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Wer die Migration begrenzen will, muss auch außenpolitisch denken

Grenzkontrollen allein lösen das Migrationsproblem nicht. Warum beginnt effektiver Schutz deshalb weit vor der EU-Grenze? Bruno Wolters blickt kritisch auf Symbolpolitik und die Rolle der Außenpolitik.

Kommentar von
14.6.2025
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2 Minuten Lesezeit
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Grenzkontrollen sind ein fester Bestandteil jeder Migrationspolitik. Niemand wird ernsthaft bestreiten, dass ein funktionierender Grenzschutz unerlässlich ist – wer seine Außengrenzen nicht schützt, verliert die Kontrolle. Doch wer meint, Migrationspolitik beginne erst am Schlagbaum, hat das Grundproblem nicht verstanden. Migration ist nicht allein eine Frage der Innenpolitik, sondern genauso eine Frage der Außenpolitik. Wer diesen Zusammenhang ignoriert, setzt auf Symbolpolitik statt auf Wirkung.

Der effektivste Migrationsschutz beginnt nicht an der EU-Außengrenze, sondern weit davor. Migrationspolitik ist ein System aus vielen Hürden, wobei der Grenzposten nur der Letzte ist. Jeder Migrant, der sich gar nicht erst auf den Weg macht, reduziert den Druck auf die europäischen Asylsysteme. Das klingt hart, ist aber die ehrlichste Art, das Thema kontrolliert zu managen. Das bedeutet: Migrationskontrolle beginnt in den Herkunfts- und Transitländern. Wer das ernst meint, muss dort ansetzen – mit diplomatischer Vernunft statt moralischer Überhöhung.

Was Außenpolitik leisten muss

Eine nüchterne, interessengeleitete Außenpolitik kann viel bewegen. Statt sich in moralischen Bekenntnissen zu verlieren, sollten europäische Akteure auf stabile Verhältnisse in Transitländern hinarbeiten. Chaos und Krieg sind die Haupttreiber von Flucht. Aus humanitärer Sicht, aber auch aus migrationspolitischer Perspektive, sollte alles daran gesetzt werden, Eskalationen zu verhindern. Ein Verzicht auf militärische Interventionen reduziert das Potenzial eines Migrationsstroms.

Partnerschaften mit Staaten wie der Türkei oder dem Iran mögen aus westlicher Sicht schwierig erscheinen. Doch Migrationspolitik ist kein Ort für moralische Selbstinszenierung. Ein Migrationskontrollpakt mit dem Iran könnte gewährleisten, dass der Iran afghanische Migranten auf dem Landweg nicht weiter in den Westen wandern lässt. Solche Optionen werden jedoch durch eine überideologisierte „wertegeleitete Außenpolitik“ verspielt. Wer aus stumpfem Ressentitments auf fremde Politiker wie Erdoğan und wen auch immer losgeht, verspielt diplomatische Spielräume – und am Ende auch die Kontrolle über Migration.

Lektionen aus Libyen

Der Fall Libyen zeigt, wie schnell sich außenpolitisches Handeln nach innen auswirkt. Jahrzehntelang gelang es Gaddafi in Absprache mit Europa, die Migration über das Mittelmeer an den libyschen Küsten nahezu komplett zu unterbinden. Nach dem durch den Westen provozierten Regimewechsel herrschte Chaos und die Küsten waren offen, sodass es zu massenhaften Fluchtbewegungen kam. Die Moral der Geschichte? Außenpolitische Destabilisierung hat ihren migrationspolitischen Preis – und den zahlen wir an unseren Grenzen.

Wer Migration begrenzen will, muss Interessenpolitik betreiben – innen wie außen. Das Ziel ist klar: weniger Stress an den Grenzen, mehr Kontrolle im Vorfeld. Dafür braucht es Verhandlungen mit den Ländern entlang der Migrationsrouten – nüchtern und auf Augenhöhe. Nur so lassen sich Rückführungs- und Stabilisierungsabkommen schließen, die tatsächlich greifen.

Fazit: Kontrolle gibt es nur im Zusammenspiel

Migration ist kein monolithisches Problem, das sich mit mehr Zäunen oder weniger Visa lösen lässt. Es ist auch ein geopolitisches Feld, das nur durch ein abgestimmtes Zusammenspiel von Innen- und Außenpolitik kontrollierbar ist. Wer das ignoriert, riskiert eine Überforderung an den Grenzen – und das ist fahrlässig.

Denn Migrationspolitik beginnt nicht an unseren Grenzen. Sie beginnt dort, wo Menschen sich entscheiden, ob sie sich überhaupt auf den Weg machen. Wer dort nicht ansetzt, wird verlieren.

Die in Gastbeiträgen geäußerten Ansichten geben ausschließlich die Meinung des jeweiligen Autors wieder und entsprechen nicht notwendigerweise denen der Freilich-Redaktion.
Über den Autor

Bruno Wolters

Bruno Wolters wurde 1994 in Deutschland geboren und studierte Philosophie und Geschichte in Norddeutschland. Seit 2022 ist Wolters Redakteur bei Freilich. Seine Interessengebiete sind Ideengeschichte und politische Philosophie.

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