Linke Doppelmoral in Bremen: Inklusion und Diversity – aber bitte nicht im eigenen Viertel
Bei der letzten Bremer Bürgerschaftswahl landeten im sogenannten Viertel nur linke Parteien auf den ersten drei Plätzen. Doch wenn es um die Drogenhilfe geht, endet die linke Haltung offenbar, wenn diese vor der eigenen Haustür stattfinden soll.
Im Bremer Viertel, in dem sich der Ziegenmarkt befindet, gab es bis zuletzt großen Widerstand gegen eine Substitutionspraxis für drogenabhängige Menschen. (Symbolbild)
© IMAGO / Axel KasteBremen. – Die Pläne für eine Substitutionspraxis in der ehemaligen Apotheke am Bremer Ziegenmarkt sorgten bei Anwohnern, Gewerbetreibenden und politischen Vertretern bis zuletzt für erhebliche Unruhe. Das Ameos Poliklinikum beabsichtigte nämlich, dort ab Sommer Methadon an rund 300 Drogenabhängige auszugeben.
Anwohner und Geschäftsleute äußern Bedenken
Der Betreiber einer mobilen Saftbar kritisierte laut dem Weser Kurier die Pläne mit deutlichen Worten: „Das wäre auf gut Deutsch gesagt Scheiße, weil es der falsche Ort dafür ist. Wir haben ja eh schon Probleme hier und die würden sich noch verschlimmern“. Er verweist auf die mobile Polizeiwache am Platz, die nach 18:30 Uhr verschwindet – dann seien die Drogendealer wieder präsent.
Ein Gewürzhändler lehnt das Prinzip der Substitution grundsätzlich ab. „Ich finde das ungerecht anderen gegenüber, die auf ihre Gesundheit achten“, sagt er und fordert stattdessen Einrichtungen mit gesellschaftlichem Mehrwert. Von einer Zahnarztpraxis kam die Warnung: „Hier kommt man eher und schneller an Stoff als woanders.“ In der Praxis sei es außerdem bereits zu gewalttätigen Vorfällen mit einem Drogenabhängigen gekommen, der eine Behandlung gefordert hatte. „Wir konnten ihn aber nicht betäuben, weil er so zugedröhnt war.“
Angst vor Bedrohung und touristischem Schaden
Der Betreiber eines asiatischen Restaurants berichtete laut dem Weser Kurier von einem Vorfall, bei dem ein drogenkranker Mann Essen im Lokal verteilte. „Das macht Angst, dass es auch zu gefährlicheren Situationen und einer Bedrohung der Gäste kommen könnte.“ Ein weiterer Restaurantbesitzer sah unterdessen den Tourismus gefährdet. „Und es ist für die Jugendlichen, die nach dem Fußball hierher, kein guter Einfluss“, zitiert ihn die Zeitung.
Auch aus einer Buchhandlung kamen Zweifel: „Ameos ist ein Konzern, der vor allem auf Profit aus ist. Aber das passt hier nicht rein.“ Man verwies auf eine bereits existierende Praxis in der Wielandstraße. Es gebe Sicherheitsbedenken, besonders für Kinder auf dem Weg zur Schule oder zum Spielplatz.
Kritik auch aus der Politik
Der CDU-Innenpolitiker Marco Lübke stellte klar: „Aus sicherheitspolitischer Sicht ist der Standort vollkommen ungeeignet.“ Ralph Saxe (Grüne) stimmte zu: „Der Ziegenmarkt ist für eine Methadonausgabe ein denkbar ungeeigneter Standort.“ Auch der Gesundheitspolitiker der Linken, Nelson Janßen, teilte diese Ansicht. Saxe forderte jedenfalls „wirklich eine Lösung“, Janßen betonte die Notwendigkeit dezentraler Angebote. Die CDU-Drogenpolitikerin Sina Dertwinkel pochte unterdessen auf eine Einbindung der Öffentlichkeit, eine „Einzelmaßnahme“ wolle sie in keinem Fall.
Inzwischen wurde bekannt, dass sich das Vorhaben, am Ziegenmarkt eine Ausgabestelle für das Substitutionsmittel Methadon einzurichten, zerschlagen hat. Laut Buten und Binnen teilte Ortsamtsleiterin Astrid Dietze das bei der Beiratssitzung am Mittwochabend mit. Der Ameos-Konzern habe demnach einen Bauantrag gestellt, der jedoch inzwischen abgelehnt wurde.
SPD, Linke und Grüne gewählt
Bei der Wahl zur Bremischen Bürgerschaft vor zwei Jahren wählten die meisten Menschen in der Östlichen Vorstadt, wo sich der Ziegenmarkt befindet, die SPD. Sie erhielt 26,4 Prozent der Stimmen. Dahinter folgten Die Linke mit 24,1 Prozent und die Grünen mit 19,9 Prozent. Mit 13,9 Prozent landete die CDU abgeschlagen auf Platz vier, allerdings noch vor der FDP, die drei Prozent erreichte.