Deutsche Wirtschaft will mehr geringqualifizierte Zuwanderer
Obwohl Hunderttausende Geringqualifizierte im Inland verfügbar sind, drängt die Wirtschaft auf mehr Migration für einfache Jobs. Vor allem Betriebe aus den Bereichen Gastronomie, Logistik und Verkehr sprechen sich dafür aus.
Die deutsche Wirtschaft fordert aktuell mehr Zuwanderung von Menschen mit geringen Qualifikationen, um Stellen in bestimmten Branchen besetzen zu können. (Symbolbild)
© IMAGO / Wolfgang Maria WeberBerlin. – Angesichts der Zuwanderungszahlen, die laut Berichten rückläufig sind, fordern deutsche Wirtschaftsvertreter eine deutlich offenere Zuwanderungspolitik, insbesondere was gering qualifizierte Arbeitskräfte betrifft. In Branchen wie der Gastronomie, der Logistik und dem Transportwesen ist der Bedarf an Arbeitskräften nach wie vor hoch. Einfache Tätigkeiten bleiben oft unbesetzt.
„Nur durch eine offene und pragmatische Zuwanderungspolitik können wir die Herausforderungen auf dem Arbeitsmarkt zukünftig erfolgreich meistern“, erklärte Thomas Ogilvie, Personalvorstand der Deutschen Post, der Frankfurter Allgemeinen Sonntagszeitung gegenüber. Auch der Deutsche Hotel- und Gaststättenverband (Dehoga) betont, dass Migration nicht auf akademisch oder formal ausgebildete Fachkräfte begrenzt sein darf. „Dabei ausschließlich auf formal qualifizierte Fachkräfte zu setzen, greift zu kurz“, sagte Dehoga-Geschäftsführerin Sandra Warden der Zeitung.
Wirtschaft will geringere Hürden
Verbände und Unternehmen sind sich einig: Die Verfahren zur Erteilung von Beschäftigungserlaubnissen für ausländische Arbeitskräfte müssen dringend vereinfacht werden. Die Deutsche Bahn AG betonte: „Jede Einstellung für die operativen Berufe ist für uns wichtig. Wir betrachten Zuwanderung als einen Teil der Lösung.“ Auch Warden forderte mehr Praxisnähe. Wenn deutsche Unternehmen ausländischen Arbeitnehmern einen ordentlichen Arbeitsvertrag gäben, „müsse das Arbeiten in Deutschland möglich sein“.
Dem Bericht zufolge zählten Gastronomie, Paketdienste und Transportunternehmen im vergangenen Jahrzehnt zu den größten Arbeitgebern für Zugewanderte. In diesen Sektoren werden traditionell viele einfache Tätigkeiten angeboten, für die keine formale Qualifikation, sondern körperliche Belastbarkeit, Zuverlässigkeit und Bereitschaft zu ungewöhnlichen Arbeitszeiten erforderlich ist.
Politischer Zielkonflikt: Ausbildungslücke im Inland
Die Forderungen der Wirtschaft treffen auf eine gesellschaftliche Realität, die für politische Diskussionen sorgt: Jährlich verlassen in Deutschland knapp 40.000 Schüler die Schule ohne Abschluss. Zudem gibt es hierzulande rund 2,9 Millionen Menschen im Alter zwischen 20 und 34 Jahren, die weder eine abgeschlossene Berufsausbildung noch ein Studium vorweisen können. Dennoch sehen Unternehmen die Lösung nicht nur im inländischen Potenzial, sondern betonen auch die Notwendigkeit kontrollierter Migration, insbesondere für sogenannte Basistätigkeiten.