Milliardenforderungen: Diese Länder schulden Deutschland noch am meisten
Trotz milliardenschwerer Schuldenerlasse schulden zahlreiche Staaten Deutschland weiterhin gewaltige Summen. Welche Länder die höchsten Schulden haben, zeigen offizielle Zahlen der Bundesregierung.
Seit dem Jahr 2000 hat Deutschland anderen Staaten Schulden in Höhe von über 15 Milliarden Euro erlassen.
© IMAGO / Chris Emil JanßenBerlin. – Seit dem Jahr 2000 hat die Bundesrepublik Deutschland gegenüber zahlreichen Staaten Forderungen in Milliardenhöhe aufgebaut. Dies wird besonders deutlich im aktuellen Bericht der Bundesregierung zu Schuldenerlassen und ausstehenden Forderungen, den sie als Antwort auf eine Kleine Anfrage der AfD-Fraktion vorgelegt hat. Im Zentrum stehen dabei nicht nur die Staaten, denen Deutschland seit 2000 Schulden erlassen hat, sondern auch diejenigen, die derzeit besonders hohe Schulden bei Deutschland haben.
Griechenland und Nordkorea an der Spitze
Zum Stichtag 31. Dezember 2024 belief sich die Gesamtsumme der offenen Forderungen Deutschlands auf mehrere Milliarden Euro. Mit ausstehenden Verbindlichkeiten in Höhe von 9,08 Milliarden Euro ist Griechenland Spitzenreiter. Dabei handelt es sich ausschließlich um Forderungen aus der finanziellen Zusammenarbeit. Auch Nordkorea fällt auf: Das Land schuldet Deutschland 634 Millionen Euro, davon entfallen 624 Millionen auf Handelsforderungen. Nordkorea ist ein Sonderfall historisch bedingter Altverträge.
Zu den weiteren bedeutenden Schuldnerstaaten zählen Indien mit 986 Millionen Euro, Pakistan mit 713 Millionen Euro, Vietnam mit 250 Millionen Euro und Indonesien mit 303 Millionen Euro. Auffällig sind zudem die ausstehenden Summen seitens China in Höhe von 762 Millionen Euro sowie seitens des Irak (273 Millionen Euro) und Syriens (153 Millionen Euro).
Hohe Erlasse in der Vergangenheit
Andererseits hat Deutschland seit dem Jahr 2000 zahlreichen Ländern hohe Schulden erlassen. Den mit Abstand größten Erlass erhielt der Irak: Deutschland verzichtete insgesamt auf Forderungen in Höhe von 4,70 Milliarden Euro. Auch Nigeria (2,4 Mrd. Euro), Kamerun (1,4 Mrd. Euro) und die Demokratische Republik Kongo (1,0 Mrd. Euro) profitierten von umfassenden Schuldenerlassen. Laut der Bundesregierung dienen die Schuldenerlasse der „Erreichung oder Erhaltung der makroökonomischen Stabilität sowie der Wiedererlangung der Schuldentragfähigkeit der Schuldnerländer“.
Dabei handelt es sich in vielen Fällen um sogenannte HIPC-Staaten (Heavily Indebted Poor Countries), denen mit dem Schuldenerlass ein Beitrag zur Armutsbekämpfung geleistet werden soll. Diese Erlasse basieren häufig auf multilateralen Vereinbarungen im Rahmen des Pariser Clubs. Mit allen betroffenen Staaten wurden Regierungsabkommen geschlossen, die den Erlass konkret regeln.
Milliardenforderungen trotz Erlass
Obwohl Deutschland Ägypten bereits Schulden in Höhe von 363,35 Millionen Euro erlassen hat, bestehen dort nach wie vor Forderungen in Höhe von 1,337 Milliarden Euro. Ähnlich verhält es sich mit Afghanistan, dem 78,56 Millionen Euro erlassen wurden. Myanmar erhielt einen Erlass über 546,33 Millionen Euro, schuldet Deutschland zum Stichtag 31. Dezember 2024 aber dennoch weitere 60 Millionen Euro aus finanzieller Zusammenarbeit und 340 Millionen Euro aus Handelsforderungen.
Die Bundesregierung weist darauf hin, dass der Forderungsbestand einerseits entsprechend den Zins- und Tilgungsmodalitäten in den Regierungsabkommen abnehme. In Fällen ohne solches Abkommen erfolge die Reduktion durch Rückzahlung entsprechender Verträge mit der KfW.
Wirtschaftliche Interessen und Entwicklungsziele
Die Bundesregierung betont, dass die Erlasse auch im Interesse Deutschlands liegen. „Viele dieser Staaten zählen zu Absatzmärkten für deutsche Unternehmen. Seit dem Jahr 2000 haben deutsche Exporteure in diesen Märkten Waren im Wert von über 500 Mrd. Euro abgesetzt“, heißt es dazu. Die Schuldenerlasse hätten demnach nicht nur zur wirtschaftlichen Stabilisierung beigetragen, sondern auch die Zahlungsfähigkeit gegenüber internationalen Handelspartnern gestärkt.
Auch hinsichtlich der Haftung bei Zahlungsausfällen gibt es klare Regelungen. Handelsforderungen stammen häufig aus Kreditverträgen aus den 1980er-Jahren, bei denen Deutschland nach Ausfällen sogenannte Hermesdeckungen leisten musste. „Vor einem Schuldenerlass wurde grundsätzlich versucht, den/die Garantiesteller vollumfänglich in Anspruch zu nehmen“, so die Bundesregierung in ihrer Antwort. Während Deutschland großzügig Schulden erlässt, hat kein anderer Staat im selben Zeitraum der Bundesrepublik Schulden erlassen. Das geht ebenfalls aus der Antwort auf die AfD-Anfrage hervor.