Michael Schäfer präsentiert fünf außergewöhnliche Werke: „Musste Lesepause einlegen und Türe abschließen“

Für viele gilt das Buch immer noch als Allheilmittel für alle Lebenslagen und Gemütszustände. FREILICH-Redakteur Mike Gutsing sagt: Mehr davon! Deshalb sammelt er für FREILICH in einer Sonderreihe die Lieblingsbücher verschiedener konservativer und rechter Akteure und lässt sie vorstellen. Heute stellt der Comic-Fan und „Hydra Comics“-Verlagsleiter Michael Schäfer fünf außergewöhnliche Werke vor.

Kommentar von
24.1.2024
/
7 Minuten Lesezeit
Michael Schäfer präsentiert fünf außergewöhnliche Werke: „Musste Lesepause einlegen und Türe abschließen“
© Michael Schäfer

Eine kleine Bemerkung zu Beginn: Bei der Auswahl der Titel wollte ich Comics und Bücher besprechen, die vermutlich kein anderer FREILICH-Autor vorstellen würde und die mich wirklich begeistert haben.

Warren Ellis – Planetary-Reihe und Transmetropolitan

Mein Allzeit-Lieblingsautor ist der junge Warren Ellis. Bevor er sich vom woken Mainstream hat brechen lassen, war er ein unfassbar guter Autor. Meine absolute Lieblingsserie stammt von dem Briten. Die Comicreihe, die den Namen der Geheimorganisation „Planetary“ trägt, erzählt von der verborgenen Geschichte der Welt und wird nur dann zum außergewöhnlichen Genuss, wenn man sich in der Popkultur, angefangen bei den Pulp-Geschichten der 30er-Jahre, ein wenig auskennt. Der Ermittler Elijah Snow, der die Temperatur in seiner Umgebung beeinflussen und ein Gehirn in Sekunden erfrieren lassen kann, wird zu Beginn der Serie als Archäologe des Unbekannten rekrutiert, „um nach Merkwürdigkeiten und Wundern Ausschau zu halten“ (Ellis). Die Serie ist durch ihre vielen Bezüge zur Populärkultur ein Comic mit Zugangsbeschränkung, aber genau das macht sie für uns „Eingeweihte“ umso wertvoller. Neben der guten Geschichte bietet jedes der 27 Originalhefte ein individuelles Titelbild, das aufwendig gestaltet wurde und ebenfalls auf Filme, Bücher, Musik, Erzählungen oder andere Comics anspielt. Ein Fest für Nerds.

Ebenfalls von Ellis ist Transmetropolitan. In dieser Comicreihe, die in Heftform und als Sammelbandreihe erschien, geht es um einen dekadenten, kaputten, egomanischen Journalisten, der seinen Beruf als Waffe sieht. In einer dystopischen Großstadt nutzt er seinen verblassenden Ruhm, um all diejenigen fertigzumachen, die es seiner Meinung nach verdient haben – und verdient haben es in dieser korrumpierten Zukunft einfach alle. Die Serie zeigt mit vielen genialen, überzeichneten Ideen, wohin sich unsere Welt und die westlichen „Demokratien“ entwickeln könnten. Man lernt, diese Zukunft zu fürchten und bekommt Lust, etwas dagegen zu unternehmen.

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Neil Gaiman – Eine Studie in Smaragdgrün

Vom mit allerhand Preisen ausgezeichneten Ausnahmetalent Neil Gaiman, ebenfalls Brite, stammt Eine Studie in Smaragdgrün. Angesiedelt im viktorianischen England, ermittelt ein Duo aus der Baker Street in einem Mordfall. So weit, so bekannt. Nur, dass in diesem Empire das englische Königshaus durch die Kreaturen aus Lovecrafts Cthulhu-Mythos ersetzt wurde und in der Baker Street ein anderer großartiger Detektiv zu Hause ist. Ein echtes Meisterwerk mit vielen Anspielungen auf die Sherlock-Holm-Geschichten und andere Titel der klassischen Literatur. In der deutschen Ausgabe werden diese überall versteckten Hinweise liebevoll und kenntnisreich in einem Glossar aufgearbeitet.

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Laurent Obertone – Guerilla

Wann immer ich einen Roman empfehlen soll, nenne ich Guerilla vom Franzosen Laurent Obertone. Ich weiß noch, wie ich die Familie zu einem Ausflug losziehen ließ, um das Buch in Ruhe weiterlesen zu können. Obertone schafft es, den Leser zu fesseln und in seine erschreckend real wirkende Welt zu ziehen. In seiner Geschichte wird ein junger Migrant in einer der berüchtigten Pariser Vorstädte von einem Polizisten getötet.

