Brüssel will Erasmus-Studium auf Nordafrika ausweiten
Die EU möchte ihr Austauschprogramm Erasmus+ für Studenten aus Nordafrika und dem Nahen Osten öffnen. Mit dem neuen Mittelmeer-Pakt sollen Milliarden fließen, Partnerschaften entstehen und die Migration soll stärker politisch gesteuert werden.
EU-Kommissionspräsidentin von der Leyen bezeichnete das Mittelmeer als „Brücke zwischen Kontinenten für Menschen, Güter und Ideen“.
© IMAGO / Anadolu AgencyBrüssel. – Die Europäische Union will ihr Austauschprogramm Erasmus+ künftig auch für Studenten aus Nordafrika und dem Nahen Osten öffnen. Dies kündigte die Kommission am vergangenen Donnerstag im Rahmen eines umfassenden Plans zur Stärkung der europäischen Präsenz in der Mittelmeerregion an.
Pakt soll Zusammenarbeit vertiefen
Die geplante Öffnung für Nicht-EU-Mitglieder ist Teil des neuen „Pakts für das Mittelmeer“, wie Politico berichtet. Dieser umfasst Länder wie Algerien, Ägypten, Israel, Jordanien, Libanon, Libyen, Marokko, Palästina, Syrien und Tunesien. Gleichzeitig soll das Budget für die Region auf 42 Milliarden Euro verdoppelt werden. Kommissionspräsidentin Ursula von der Leyen stellte die drei zentralen Säulen des Paktes vor: Menschen, Wirtschaft und der Zusammenhang zwischen Sicherheit, Vorbereitung und Migration.
Mehr als 100 Projekte geplant
Laut der EU-Außenbeauftragten Kaja Kallas umfasst der Pakt mehr als 100 Projekte. Diese reichen von der Unterstützung für 5G-Netze und verbesserte Mobilfunkverbindungen in der Region bis hin zu jugendorientierten Programmen sowie Bahn-, Straßen-, maritimen Verbindungen und Unterseekabeln, die Daten zwischen den Nationen transportieren. Neben dem Ausbau der digitalen Infrastruktur sollen auch Bildungsangebote und Mobilitätsprogramme erweitert werden.
„Mediterranean University“ als Zukunftsprojekt
EU-Kommissarin Dubravka Šuica erklärte, das Ziel bestehe darin, junge Menschen stärker zu vernetzen und die Programme Erasmus+ und Horizon Europe auszubauen. Sie sprach von einer künftigen „Mediterranean University“. Mit diesem Vorhaben sollen Universitäten in Nordafrika und im Nahen Osten die Möglichkeit erhalten, gemeinsame Studiengänge mit europäischen Hochschulen zu entwickeln. „Wir werden auch die Talentpartnerschaften mit Marokko, Tunesien und Ägypten ausbauen und die Erteilung von Visa, insbesondere für Studenten aus diesen Ländern, erleichtern“, sagte Šuica.
Migration als „gemeinsame Chance“
Ein Schwerpunkt des Pakts liegt auf der Migrationspolitik. Šuica bezeichnete Migration als die „größte gemeinsame Herausforderung“ und eine „gemeinsame Chance“ für beide Seiten. Die EU wolle mit dem Pakt Bemühungen, illegale Abwanderung zu verhindern und Schmuggler in den südlichen Nachbarländern der EU zu bekämpfen, unterstützen und gleichzeitig legale Wege schaffen, „um Europas Arbeitskräftebedarf zu decken“.
„Unsere vertiefte Zusammenarbeit ist eine strategische Entscheidung, die sich in der Schaffung der neuen Generaldirektion MENA (Naher Osten, Nordafrika und Golfregion) sowie im Vorschlag der Kommission, das Budget für diese Region im nächsten Programmplanungszeitraum auf 42 Milliarden Euro zu verdoppeln, widerspiegelt“, so Šuica weiter.
Konkurrenz mit anderen Weltmächten
„Wir haben diesen Ländern im Hinblick auf eine gleichberechtigte Partnerschaft so viel zu bieten“, betonte Kallas. „Wir sind an einer Zusammenarbeit in den Bereichen Energie, Konnektivität und kritische Rohstoffe interessiert.“ Der Vorschlag der EU sei „viel positiver“ als der anderer geopolitischer Akteure, aber man müsse „wirklich daran arbeiten“. Damit verwies sie auf den wachsenden Einfluss Chinas und Russlands in der Region.
Von der Leyen unterstrich die Bedeutung der Region für Europa. Sie bezeichnete das Mittelmeer als „Brücke zwischen Kontinenten für Menschen, Güter und Ideen“. Die Wahrheit sei, „dass Europa und der Mittelmeerraum ohne einander nicht existieren können“, so von der Leyen.