen. Auch die britische Anlage im walisischen Barry soll Mitte 2026 den Betrieb einstellen. „Unsere Branche in Europa ist weiterhin mit einer schwierigen Marktdynamik sowie einer anhaltend herausfordernden Kosten- und Nachfragelandschaft konfrontiert“, erklärte Dow-Vorstandschef Jim Fitterling gegenüber der Bild.

Verpackungen, Kunststoffe, Zwischenprodukte

In Böhlen stellt Dow Verpackungen und Spezialkunststoffe her. Die Schließung des Standorts ist für das vierte Quartal 2027 geplant, ebenso wie die Schließung des Standorts Schkopau, wo industrielle Zwischenprodukte und Infrastrukturanwendungen gefertigt werden.

Das ehemalige Buna-Werk in Schkopau blickt auf eine lange Industriegeschichte zurück. Ursprünglich Teil der IG Farben, wurde es zu DDR-Zeiten zur Schlüsselanlage für die Produktion von Polymeren. Im Jahr 1958 rief die SED ein Chemieprogramm unter dem Motto „Chemie gibt Brot, Wohlstand und Schönheit“ aus, um den Fortschritt zu sichern. Doch auch die Kehrseite ist Teil der Historie: Das Werk gehörte zu den am stärksten umweltbelastenden Standorten der DDR. Es wurde durch das Werbeschild „Plaste und Elaste aus Schkopau“ an der Transitstrecke A9 bekannt.

„De-Industrialisierung schreitet voran“

Der wirtschaftspolitische Sprecher der AfD-Landtagsfraktion Sachsen-Anhalt, Matthias Lieschke, übt scharfe Kritik an der Entwicklung. „Die nunmehr beschlossene Stilllegung der Chlor-Alkali und Vinyl-Anlagen in Schkopau ist eine Katastrophe für den Wirtschaftsstandort Sachsen-Anhalt und für die betroffenen Mitarbeiter vor Ort“. Die Landesregierung sei „nicht in der Lage“, die wirtschaftspolitischen Voraussetzungen für „eine erfolgreiche Industriepolitik zu gewährleisten“.

Laut Lieschke sind hohe Energiekosten und bürokratische Hindernisse Ursachen für den Strukturabbau. „Aufgrund bürokratischer Hürden und hoher Energiekosten schreitet die De-Industrialisierung im Land voran“, so der AfD-Politiker. Eine AfD-geführte Landesregierung werde ab dem September 2026 dafür Sorge tragen, „dass Chemieunternehmen in Sachsen-Anhalt wieder jene Standortbedingungen vorfinden, die für eine erfolgreiche Industrieproduktion notwendig sind“, kündigte er an.

Dow hatte Rückzug bereits 2024 angedeutet

Bereits im Oktober 2024 kündigte Dow an, seine europäischen Standorte zu überprüfen. Die nun bestätigten Schließungen bedeuten das Aus für zwei traditionsreiche Standorte der deutschen Chemieindustrie. Damit dürfte die berühmte Leuchtreklame aus DDR-Zeiten – „Plaste und Elaste aus Schkopau“ – endgültig erloschen sein.

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