Falsche Fährte: Warum der Islam nicht das Hauptproblem ist

Alle paar Monate streitet die Rechte darüber, inwieweit der Islam unser Hauptproblem ist. Diese Debatte ist zu kurz gegriffen und lässt den wichtigsten Aspekt außer Acht, nämlich den der Masseneinwanderung, meint Bruno Wolters.

Kommentar von
1.11.2023
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5 Minuten Lesezeit
Falsche Fährte: Warum der Islam nicht das Hauptproblem ist
Muslime beim Mittagsgebet in der DITIB Zentralmoschee in Ehrenfeld. (Symbolbild)© IMAGO / Panama Pictures

Tausende bei Pro-Hamas-Demonstrationen, islamistischer Terror, Moschee-Neubauten, Islamunterricht, Sittenwächter – die Islamisierung Deutschlands und Europas nimmt immer mehr Gestalt an. Die aktuellen Bilder von betenden Menschenmassen vor dem Brandenburger Tor in Berlin oder „Allahu akbar“-Rufen auf Demonstrationen erschrecken viele Menschen zu Recht. Man fühlt sich angesichts solcher Szenen entfremdet und fragt sich: „Was ist hier nur schiefgelaufen?“ In Wien wurde kürzlich ein Mädchen von sogenannten islamischen „Sittenwächtern“ angegriffen, weil es sich falsch kleidete, in Deutschland gewinnen muslimische Verbände und Gruppen über Lobbyorganisationen immer mehr politischen Einfluss. Der Machtanspruch dieser Gruppen wird immer deutlicher. Ein anderes Beispiel: Anti-Israel-Demonstrationen werden verboten und trotzdem durchgeführt. Die Polizei kann sich kaum dagegen wehren.

Angesichts solcher Entwicklungen fragen sich immer mehr Menschen, was getan werden muss, um die Situation zu verbessern. Wie kann man die Islamisierung stoppen und am besten rückgängig machen? Das sind richtige Fragen, die aber nicht falsch beantwortet werden dürfen. Angesichts der aktuellen Situation in Deutschland hat die Disziplin der Islamkritik wieder Hochkonjunktur – und mit ihr die Verkennung unseres Hauptproblems. Ich habe schon vor Monaten in einem Kommentar geschrieben, dass nicht der Islam das Problem ist, sondern die Islamisierung. Hier muss aus guten Gründen unterschieden werden – eine pauschale Islamkritik oder eine Fokussierung auf den Islam verhindert eine wichtige Differenzierung, die aber nötig ist, um die Wurzel der ganzen Fehlentwicklungen packen zu können.

Differenzierung ist hier notwendig!

Damit ich nicht missverstanden werde: Ich fordere ein hartes Vorgehen gegen die Islamisierung! Beendigung der Zusammenarbeit mit DITIB, kein Islamunterricht an Schulen, Schließung radikaler Moscheen, Unterbindung der Finanzierung radikaler Vereine und Moscheen durch ausländische Akteure, Kopftuchverbot in Schulen und Behörden, Ausweisung radikaler muslimischer Prediger. Und viele Punkte, die ich jetzt sicher vergessen habe. Sie sind wichtig und müssen angegangen werden. Aber sie sind nur eine Frage einer harten Innenpolitik und eines guten Grenzschutzes.


Mit Blick auf den Islam steht die Rechte vor einer Weggabelung. Der eine Weg ist der Weg der Konfrontation, der Verdrängung oder der „Reconquista“. Der andere Weg ist der Weg der selbstbewussten, aber ausgleichenden Begegnung. Denn der Islam erweist sich als ausgesprochen resistent gegen den zersetzenden Antitraditionalismus des Westens. Die These des Autors ist dabei klar: Der Hautfeind heißt nicht Islam, sondern Liberalismus! Jetzt im m FREILICH-Buchladen bestellen.


Denn eines darf bei aller Kritik am Islam nicht in den Hintergrund geraten: Nicht der Islam ist das Problem, sondern die Masseneinwanderung und die damit verbundene Verdrängung der einheimischen Europäer. Der Islam verbreitet sich nicht durch Missionierung, sondern durch die nicht enden wollende Einwanderung, die in Deutschland von westlich-transatlantischen Parteien wie der CDU oder den Grünen gefördert, von westlich-transatlantischen Medien wie Bild und Welt damals bejubelt und heute von den gleichen Parteien weiter betrieben wird. Kein Ajatollah aus dem Iran hat uns verboten, die Grenzen zu schützen und die Massenmigration zu stoppen. Keine Fatwa eines Imams aus Kairo hat uns befohlen, die Grenzen zu öffnen. Es sind linksliberale Akteure, die all das befeuert haben – keine Islamisten!