Die Folge ist ein landesweiter Aufstand der Fremden, der auf eine wehrlose, verkommene Gesellschaft trifft. Ich erinnere mich, wie ich beim Lesen eine Pause einlegte, um das Ferienhaus in Dänemark abzuschließen, damit mich die Gefahren aus dem Buch nicht erreichen könnten. Ich habe meine Ausgabe als Leseempfehlung von einem Freund geliehen bekommen und das Buch dann gleich begeistert mit Lobeshymnen weitergegeben. Hoffentlich wird es vom Antaios Verlag bald wieder aufgelegt.

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Isaac Asimov – Alle Robotergeschichten

Meine Buchempfehlung für Kurzgeschichten sind die Robotererzählungen vom wohl wichtigsten Science-Fiction-Autor aller Zeiten: Isaac Asimov. Diese Geschichten wurden mehrfach und in verschiedenen Formen veröffentlicht. Die Sammlung Alle Robotergeschichten wurde vom 1992 verstorbenen Asimov selbst zusammengestellt und vereint all seine bedeutenden Beiträge zur Frage, wie sich der Mensch im Angesicht künstlichen Lebens verhält, verändert und womöglich untergeht. Wenn man bedenkt, wann die Geschichten geschrieben wurden (die älteste Erzählung ist von 1940), dann staunt man über ihre Aktualität. Die Entwicklungen zur künstlichen Intelligenz bringen uns jetzt an einen Punkt, den Asimov bereits vorhergesehen hat. Mit seinen Gesetzen der Robotik wollte er Antworten liefern, damit unsere eigene Schöpfung nicht unser Untergang wird.

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Brian K. Vaughan – Ex Machina

Wer es politischer möchte, dem empfehle ich die Comicreihe Ex Machina vom US-Autor Brian K. Vaughan. Der Bauingenieur Mitchell Hundred erhält nach einem Unfall mit einem überirdischen Artefakt die Kraft, mit Maschinen zu reden. Ihm fällt nichts Besseres ein, als Vigilant zu werden (sehr sympathisch) und sich in den 11. September 2001 einzumischen. Mit dem Ruhm aus seiner Zeit als alberner Superheld „The Great Machine“ wird er Bürgermeister von New York und muss sich im linksliberalen Politikbetrieb der Megastadt behaupten. Dabei holen ihn seine Vergangenheit und der Ursprung seiner Kräfte immer wieder ein. Die Reihe ist in Deutschland in acht Sammelbänden erschienen.

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Und noch viele mehr …

Es gäbe noch so viele weitere besondere Comics, an die ich mein Herz verloren habe und die ich immer wieder gern hervorhole. Da meine Zeichenzahl hier begrenzt ist, nun ein paar Kurzempfehlungen: Äthermechanik ist das Beste, was ich von Warren Ellis gelesen haben, aber auch zu speziell, um es bei den allgemeinen Empfehlungen unterzubringen. Narben, ebenfalls von Ellis, ist eine der bedrückendsten Geschichten, die ich gelesen habe. Und noch ein letzter Ellis-Tipp: In Authority zeigt er uns im bombastischen Popcornkino-Stil, wie unsere Welt aussehen würde, wenn es Übermenschen wirklich gäbe, sie mit ihrer Macht hart durchgreifen, wie sie durch ebendiese Allmacht korrumpieren, der Dekadenz verfallen und wie unsere Eliten reagieren würden.

Abschließen möchte ich mit Motor Girl von Terry Moore. Moore ist für seine starken Frauenfiguren bekannt. Die Kriegsveteranin Sam betreibt mit dem zwei Meter großen sprechenden Gorilla Mike einen Schrottplatz in der Wüste, bis ihr Geschäftemacher aus der Stadt und Außerirdische das Leben schwer machen. Auch wenn es sich nicht so anhört, ist Motor Girl eine Geschichte über Veteranen, die im Krieg mehr verlieren als nur ihr Leben. Der Comic liegt auf Deutsch als Sammelband vor.

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Zur Person:

Michael Schäfer ist Verlagsleiter von Hydra Comics. Der Verlag versteht sich als nonkonform und veröffentlicht Comics und Erzählungen aus dem deutschsprachigen Raum und darüber hinaus.


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