Millionenschwerer Neubau für Asylbewerber: Kritik an Asylunterkunft in Knittlingen
Die neue Asylunterkunft in Knittlingen sorgt für Kontroversen: Während Landrat und Bürgermeister das Projekt loben, äußerte die AfD scharfe Kritik an den Baukosten, Auch in den Sozialen Medien wurden die hohen Kosten kritisiert.
Knittlingen. – Am Mittwochnachmittag haben Landrat Bastian Rosenau und sein Team eine neue Asylunterkunft in der Stadt Knittlingen in Baden-Württemberg vorgestellt. Bei der Präsentation waren neben Vertretern des Enzkreises auch Bürgermeister Alexander Kozel (Grüne) und Kreisräte von Grünen, AfD und FDP anwesend. Die neue Unterkunft wird die 19. Einrichtung des Enzkreises für die vorläufige Unterbringung von Asylbewerbern sein und Platz für 80 Personen bieten.
Ukrainer, Türken, Syrer und Afghanen
Die Unterkunft am Ortsrand wurde innerhalb von neun Monaten in Holzmodulbauweise errichtet. Moderne Technologien wie Infrarotheizungen und eine energieeffiziente Bauweise sollen den Betrieb besonders nachhaltig gestalten. Mit dem Einzug der ersten Bewohner rechnet der Enzkreis im Oktober. Etwa die Hälfte der Asylbewerber wird aus der Ukraine erwartet, die anderen kommen aus Ländern wie der Türkei, Syrien und Afghanistan.
Landrat Rosenau betonte in seiner Eröffnungsrede, dass das Thema Unterbringung den Kreis noch lange begleiten werde. „2015 dachten viele, dass die Flüchtlingsströme bald nachlassen würden, aber dem war nicht so. Staatliche Organisationen müssen sich dieser Herausforderung weiterhin stellen“, so der Landrat. Besonders hob er die gute Zusammenarbeit zwischen dem Enzkreis und den Kommunen hervor, wie das Beispiel Knittlingen zeige.
„Wir generieren Pachteinnahmen“
Die Baukosten für die neue Unterkunft waren ursprünglich mit 4,7 Millionen Euro veranschlagt, Rosenau betonte aber, dass die tatsächlichen Kosten darunter lägen. „Wir haben das Projekt als Kreis vorfinanziert, aber die Landesregierung wird die Baukosten übernehmen“, fügte er hinzu.
Auch Knittlingens Bürgermeister Alexander Kozel zeigte sich zufrieden mit dem Projekt. „Die Flüchtlinge werden auf unsere Stadt angerechnet, und wir generieren Pachteinnahmen“, erklärte er. Die Stadt Knittlingen hatte dem Landkreis das Grundstück in Erbpacht überlassen. Kozel hob die Flexibilität der Bauweise hervor, die eine spätere Nutzung der Gebäude als Sozial- oder Studentenwohnungen ermögliche. Der zuständige Dezernent des Enzkreises, Holger Nickel, ergänzte: „Das ist eine dauerhafte Unterkunft, die flexibel nutzbar und erweiterbar ist".
Während die meisten Anwesenden die neue Einrichtung positiv bewerteten, äußerte AfD-Kreisrat Christoph Wichardt Kritik. Er forderte eine strengere Einhaltung der Dublin-Verordnung, um den Zuzug von Migranten zu begrenzen und kritisierte die hohen baulichen Standards. „Die 4,7 Millionen Euro könnte man sinnvoller einsetzen“, so Wichardt.
Kritik in Sozialen Medien
Auch in den Sozialen Medien, wo unter anderem ein Video des Neubaus geteilt wurde, gab es heftige Kritik. „Also nur 58750€ pro Person“, kritisiert ein Nutzer. „Bei dem Preis betrachte ich das Ganze von einer anderen Seite. Wieso bauen Kommunen für diesen Preis keine Unterkünfte für sozial schwache?“ fragt ein anderer Nutzer. Viele Nutzer befürchten zudem, dass die Unterkunft nicht lange in einem guten Zustand bleiben wird: „Wird in spätestens 6 Monaten angezündet...oder ist nach 1 Jahr so verwohnt das nur noch der Abriss geht.“
Neue Flüchtlingsunterkunft in Knittlingen für 4,7 Mio Euro. Hier werden 80 Neubürger leben.