Wo liegen die Ursachen?

Die Frage ist: Was nützt es, wenn wir die oben genannten Maßnahmen gegen die Islamisierung ergreifen, ohne die Masseneinwanderung in den Griff zu bekommen? Was nützen all diese Maßnahmen gegen die Islamisierung, wenn man die Ursache der Islamisierung als zweitrangig oder noch unwichtiger ansieht? Die Islamisierung ist eine Folge der Masseneinwanderung und des demografischen Wandels. Wir müssen endlich unsere Grenzen schützen und kontrollieren. Wir müssen die zig illegalen Migranten, die seit Jahren hier sind, endlich zurückschicken. Das sind die wahren Treiber der Islamisierung!

Ein Beispiel zum Nachdenken: Wäre alles gelöst, wenn alle Migranten Atheisten wären? Wäre es dann „wieder unser Land“? Ändert sich etwas an der Tatsache, dass in Deutschland in einigen Stadtteilen mehrheitlich Migranten und Ausländer leben? Ändert das etwas an der Clankriminalität? Nein. Wir haben es mit ethnischen und demografischen Dimensionen zu tun. Es ist eine Masseneinwanderung, die den Islam mitbringt. Und bei der Masseneinwanderung müssen wir ansetzen. Das hat nichts mit Relativierung, Apologetik oder dergleichen zu tun. Der Islam ist nicht Teil Europas. Wenn ich sage, der Islam ist nicht unser Hauptproblem, dann meine ich nicht, dass radikale muslimische Vertreter hier freie Bahn haben sollen. Nein, ich will, wie gesagt, auch keine radikalen Islamverbände, keine islamistischen Prediger und keine Muezzin-Rufe. Aber all diese Phänomene sind nur eine Folge der Masseneinwanderung der letzten Jahre und darüber hinaus.

Masseneinwanderung muss beendet werden!

Viele Rechten haben das Problem, dass sie zwar eine Freund-Feind-Unterscheidung treffen, aber den falschen Freund und den falschen Feind wählen. Wenn man aus einem Impuls heraus, zum Beispiel, wie schon gesagt, aufgrund aktueller Bilder und Videos oder aus dem Gefühl heraus, wenn man durch eine deutsche Innenstadt geht, den Westen für den Freund und den Islam für den Feind hält, dann übernimmt man fahrlässig eine fremde Unterscheidung. Das ist nicht unser Kampf. Der „Kampf der Kulturen“ – den es natürlich gibt, aber anders, als viele glauben – ist ein Kampf um Hegemonie und um das Überleben des von den USA dominierten Westens. Unsere Probleme werden mit Remigration und einer harten Grenzkontrolle gelöst. Wir brauchen eine Politik für den Europäer, aber müssen keine afghanische Innenpolitik betreiben.

Das Weiße Haus konstruiert den „freien Westen“ gegen „den Islam“. Wer sich diesem Kampf anschließt, wird die Probleme in Deutschland nicht lösen können – wohl aber die Probleme der US-Zentralbank, der US-Verschuldung und der Auftragslage des US-militärisch-industriellen Komplexes und der Außen- und Geopolitik der US-Elite. Wenn die großen westlichen Denkfabriken vom Kampf gegen den Islam reden, dann meinen sie nicht die Schließung radikaler Moscheegemeinden in Berlin und die Rückführung illegaler Einwanderer aus Europa in ihre Heimatländer, sondern die nächste US-geführte Intervention (im Iran?) für Demokratie und Liberalismus oder einen neuen Regime Change im Orient. Das nützt uns nichts. Weil wir dann die Folgen dieser Katastrophen in Form von Masseneinwanderung und Anschlägen ausbaden dürfen.


Zur Person:

Bruno Wolters wurde 1994 in Deutschland geboren und studierte Philosophie und Geschichte in Norddeutschland. Im Sommer 2020 war er Mitgründer des konservativen Onlinemagazins konflikt. Im Jahr 2021 folgte das Buch Postliberal im Verlag Antaios. Seit 2022 ist Wolters Redakteur bei FREILICH. Seine Interessensgebiete sind Ideengeschichte und politische Philosophie.

Twitter: https://twitter.com/Bruno_Wolters


Die in Gastbeiträgen geäußerten Ansichten geben ausschließlich die Meinung des jeweiligen Autors wieder und entsprechen nicht notwendigerweise denen der Freilich-Redaktion.